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Hier in Halle, Newsletter vom 11. Oktober 2025 Still erinnern, laut ärgern, gruselig ablenken

Ein Tag, der die Woche überschattet, ein Verkehr, der jetzt noch weniger fließt, Gruseln im Zoo zur Unterhaltung und Fotos, die ins Halle der 80er Jahre entführen.

Aktualisiert: 11.10.2025, 10:03
Hier schreibt Ihnen Frank Klemmer.
Hier schreibt Ihnen Frank Klemmer. (Grafik: Tobias Büttner)

manchmal stellt ein Tag in der Woche die anderen schlicht und einfach in den Schatten. In dieser Woche gab es so einen Tag in Halle: den Donnerstag. Den sechsten Jahrestag des Anschlags von Halle und Wiedersdorf nicht nur auf die Synagoge der Stadt hat mein Kollege Denny Kleindienst sehr genau verfolgt.

Bereits am Montag hatte er im Vorfeld darüber geschrieben, warum der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Halle, Max Privorozki, gerade aktuell von einer Bedrohungslage spricht und vor Verschwörungstheorien warnt.

Und zum Tag selbst hatte er herausgefunden, dass auch im Tekiez, dem ehemaligen Kiez-Döner, der zum Gedenkort geworden ist, die Spuren der Tat bis heute greifbar sind. Dass das Trauma längst noch nicht bewältigt ist.

Und am Donnerstag ist Denny Kleindienst dann auch gemeinsam mit unserem Fotografen Steffen Schellhorn den Stationen des Gedenkens gefolgt - vom stillen Gedenken an der Synagoge, während Halle um 12.03 Uhr stillstand, bis zur Andacht und den Kerzen am Abend auf dem Marktplatz.

Was nach diesem Tag, der die Woche geprägt hat, bleibt, ist deshalb nicht nur das Erschrecken an die Tat. Was bleibt, ist auch der Eindruck des Erinnerns.

Das Verkehrschaos geht auch noch schlimmer

Doch nicht nur so ein Tag überschattet so eine Woche, sondern auch andere Themen, die einfach nicht weggehen. In Halle ist das gerade vor allem das allgegenwärtige Verkehrschaos: Autofahrer und Pendler sind frustriert. Wegen Brückenbaustellen am Rennbahnkreuz geht dort oft nichts mehr.

Aber es geht noch schlimmer, wie mein Kollege Dirk Skrzypczak herausgefunden hat: Seit gestern Abend wird nun auch noch auf einer wichtigen Umfahrung gebaut. Und nicht dort verschärft sich die Situation noch einmal.

Auch wenn die aktuelle Neu-Baustelle zeitgleich begrenzt ist und jetzt ja auch Ferien sind: Es klingt so, als würde das Thema Verkehr noch die eine oder andere weitere Woche überschatten.

Ein Gruselzoo bringt auf andere Gedanken

Apropos Ferien, apropos Herbst: Beides hat uns jetzt im Griff, das eine seit heute, das andere schon seit einigen Tagen. Saisongerecht hält deshalb heute auch der Grusel schon Einzug in die Stadt: Am Samstag öffnet auf dem Reilsberg in Halle der Gruselzoo.

Größer, spektakulärer und mehr Show: Der Kollege Skrzypczak verrät Ihnen nach einem exklusiven Blick hinter die Kulissen der Generalprobe, was die Besucher die nächsten drei Wochen genau erwartet. Bis dann wirklich Halloween ist. Dann können wir das Gruseln wieder vergessen. Vielleicht schadet so ein bisschen Ablenkung inzwischen aber ja mal nicht ...

Eine Zeitreise mit den Fotos von Reinhard Hentze

Nicht vergessen sollte man die eigenen Erinnerungen - egal wie lange sie her sind. Heute lässt sich das schnell sicherstellen: Handy raus, Foto schießen oder Video drehen, und schon ist die Wirklichkeit von jetzt für immer erhalten. Sagen zumindest einige ...

Mir persönlich geht dabei ja oft genug das wirkliche Erleben verloren. Deshalb zücke ich auch zum Beispiel auf Konzerten nur sehr widerwillig mein Handy - erst recht nicht für Erinnerungsfotos, höchstens noch als Taschenlampen-Ersatz.

Dass Fotos aber tatsächlich etwas zu erzählen haben, wenn man sie nach Jahrzehnten wieder hervorholt, zeigt jetzt eine Ausstellung des Halleschen Kunstvereins, wie meine Kollegin Katja Pausch berichtet: Dort erwecken die Schwarz-Weiß-Aufnahmen des Fotografen Reinhard Hentze das Halle der 80er Jahre wieder zum Leben.

Absurd, nachdenklich, witzig - und dann auch noch künstlerisch wertvoll: So macht Fotografieren auch einem Betrachter wie mir Spaß.

Ob noch nachdenklich vom Donnerstag, ob gerade gedanklich schon im Stau der nächsten Woche, ob im Gruselmodus unterwegs zum Bergzoo oder auf einer Reise in die Vergangenheit beim Kunstverein: Ich wünschen Ihnen ein schönes Wochenende und denjenigen, denen sie vergönnt sind, einen entspannten Start in die Herbstferien.

Ihr Frank Klemmer