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VfL Halle 96 VfL Halle 96: Großes Sommerkino am Zoo

Von GOTTFRIED SCHALOW 29.07.2012, 21:07

Halle (Saale)/MZ. - Alles ist eigentlich wie immer im VfL-Stadion am Zoo. Die Zuschauer sitzen in überschaubarer Anzahl auf den Tribünen, vor der Vereinsgaststätte stehen ein paar Tische in der Nachmittagssonne, die Bratwurst ist knackig wie eh und je. Und auch die S-Bahn kommt dröhnend in regelmäßigen Abständen vorbei. Und doch ist etwas grundlegend anders an diesem Sonnabend-Nachmittag. Es sind die Fußballer, die für Erstaunen sorgen. Nach allen Regeln der Kunst nehmen sie die fast in Bestbesetzung angetretene Verbandsliga-Mannschaft des BSV Ammendorf auseinander. 6:1 heißt es am Ende, eine deutliche Ansage für die in zwei Wochen beginnende Oberliga-Saison.

Zufrieden und sprachlos

Einige der Edel-Fans vom Zoo drücken danach Trainer Lars Holtmann die Hand, sagen, dass sie sprachlos seien und sich so gut unterhalten fühlten wie seit Jahren nicht mehr. Der sonst so laute Holtmann lächelt fast verlegen, sucht nach den richtigen Worten, gibt dann zu, dass auch er "ziemlich sprachlos" ist.

Nun war Ammendorf zweifelsfrei nur ein Test. Aber es war ein Spiel, bei dem fast alles passte. Großes Sommerkino. Schon nach einer Viertelstunde stand es 3:0, spätestens danach waren die Rollen endgültig verteilt. Der VfL 96 zauberte und trickste nach Herzenslust, Ammendorf war nur noch um Schadensbegrenzung bemüht und kam in der 41. Minute zum einzigen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:3 durch einen von René Beßler verwandelten Elfmeter.

Auslöser war der nach drei Jahren Pause zum VfL 96 zurückgekehrte Stephan Schammer, der im eigenen Strafraum den Ball ein wenig tollpatschig mit der Hand abfangen wollte. "Da habe ich wenigstens gelernt, dass diese Ecke auf dem Spielfeld nicht unbedingt zu meinem Revier gehört", sagte der 21 Jahre alte Stürmer, der ein gutes Beispiel für die Personalpolitik von Trainer Holtmann in den letzten Wochen und Monaten ist.

"Ich habe richtig große Lust auf Fußball hier beim VfL. Dafür nehme ich auch ein paar komplizierte Anmarschwege auf mich", sagt Schammer, der beim Land Hessen in Frankfurt am Main angestellt ist. "Aber ich kann es einrichten, dass ich mindestens drei Mal in der Woche beim Training dabei bin." Natürlich fehlt es manchmal noch an der Feinabstimmung mit seinen neuen, alten Team-Kollegen, "aber das lässt sich alles beheben".

Schammer traf gleich nach sieben Minuten zum ersten Mal für den VfL 96. In der zehnten Minute erhöhte Stephan Neigenfink auf 2:0, Georg Ströhl machte nach einer Viertelstunde das 3:0. Noch vor der Pause das 4:1 durch Ricky Wittke. In der zweiten Halbzeit trafen dann erneut Wittke und Ströhl zum 6:1-Ende.

Mit Georg Ströhl traf ein weiterer Heimkehrer also gleich zwei Mal, jeweils nach zentimetergenauen Pässen von Robin Huth. "Es tat mir mal ganz gut, ein halbes Jahr weggewesen zu sein. Jetzt weiß ich, was ich am VfL habe", sagte der Stürmer, der sich im Frühjahr mehr oder weniger erfolglos beim Verbandsligisten Edelweiß Arnstedt ausprobiert hat.

Ströhl hat überrascht zur Kenntnis genommen, dass sich im letzten halben Jahr viel beim VfL 96 geändert hat. In der Mannschaft, in der früher nur Stefan Karau über die ganze Breite und Länge des Platzes zu hören war, trauen sich mittlerweile auch andere, den Mund aufzumachen, Kommandos zu geben, auf unübersichtliche Spielsituationen hinzuweisen. Kapitän Nico Stein, aber auch Vertreter aus der eher ruhigeren Sparte wie Robin Huth oder Stephan Neigenfink.

"Genauso wollte ich die Mannschaft formen. Mit selbstbewussten Spielern, die wissen, was sie wollen", sagt Trainer Lars Holtmann, der seit einem Dreivierteljahr das Sagen beim VfL 96 hat.

Abstieg soll kein Thema sein

In dieser Zeit konnte er ohne jeden Druck seine Mannschaft aufbauen. In der letzten Oberliga-Saison ging es um nichts mehr, weil sich Borea Dresden und Gera aus dem Spielbetrieb zurückgezogen hatten und es keine weiteren Absteiger gab.

Holtmann hat in dieser Zeit viel experimentiert, im Winter auch eine Handvoll Spieler weggeschickt und nun, wie zum Beispiel Ströhl, wieder zurückgeholt. "Ich bin überzeugt davon, dass wir in diesem Jahr nichts mit dem Abstieg zu tun haben", sagt Holtmann. Beruhigend ist auch, dass ihm um die Torwartposition nicht bange sein muss. "Beide, Christian Bienko und Manuel-Kurt Kienitz, können in dieser Klasse bestehen. Eine Entscheidung fällt erst unmittelbar vor dem Saisonstart."

Auch Ammendorfs Trainer Lutz Schülbe war beeindruckt vom neuen VfL 96, konnte am Ende trotz der knackigen Vorführung schon wieder lächeln: "Wir hatten keine Chance."