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Gerbstedt Gerbstedt: Wie eine Eule gerettet wurde

Von Wladimir Kleschtschow 02.10.2015, 08:51
Hans-Joachim Burkardt mit der geretteten Eule.
Hans-Joachim Burkardt mit der geretteten Eule. Jutta Halle Lizenz

Gerbstedt - Hat sie bei den Menschen Schutz und Rettung gesucht? Eine verletzte Schleiereule haben die Gerbstedter Gisela und Michael Kirchhof auf ihrem Grundstück gefunden, eingefangen und damit dem Vogel höchstwahrscheinlich das Leben gerettet. Denn die Eule konnte aufgrund ihrer Verletzung nicht mehr fliegen. Es wäre also nur eine Frage der Zeit gewesen, dass sie Beute eines Fuchses oder eines Marders geworden wäre. Oder sie würde einfach verhungern.

„Ich wollte morgens gerade zur Arbeit fahren, als ich hinter mir ein Geräusch hörte und sie sah“, schildert Michael Kirchhof die erste Begegnung mit dem Tier. Die Eule ist aber zuerst unter dem Auto verschwunden und dann war sie ganz weg. Ein Flügel hing schief, sie schleppte ihn nach.

Auf dem Grundstück leben viele Vögel

„Zuerst wussten wir nicht, ob es eine Eule oder ein Kauz ist“, sagt Kirchhof. „Während ich auf Arbeit war, hat meine Frau aber die Literatur gewälzt und fand nun heraus, dass es eine Schleiereule ist. Vielleicht lebte sie auf unserem Grundstück. Wir haben Bäume, darunter drei Tannen, und viele Vögel leben hier.“

Abends hielten die Kirchhofs Ausschau nach dem verschwundenen Vogel. Und siehe da: Er kam wieder zum Haus und saß vor der Terrassentür. Offensichtlich war die Eule bereits stark geschwächt. „Da holte ich das Gepäckschutznetz aus meinem Transporter und mit dessen Hilfe konnten wir die Eule einfangen“, so Kirchhof weiter. Dann haben sie versucht, jemanden zu erreichen, der für solche Fälle zuständig ist - vom Tierschutz bis hin zu Behörden. Am Abend war jedoch niemand zu erreichen. Am nächsten Tag landeten sie beim Ordnungsamt der Einheitsgemeinde. Am Tag darauf wurde die Eule abgeholt - in einer Kiste.

Eule lebt im Tierpark Aschersleben

Hans-Joachim Burkardt, Leiter des Bau- und Ordnungsressorts der Stadtverwaltung, schaffte dann den Vogel in den Tierpark Aschersleben. Er musste vorsichtig sein und Handschuhe benutzen, denn Eulen haben scharfe Krallen. Im Tierpark wurde bestätigt, dass es sich um eine Schleiereule handelt und dass bei ihr ein Flügel gebrochen ist. Um das Tier werde sich nun gekümmert. Die Frage, ob die Eule auch in den Tierpark Walbeck kommen könnte, verneinte Burkardt. „Laut einer Landesregelung dürfen Wildtiere in solchen Fällen nur an drei Tierparks abgegeben werden - in Petersberg, Thale oder Aschersleben“, erklärte er. Es ist nicht die erste Eule, die in der Gegend in letzter Zeit gerettet wurde. So war vor wenigen Wochen in Heiligenthal ein Jungvogel aus dem Nest heruntergefallen. Die örtliche Feuerwehr las ihn auf. Da das Nest in großer Höhe unerreichbar war, brachten die Feuerwehrleute den Fund ebenfalls in den Tierpark. (mz)