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Protest gegen Schweinezucht Protest gegen Schweinezucht: Umweltgruppe BUND will gegen Ausbau klagen

Von Fabian Wagener 27.03.2019, 11:30
Die Schweinezucht in Roda ist umstritten.
Die Schweinezucht in Roda ist umstritten. J. Lukaschek

Roda - In dem Sanderslebener Ortsteil Roda regt sich weiter Widerstand gegen den geplanten Ausbau der dortigen Schweinezucht. Inzwischen hat sich auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) angeschlossen, wie Hans-Jürgen Paasch, Sprecher der BUND-Kreisgruppe Mansfeld-Südharz, auf Anfrage der MZ bestätigte. „Wir unterstützen das Anliegen der Bürger“, sagte er. Zugleich kündigte er an, auch juristisch gegen den Ausbau vorgehen zu wollen. „Der BUND wird klagen.“ Paasch nannte artenschutzrechtliche Belange als Hintergrund, vor Ort gebe es unter anderem Fledermäuse und Zauneidechsen. Weiter ins Detail gehen wollte er zunächst jedoch nicht.

Anwohner fühlen sich von Geruch belästigt

Die Tieranlage in Roda soll um- und ausgebaut werden. Die Agrargenossenschaft Freckleben hat laut Kreisverwaltung einen entsprechenden Antrag gestellt, das Genehmigungsverfahren läuft. Sollte es grünes Licht geben, wird dort Platz für mehr Tiere sein, die Zahl könnte von 2.018 auf 3.820 Sauen und Ferkel steigen. Das Vorhaben stößt jedoch auf viel Kritik.

In Roda befürchtet man negative Auswirkungen auf den Lebensalltag in dem kleinen Ort. Bereits jetzt klagen Anwohner über eine starke Geruchsbelästigung durch die Schweineställe. „Ich befürchte, dass der Gestank schlimmer wird“, sagte Detlef Litschke zur geplanten Erweiterung. Der Rodaer wohnt direkt neben der Anlage.

Dass eine Modernisierung die Situation verbessern könnte, glaubt er nicht. „Es sind mehr Tiere und es muss so oder so gelüftet werden.“ Wie viele andere auch sieht Litschke durch das Vorhaben die Attraktivität des Ortes beeinträchtigt. „Wir wollen ja, dass junge Leute hinziehen“, sagte er. Man müsse versuchen, den Umbau zu verhindern.

Betreiber hält Bedenken für unbegründet

Aber ist das realistisch? Eine Idee jedenfalls ist vorerst vom Tisch: die Änderung des Flächennutzungsplan. „Das wäre nicht erfolgsversprechend“, erläuterte Arnsteins Bauamtsleiterin Janet Klaus. Die Ausbau-Kritiker wollten damit erreichen, den bauplanerischen Status des betreffenden Gebiets in ein sogenanntes Mischgebiet zu ändern und den Umbau so zu erschweren. Derzeit handelt es sich dort um ein Sondergebiet, was mehr Nutzungsmöglichkeiten gibt.

„Das ist eigentlich ein Freibrief für alles“, kritisierte BUND-Mitglied Paasch, der jüngst gemeinsam mit Bürgern aus Roda beim Umweltamt des Landkreises war, um sich über das Projekt und den Stand des Verfahrens zu informieren. „Es soll ein richtig großer Stall hingebaut werden, 140 mal 30 Meter“, sagte er. „Das ist Massentierhaltung.“ Gut sei, dass sich die Bürger engagierten, das helfe. Der BUND werde dabei sein.

Auf die Ankündigung Paaschs, auch juristisch gegen die Ausbaupläne vorzugehen, reagiert Anlagenbetreiber Jürgen Arndt derweil gelassen. Jeder habe das „gute Recht, Rechtsmittel einzulegen“, sagte der Vorstand der Agrargenossenschaft Freckleben der MZ. Aus Sicht von Arndt sind die Bedenken in Roda allerdings unbegründet. Mit dem Umbau werde die Situation dort „deutlich besser“, sagte er.

Ställe sind nicht mehr zeitgemäß

Dies habe ein Gutachten eines beauftragten Planungsbüros ergeben. Die derzeitigen Stallungen seien 50 bis 60 Jahre alt und „nicht mehr zeitgemäß“. Von den acht Ställen würden fast alle abgerissen, es entstehe ein 140 Meter langer Stall mit moderner Technik und einer völlig neuen Belüftung. Um eine „Riesenanlage“ handele es sich dabei bei weitem nicht.

Arndt plädierte dafür, das Genehmigungsverfahren beim abzuwarten. Es sei jetzt an den Fachbehörden, den Antrag zu prüfen. Dies sei „ein ganz normaler Vorgang“, sagte Arndt, der auch dafür kritisiert worden war, dass er die Rodaer nicht über seine Pläne informiert hatte. Dazu sagte er der MZ, dass eine öffentliche Erläuterung des Vorhabens durchaus denkbar sei. Er wolle allerdings erst die Stellungnahmen der Behörden abwarten.

(mz)