Schweinezucht in Roda Schweinezucht in Roda: Ausbaupläne stinkt den Anwohnern gewaltig

Roda - „Wenn es ganz schlimm ist, setzen wir uns auch schon ins Auto und fahren einfach woanders hin. Hier ist es ja nicht auszuhalten“, sagt Ina Löchner aus Roda. „Das ist ein unerträglicher Gestank im Ort“, ergänzt ihr Mann Gerd. In dem Sanderslebener Ortsteil gibt es seit den 1950/60er Jahren Schweineställe. Das finden die Anwohner auch nicht weiter schlimm.
„Immerhin leben wir nun mal auf dem Land“, sagt Löchner. Doch seit über einem Jahr hätten sich die Zustände - vor allem was den Geruch angeht - dort extrem verschlechtert, erklärt sie weiter. Und nun soll die Tieranlage um- und ausgebaut werden. Das stinkt den Anwohnern gewaltig.
Mit dem aktuellen Vorhaben sollen nämlich mehr Ferkel und Sauen in die Ställe kommen. Aus derzeit 2.018 sollen 3.820 Tiere werden. Das bestätigt der Betreiber, die Agrargenossenschaft Freckleben, auf Anfrage der MZ nicht.
Anlage in Roda sei baufällig
Vorstandsvorsitzender Jürgen Arndt sagt, er verstehe die Aufregung um das Projekt nicht. Die Anlage in Roda sei baufällig und man habe lediglich vor, den Zustand zu verbessern, sagt er. Die Rodaer können das nicht so recht glauben und befürchten, dass es künftig noch mehr stinken wird im Ort. „Wenn es wieder schlimm ist, kann man sich kaum draußen aufhalten“, beschriebt es Gerd Löchner.
Vor allem Güllegestank, aber auch Verwesungsgeruch mache sich immer wieder breit. Dazu kämen unzählige Fliegen, die vor allem im Sommer den Ort einnehmen, sagt Heike Galster, die in der Nachbarschaft der Ställe lebt. Man könne kaum die Fenster oder Türen auflassen, sagt sie. Ruckzuck sei das Ungeziefer im ganzen Haus. Und dann wären da noch die Schreie der Schweine. „Das ist kein einfaches Quieken mehr“, sagt Gerd Löchner. Teilweise höre es sich an, als seien Tiere eingeklemmt und würden vor Schmerzen schreien. Selbst durch die geschlossenen Fenster höre man das, sagt Ina Löchner.
Stadtrat stimmt gegen Stallumbau
Den Anwohnern stinkt aber auch, dass der Stallumbau „hinter ihrem Rücken“, wie sie sagen, durchgeführt werden soll. Denn eine öffentliche Beteiligung gab es bisher nicht. Vielmehr hätten sie eher zufällig davon erfahren, weil es Thema im letzten Stadtrat war. Die Stadträte sollten dort ihr Einvernehmen zum Vorhaben geben, wie es im Amtsdeutsch heißt. Die Ratsmitglieder stimmten aber mehrheitlich dagegen. Sehr zur Freude der Rodaer. „Wir sind froh, dass man uns unterstützt“, sagt Ina Löchner. Dennoch sei man weiterhin skeptisch.
„Wer nichts zu verstecken hat, der braucht das auch nicht so heimlich machen“, so Löchner. Eine solche Beteiligung der Öffentlichkeit sei für das Verfahren laut Bundesimmissionsschutzgesetz aber nicht vorgesehen, teilt Michaela Heilek, Sprecherin des Landkreises Mansfeld-Südharz, auf Anfrage mit. Erst wenn eine Umweltverträglichkeitsprüfung fällig werde, sei das der Fall. Betreiber Jürgen Arndt sehe in einer Öffentlichkeitsbeteiligung aber kein Problem, wie er sagt. Er gehe davon aus, dass diese noch folgen werde. Ein bereits erstellte Immissionsprognose für Geruch, Ammoniak und Stickstoff kam zum Ergebnis, dass der Vorsorgewert für Gerüche „für Dorfgebiete eingehalten“ werde, teilt Heilek mit. Das sehen die Rodaer anders. Die normalen Stall- und Misthaufengerüche sei man gewöhnt. Immerhin gab es im Ort früher auch mal einen Kuhstall und ein Schafstall werde noch heute betrieben. „Die Gerüche vom Schweinestall sind aber was anderes“, sagt Gerd Löchner.
(mz)