1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Hoch hinaus zum Geburtstag: Das Reit- und Fahrturnier an der Sangerhäuser Walkmühle wird am Pfingstwochenende zum 50. Mal ausgetragen

Hoch hinaus zum Geburtstag Das Reit- und Fahrturnier an der Sangerhäuser Walkmühle wird am Pfingstwochenende zum 50. Mal ausgetragen

1970 wurde der Verein gegründet und im Jahre 1973 ging das erste Reit- und Fahrturnier über die Bühne. Inzwischen können die Organisatoren auf 49 Veranstaltungen zurückblicken.

Von Ralf Kandel 17.05.2024, 13:30
Archivbild: Die rasanten Fahrten mit den Gespannen sind immer ein Höhepunkt beim Reit- und Fahrturnier zu Pfingsten in Sangerhausen.
Archivbild: Die rasanten Fahrten mit den Gespannen sind immer ein Höhepunkt beim Reit- und Fahrturnier zu Pfingsten in Sangerhausen. (Foto: Ralf Kandel)

Sangerhausen/MZ. - Klaus Quaiser erinnert sich genau. „Im Mai 1970 haben wir unseren Verein gegründet. Die 15 Leute, die es zu DDR-Zeiten sein mussten, um überhaupt einen Verein auf die Beine zu stellen, haben wir gerade so zusammen bekommen“, erinnert sich der mittlerweile 74-Jährige an die Anfänge des Pferdesportes in Sangerhausen.

BSG (Betriebs-Sport-Gemeinschaft) Traktor hieß der neue Verein, die LPG war der große Unterstützer. „Wir sind in den ersten Jahren noch auf Wagenpferden geritten. Tagsüber waren die angespannt, abends ging es auf den Reitplatz“, blickt der Sangerhäuser lachend zurück.

Weder Quaiser noch seine damaligen Mitstreiter ahnten wohl, dass sie das erste Kapitel einer Erfolgsgeschichte geschrieben hatten. Einer Geschichte, die mit dem 50. Reit- und Fahrturnier, das am Sonnabend und Sonntag traditionell an der Sangerhäuser Walkmühle über die Bühne gehen wird, ein neues Kapitel aufschlägt.

Erstes Turnier im Jahr 1973

Das erste Reit- und Fahrturnier ging 1973 über die Bühne. 48 weitere folgten, nur 2021 fiel das Turnier wegen Corona aus.

Anfangs wurde auf einer Wiese zwischen Sangerhausen und Gonna in der Nähe der Walkmühle geritten. Die 25. Auflage des Turniers fand im Jahr 1998 dann zum ersten Mal im neuen Reitstadion, das auf dem Gelände des ehemaligen Waldbades entstand, statt. „Wir haben alles in Eigeninitiative umgebaut. Es war eine große Investition für den Verein.

Manche von uns haben 300 und mehr Arbeitsstunden freiwillig geleistet. Ohne private Technik, die von Vereinsmitgliedern zur Verfügung gestellt wurde, wäre das nicht möglich gewesen“, so Klaus Quaiser. Und erinnert an Hermann und Wolfgang Keil und Ulli Mannheim, die als Vereinsvorsitzende maßgeblichen Anteil am Vorankommen des Vereins und des Pferdesportes in der Rosenstadt.

Botho Hoffmann, mittlerweile Vorsitzender beim „Reit- und Fahrverein Sangerhausen und Umgebung“, fügt hinzu: „Endlich hatten wir eine eigenes Vereinsgelände, eine eigene Reitsportanlage.“

450 Nennungen für Turnier

Hoffmann, der 1979 das erste Mal selbst beim Traditionsturnier zu Pfingsten an der Walkmühle mitgeritten ist, freut sich natürlich darüber, dass am Wochenende das rund 20.000 Quadratmeter umfassende Areal an der Walkmühle wieder zum Anlaufpunkt für Zwei- und Vierbeiner wird.

„Unser Reitplatz ist ein Sandplatz. Da ist das Wetter egal, da kann immer drauf geritten werden“, sagt er. Und rechnet damit, dass wie stets in den vergangenen Jahren, wieder mehr als 1.000 Zuschauer dabei sind, wenn es um Sieg und vordere Platzierungen auf dem Spring-Parcours und dem Dressur-Quadrat geht.

Der Vereinsvorsitzende hat einige durchaus beeindruckende Zahlen zum Wochenende und dem Jubiläumsturnier parat. „Wir haben ungefähr 450 Nennungen, wir rechnen mit 350 Reiterinnen und Reitern. Die kommen aus den Bundesländern Niedersachsen, Thüringen, Sachsen und natürlich Sachsen-Anhalt.“

„Karli“ Hoffmann war der unumstrittene  Publikums-Liebling.
„Karli“ Hoffmann war der unumstrittene Publikums-Liebling.
(Repro: Ralf Kandel)

Motto des Showteils: „Mit dem Pferd durch die Zeit“

Hoch hinaus geht es dabei beim Springreiten. Hier warten auf Pferde und Reiter Hindernisse in einer Höhe von über 1,30 Metern.

Natürlich sind es nicht nur die Wettkämpfe der Reiter, die die Pferdesport-Fans in ihren Bann schlagen. Traditionell ist das Turnier in Sangerhausen auch dafür bekannt, dass die Gespanne in rasanter Fahrt Staub aufwirbeln und eine wilde Jagd hinlegen.

Garantiert viel Beifall wird es auch für die Schaubilder geben, die am Sonntag im Programm „eingestreut“ sind. „Mit dem Pferd durch die Zeit“, ist ein Motto eines Showteils, dazu kommen Quadrillen, Westernreiten und vieles andere mehr. „Da ist für jeden etwas dabei“, verspricht Hoffmann.

80 Mitglieder aktiv

Verlassen kann sich der Vereinsvorsitzende auch auf vielfältige Unterstützung. Da sind zum Beispiel viele Sponsoren, die dem Verein seit vielen Jahren die Treue halten. „Wir haben aber auch neue Sponsoren, die uns ansprechen und uns helfen. Ohne ihre Hilfe kommen wir nicht weit. Nur so geht es, das größte Reit- und Fahrturnier der Region auszugestalten und eben auch den Pferdesport hier am Leben zu erhalten.“

Natürlich sind es auch und besonders, die Vereinsmitglieder, die sich engagieren. Rund 80 Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder mischen beim Reit- und Fahrverein mit.

Die „Ungarische Post“ mit Hans Schimko war  etwas Besonderes.
Die „Ungarische Post“ mit Hans Schimko war etwas Besonderes.
(Repro; Kandel)

„Früher waren wir mal 160. Da hat sich jeder um die Mitgliedschaft gerissen, jeder hat mit angepackt. Heute ist es einfach viel schwieriger, die Leute zu begeistern. Die Kosten für die Pferde, ihre Verpflegung, die Unterbringung, alles ist gestiegen.

Der Abwärtstrend trifft aber nicht nur uns, das ist überall so. Alles ist teurer geworden, auch die Ausgaben für die Ausrichtung von so einem Turnier sind in die Höhe geklettert. Strom, Abgaben an die Verbände und vieles mehr kosten deutlich mehr als früher. Daran liegt es auch, dass es viele Turniere schon längst nicht mehr gibt“, so Hoffman.

Sangerhausen, das Turnier an der Walkmühle und den Reit- und Fahrverein aber gibt es. Am Pfingstwochenende werden sich davon garantiert wieder mehr als 1.000 Menschen überzeugen. Und von einer Tradition reden, die im Jahr 1970 begann.