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Schwimm-WM in Barcelona Schwimm-WM in Barcelona: Theresa Michalak will aus Neugier zu den Besten

Von Petra Szag 26.07.2013, 21:25
Elanvoll stürzt sich Theresa Michalak beim Training in Barcelona ins Wasser.
Elanvoll stürzt sich Theresa Michalak beim Training in Barcelona ins Wasser. dpa Lizenz

Barcelona/MZ - In der Sonne von Barcelona steht Theresa Michalak mittags am Pool und erteilt Anweisungen. „Mit dem Oberkörper nicht so hoch“, ermahnt Deutschlands beste Lagenschwimmerin einen 14-jährigen Jungen, der sich mit einigen anderen vor ihr abmüht. Der Ausrüster der Hallenserin hatte die Talente zur Übungsstunde eingeladen, und Michalak nahm diesen ehrenamtlichen Teilzeitjob als Trainerin gern an. So kann sie sich die Zeit ein wenig verkürzen, bis sie selbst gefordert ist in Barcelona. Am Sonntag muss sie als eine der Ersten im deutschen Team im WM-Becken Palau de Jordi ran. Sie hat nur diese eine Chance, sich über 200 Meter Lagen zu beweisen. Versagen darf sie auf keinen Fall. Denn davon könnte ihre weitere Zukunft abhängen.

„Ich will mich anbieten“, sagt die 21-Jährige. Sie möchte Interesse wecken bei ihrer Wunsch-Hochschule. „Ich will zeigen, dass ich der Uni und ihrem guten Ruf gerecht werden will.“ Gemeint ist die University of Florida. Die Hallenserin träumt davon, dort ein Studium für Angewandte Sportwissenschaften aufnehmen zu können. Vor allem aber will sie bei den „Gators“, dem Schwimmteam der fünftgrößten Universität von Amerika trainieren. Denn hier in Gainesville zieht der fünffache Olympiasieger Ryan Lochte seine Bahnen, oder auch eine Elisabeth Beisel. Die US-Amerikanerin ist bei der WM Titelverteidigerin über 400 Meter Lagen. Mit den Besten zu trainieren, ist Michalaks Anreiz.

Zwar fühlt sie sich in ihrer Heimatstadt Halle, bei ihrem langjährigen Coach Frank Embacher und in der Gruppe um Britta Steffen und ihrer Freundin Daniela Schreiber sehr wohl. Doch da ist auch noch die Lust, etwas Neues auszuprobieren. „Was ein Lochte macht, kann ja so schlecht nicht sein“, sagt sie. Dazu kommt ihr ständiges Fernweh und die Abenteuerlust. „Ich würde mich freuen, wenn es klappt“, sagt Deutschlands beste Allrounderin.

Offiziell wird ein sogenannter Sat-Test, den sie am 6. Oktober in Berlin absolvieren muss und bei dem ihre Kenntnisse unter anderen in Mathematik und Physik gefragt sind, darüber entscheiden, ob sie sich mit Beginn des neuen Jahres in das Abenteuer stürzen darf. Doch bei Topsportlern liegt die Messlatte nicht ganz so hoch. Dennoch geht Theresa Michalak davon aus, dass ihr nichts geschenkt wird: „Ich gebe zu, dass ich davor ein bisschen Angst habe.“

An der Uni im Urlauberparadies, das weiß Theresa Michalak, wird es noch härter sein als zuletzt an der Sportschule in Halle. Dass es früh 5.30 Uhr losgeht und sich Studium und Training bis in die Abendstunden abwechseln, darauf ist sie eingerichtet.

Trainer Frank Embacher ist nicht sehr glücklich über den Plan seines so neugierigen Schützlings. Auch der neue Chefbundestrainer Henning Lambertz hätte es gern gesehen, dass Michalak bleibt. „Mein Ansatz ist, unsere eigenen Stützpunkte zu stärken“, sagt er. Doch dass die Hallenserin in Amerika die Chance hat, auch ohne Abitur studieren zu können, sei natürlich ein gutes Argument. „Thea hat sich unter Frank Embacher sehr gut entwickelt, aber man sagt ja auch: Neue Besen kehren gut. Sie sucht eine neue Herausforderung und kommt zudem in eine starke Trainingsgruppe“, unterstützt er deshalb Michalaks Entscheidung. „Eine zweite Sichtweise, eine zweite Art der Führung auszuprobieren kann von Vorteil sein“, sagt er.

Klappt es nicht mit Florida, hat Theresa Michalak noch einen Plan B: eine Trainerausbildung in Berlin. Das ist nicht ganz so weit von Halle entfernt und deshalb vielleicht nicht ganz so reizvoll. Aber zumindest eine Alternative.