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Zeitungsprojekt Zeitungsprojekt: Der lange Weg im Forschungslabor

Von Ronald Dähnert 14.04.2004, 17:43

Halle/MZ. - Zunächst wartete auf die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9 / 1 des Georg-Cantor-Gymnasiusm richtig starker Tobak: Fast zwei Stunden lang jede Menge Theorie zum Thema "Mikrosensortechnik zur Spurenanalytik". Im Institut für Analytik und Umweltchemie der Martin-Luther-Universität hatten sich die 23 Gymnasiasten eingefunden, um zu recherchieren. Im Rahmen des IZOP-Projektes "Partnerschulen im Dialog" ließen sich Schüler informieren, um später eine Seite in der Mitteldeutschen Zeitung zu gestalten.

Erst nach der Einführung und zwei kurzen Vorlesungen gab es für die 15- bis 16-Jährigen etwas Handfestes zu tun. Denn sie besuchten ein Labor, in dem Professor Wilhelm Lorenz, Direktor des Instituts, sehr anschaulich demonstrieren konnte, wie Analysen erstellt werden. Klar wurde dabei auch, welch langer Weg mitunter nötig ist, um an die ersehnten Ergebnisse zu kommen.

Das Thema des Tages am halleschen Weinberg-Campus war dabei durchaus kein rein theoretisches, denn das Institut hat gemeinsam mit der Firma Sensobi Sensoren GmbH tatsächlich Sensortechnik für die Spurenanalyse, in diesem Fall Ammoniak, entwickelt. Ein heikles Thema, wie Gerlinde Bischoff, Bearbeiterin des Projektes, den Gästen erzählte, weil Ammoniak die Eigenschaft hat, die empfindlichen elektronischen Messkontakte schnell verrosten zu lassen. Wie letztlich diese Hürde genommen wurde, behielt die Wissenschaftlerin selbstredend für sich.

Nachdem die zweistündige Theorie bei den Gymnasiasten etwas gesackt war, interessierten sie sich für Details des Projektes. So wollte Caroline Strunk wissen, wie viele Firmen bundesweit überhaupt in der Lage wären, solche Sensoren herzustellen. Die Antwort von Gerlinde Bischoff war ernüchternd, denn die Annahme der Schülerin, jetzt etwas von Weltexklusivität zu erfahren, wurde enttäuscht. Allein in Halle würden mindestens drei Firmen bestehen, die dazu in der Lage wären, so Bischoff. Etwas Enttäuschung kam bei den Schülern auch auf, als die versprochene Wein-Analyse abgesagt werden musste. Das Projekt sei ausgelaufen, so Bischoff. "Statt Wein analysieren wir derzeit Mineralwasser."

Die Frage, wie aus all den Informationen Artikel für eine Zeitungsseite werden könnten, wurde wenig zögerlich beantwortet. Caroline Strunk war der Überzeugung, dass eine interessante Überschrift gefunden werden sollte. Und Franziska Lösel meinte, die Leser sollten nicht zu schnell mit all den Fachinformationen "überschüttet" werden. Julia Wünsche wollte auf jeden Fall darauf achten, dass die zahllosen Fachbegriffe in eine allgemein verständliche Sprache "übersetzt" werden sollten.

Klassenlehrerin Sabine Fröhlich hatte aber schon vorgesorgt, was die Verarbeitung der Informationsflut anbetrifft. Die Deutsch- und Englischlehrerin wollte schon die Doppelstunde am Tag nach dem Institutsbesuch nutzen, gemeinsam mit den Schülern die Artikel vorzubereiten. Dabei müsse man das Unwesentliche vom Wesentlichen trennen und die vor allem richtigen Worte finden.

Insgesamt nannte sie den Recherchetag aber eine Bereicherung des Unterrichts, weil neben den theoretischen Ausführungen auch das Labor und die Firma Sensobi GmbH besucht wurde. Für die Schüler eines naturwissenschaftlichen Gymnasiums wie dem Cantor-Gymnasium eine gute Variante, "auch mal in die Praxis zu schauen", meinte Fröhlich.