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Tränen um gesperrte Balkons

Von Andreas Lohmann 07.06.2007, 17:32

Halle/MZ. - Claudia Stumpe ist empört: "Meine Mutter ist alt, sie braucht den Balkon und die Aussicht ins Grüne. Sie wird sterben, wenn man ihr das nimmt."

In der Otto-Bruder-Straße 1 bis 7 ist der Ärger groß. Die HWG hat angekündigt, alle Balkons zu sperren und ist jetzt dabei, das umzusetzen. Etwa 50 von 75 Wohnungen sind in dem unsanierten Komplex aus den 20er Jahren mit Balkons ausgestattet. "Wie kann das sein? Ich bin hier erst am 15. März eingezogen. Da hat mir niemand gesagt, dass es ein Problem mit dem Balkon gibt", schilderte Ines Hänel. Sie hatte sich am Donnerstag Nachmittag mit Claudia Stumpe und anderen Mietern vor dem Gebäude versammelt.

Joachim Effertz, zuständig für die Wohnungsbestände der HWG, kam vor Ort und musste sich vielerlei Kritik anhören: Wieso wird abgesperrt und weshalb redet vorher niemand mit uns? Warum gleich alle Balkons? Ist jeder einzelne genau untersucht worden? Will man uns hier vertreiben? Wann kommen die Gitter wieder weg?

Ein Fragenschwall ergoss sich über Effertz. "Ich sage Ihnen ganz offen, dass wir diese Wohnanlage in den nächsten drei Jahren nicht sanieren können", sagte er in die aufgeregte Runde. Die Gitter seien erforderlich und müssten dranbleiben, ein Gutachter habe festgestellt, dass die Balkons gefährdet seien.

"In meiner Wohnung war kein Gutachter" zweifelte Petra Schröder. Effertz legte Fotos vor, die beweisen sollten, wie marode die Balkons seien, doch die Mieter beharrten darauf, dass die Gitter wieder wegmüssten. "Dann reißen Sie doch die alten Balkons ab und setzen neue davor. Alles andere kann so bleiben", sagte Claudia Stumpe zu Effertz. Doch der schlug etwas anderes vor: "Wir setzen diesen Bestand auf unsere Verkaufsliste. Ich bin sicher, es findet sich ein Interessent." Der könne dann rasch sanieren, bestimmt schon im nächsten Jahr. "Dann steigt doch die Miete!" warnte Kathrin Fauska. Effertz wurde nachdenklich, konnte aber nicht viel Hoffnung machen. In 14 Tagen will er den Mietern schriftlich mitteilen, was nun mit den Balkons und der Wohnanlage wird.