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Tankstellen fehlt Kundschaft

Von Andreas Lohmann 25.08.2008, 16:10

Halle/MZ. - Trotz rückläufiger Einwohnerzahlen war die hallesche Pkw-Flotte bis zum Jahr 2006 stetig gewachsen. Doch die Spitze ist überschritten. Das bekommen die Kraftstoff-Verkäufer hart zu spüren. Mike Jost, mehrere Jahre Pächter der Esso-Tankstelle in der Merseburger Straße, hat seine Zapfsäulen trockengelegt. "Aus, vorbei", sagt er, "es hat sich nicht mehr gelohnt." Die unterirdischen Kraftstofftanks wurden mit Stickstoff gefüllt, damit sie nicht verrosten. "Ich glaube nicht, dass die nochmal gebraucht werden", meint Jost, dessen Mengen-Umsatz zuletzt nur noch etwa ein Drittel dessen vom Jahr 2001 betrug.

Jost zog die Konsequenz aus einer zunehmend prekären Lage. Anfangs entließ er Personal, um die schmaleren Erlöse zu verkraften, arbeitete zuletzt selber von früh bis spät. "Doch auf Dauer kann man das nicht verkraften, das geht nur noch auf die Knochen", schildert er. Er habe seine Gesundheit nicht kaputt machen wollen. Und der 34-jährige Einzelhandelskaufmann wollte keine Verluste anhäufen, die ihn womöglich in die Schuldenfalle getrieben hätten.

Zwar sind die Spritpreise hoch, doch die Tankstellenpächter sind nicht die Profiteure. Ihre Provisionen hängen in der Regel von den verkauften Mengen ab. "Das eigentliche Geschäft der Pächter sind die Shops und die Waschanlagen", berichtet Jost. Wenn aber bei den Kraftstoffen nichts geht, herrsche auch Ebbe in den Shops. Hinzu komme in seinem Fall, dass sich durch den Bau der halleschen Osttangente die Verkehrsströme verlagert hätten. "Bei mir in der Merseburger Straße kamen immer weniger Autos vorbei", erzählt Jost.

Schwer zu schaffen machen den Pächtern die verlängerten Ladenöffnungszeiten. Da, wo Billig-Einkaufsmärkte in der Nähe sind, ist die Konkurrenz zu den Tankstellenshops erdrückend. "Früher waren die Kunden samstags ab 13 Uhr im Shop, weil da die Märkte zumachten", berichtet Lothar Köhler, Pächter bei Total am Neustädter Zollrain. Das sei heute längst nicht mehr so. Und zu viele Menschen hätten heute kein Geld mehr. "Es wird immer öfter nur für fünf oder zehn Euro getankt, für mehr reicht es nicht", so Köhler. Für ihn sei es absolut schwierig geworden, "es ist ein dramatischer Kampf ums wirtschaftliche Überleben."

29 Tankstellen gibt es noch in Halle. Drei wurden schon geschlossen. Müssen weitere sterben? Ex-Pächter Jost rechnet damit. Doch nicht alle klagen. Bernd Schmidt betreibt die Aral-Zapfsäulen an der Magdeburger Chaussee und in Queis. "Ich bin mit meiner Situation zufrieden. Hätte ich Probleme, müsste ich etwas ändern", sagt er. Für den ADAC sind die Pächter das letzte Glied in der Kette, ihr Geschäft schrumpfe aufgrund hoher Preise, so Karola Waterstraat, Sprecherin des Automobilclubs in Sachsen-Anhalt. Die Mineralölkonzerne machten ihnen das Leben schwer durch Preisdifferenzen und Lockangebote. "Das führt auch dazu, dass man nur mal für zehn Euro tankt, obwohl man noch gar nicht müsste", so die Sprecherin.