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Sinterklaas statt Nikolaus

Von SILVIA ZÖLLER 05.12.2012, 20:37

Halle (Saale)/MZ. - Auf Geschenke warten bis Weihnachten? Das brauchen Kinder in den Niederlanden nicht. Denn da kommt schon am 5. Dezember das holländische Pendant des Nikolaus, der Sinterklaas, und bringt den lieben Kleinen das Gewünschte, schön verpackt - sogar einen Tag früher als in Deutschland üblich.

Wie es sich unter der roten Bischofskleidung und der Mitra so fühlt, das weiß Marcus van den Broek ganz genau: Er ist früher in seiner Heimat, einem kleinen Ort im Süden Hollands, selbst als Sinterklaas und auch als Knecht Ruprecht durch die Straßen gezogen.

Und da gibt es ganz schön kniffelige Aufgaben für das Gespann: Lange vor dem 5. Dezember stellen die Kinder schon ihre Schuhe heraus, in den sie ihren Wunschzettel legen. "Auch eine Möhre für das Pferd muss darin sein, schließlich braucht das Pferd des Sinterklaas ja auch Futter", so Marcus van den Broek, der seit fünf Jahren in Halle lebt und hier als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater arbeitet.

Wenn die Kinder noch ein Lied gesungen haben, geht es los für den Knecht Ruprecht mit dem schwarzen Gesicht ("Zwarte Piet") - er muss sich durch die Schornsteine zwängen und Wunschzettel abholen.

Das ist eine besonders komplizierte Sache, weil Ruprecht auch noch die Taschen voll Süßigkeiten hat. Die kommen nämlich in die Schuhe statt des Wunschzettels. "Als Kind habe ich mich oft gefragt, wie der Zwarte Piet wohl durch die enge Ofenöffnung passt", erinnert sich der 40-Jährige.

Doch viele Jahre später musste er selbst kritische Fragen von zweifelnden Kindern beantworten. So hatte ihm einmal ein Kind mit dem Finger die schwarze Ruprecht-Farbe aus dem Gesicht gewischt und gesagt: "Du bist doch gar nicht echt!" Aber der pfiffige van den Broek hatte eine Antwort parat. Weil er doch immer durch den Schornstein rutschen muss, sei er eben so voller Ruß - und der lässt sich natürlich abwischen.

Auf dem Pferd zieht das Nikolaus-Gespann in einem Umzug durch die Straßen und geht von Tür zu Tür. Van den Broek ist zu dem netten Nebenjob gekommen, als er bei den Pfadfindern aktiv war: Eltern konnten das Duo Sinterklaas / Piet mieten und so kam bei den Pfadfindern Geld für die Sommerfreizeit zusammen.

An Weihnachten hat der Sinterklaas dagegen frei: "Es gibt dann keine Geschenke", so der Niederländer. Stattdessen ist der Kirchgang üblich und das Zusammensein in der Familie. "Leider verlagert es sich aber auch in Holland immer mehr zu einem amerikanischen Weihnachten", bedauert Marcus van den Broek.