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Trend geht bei Züchtern zu Tauben

Von Helga Langelüttich 18.12.2005, 18:52

Wiederstedt/MZ. - Zudem war es die erste Schau nach der Stallhaft, die wegen Seuchengefahr verordnet werden musste. So stehen die Autos im Freien, und aus der Halle schallte lautes Krähen, Gurren und Gackern, als wollten die Tiere verkünden, dass sie wieder draußen sind.

"Zum ersten Male seit 45 Jahren konnten wir eine so große Schau durchführen. Bisher fehlte uns immer der Platz dafür", freute sich Vereinsvorsitzender Hans-Joachim Zinke, 74 Jahre alt und seit 48 Jahren Vereinsmitglied. Doch weil es die erste Schau nach dem Verbot war, gab es im Vorfeld wesentlich mehr Arbeit als sonst (MZ berichtete). Die Teilnehmerzahl war mit 119 Züchtern auch aus Nachbarkreisen und 796 Tieren sehr hoch.

Der Trend geht bei Geflügelzüchtern offenbar zu den Tauben: So besetzten sie auch in Wiederstedt die meisten Käfige. Ausstellungsleiter Hans-Joachim Kraft, 36 Jahre im Verein, züchtet selbst King-Tauben, die bis zu 1000 Gramm schwer werden können und deshalb nicht sehr flugfähig sind. "Es ist eine Platzfrage", erklärt er das zunehmende Interesse an der Taubenzucht. Für größeres Geflügel müsse man mehr Gelände haben.

Wenn man sich die riesigen Brahmas ansieht, die in unterschiedlichen Farbschlägen zu sehen waren, kann man sich den Platzbedarf gut vorstellen. Eins haben diese großen Tiere mit ihren kleinsten Artgenossen, den Bantams, gemeinsam: Sie legen nur wenige Eier, ist vom Fachmann zu erfahren. Die Zucht diene nicht dem Erwerb, sondern sei ganz und gar reines Hobby.

Eine sehr interessante Ausstellung zeigte die unterschiedliche Größe der "Geflügelprodukte". In einer Eierschau waren ein riesiges Straußenei neben winzigen chinesischen Wachteleiern zu bewundern und neben normalen Hühnereiern sowie von Natur aus dunkelbraun oder sogar hellgrün gefärbte Eier.

Viel Interesse bei den Besuchern gab es auch für die Tombola, von Sponsoren reich bestückt. Hauptgewinn war ein modernes Fahrrad.

Ein besonders erfolgreiches Mitglied der sechs Jugendlichen des Vereins ist Anne Beese, 15 Jahre jung und bereits seit fünf Jahren eifrige Züchterin, durch ihren Onkel inspiriert. Mit 379 Punkten wurde sie Jugend-Kreismeisterin bei den Zwerghühnern, Kreismeisterin bei den jugendlichen Taubenzüchtern wurde Diana Wiese aus Hettstedt mit 378 Punkten. Kreismeister bei den Züchtern von Wassergeflügel wurde Hilmar Bose mit 378 Punkten.

Gleich doppelter Kreismeister wurde Vorsitzender Zinke: Einmal erhielt er 380 Punkte bei Hühnern, und zum andern 379 Punkte bei Zwerghühnern. Über den Kreismeistertitel und je 380 Punkte konnten sich Dieter Bauer (Quenstedt) bei Formtauben und Hans-Joachim Thiele aus Gerbstedt bei Farbentauben freuen. "Die zehn Preisrichter hatten es nicht leicht, die Tiere nach der langen Stallhaft zu bewerten. Zum Glück hat bisher keines unserer Mitglieder seine Zucht einstellen müssen", so Zinke.

Man hoffe nun, dass es eine solche Maßnahme nicht noch einmal geben muss, eine Zucht sei sehr aufwändig. Sie könne nach Abbruch kaum wieder aufgebaut werden. Im Frühjahr würde sich ein Freilandverbot noch gravierender auf die Zucht auswirken, befürchtet Vorsitzender Zinke.