1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Schon 44 Kinder seit September: Schon 44 Kinder seit September: Hebammenkreißsaal kommt bei halleschen Müttern gut an

Schon 44 Kinder seit September Schon 44 Kinder seit September: Hebammenkreißsaal kommt bei halleschen Müttern gut an

Von Silvia Zöller 19.11.2019, 00:00
Hebammen im Kreißsaal des Elisabeth-Krankenhaus (von links nach rechts): Bettina Heuchert, Susanne Muehlbach, Martina Matyus, Kathrin Eichhorn, Anne Maede und Anke Graul.
Hebammen im Kreißsaal des Elisabeth-Krankenhaus (von links nach rechts): Bettina Heuchert, Susanne Muehlbach, Martina Matyus, Kathrin Eichhorn, Anne Maede und Anke Graul. Silvio Kison

Halle (Saale) - Kathrin Eichhorn freut sich: „Es gibt ein ganz großes Interesse.“ Die leitende Hebamme des Elisabethkrankenhauses nimmt zurzeit sehr viele Anmeldungen für die Geburt im neuen Hebammenkreißsaal auf. Das Konzept der Klinik steht für eine natürliche Geburt, bei der eine Hebamme das Sagen hat - aber mit der Sicherheit, dass im Falle eines Falles ein Arzt hinzugezogen wird. Keine Schmerzmittel, stattdessen viel Zuspruch und Betreuung durch eine Hebamme, die nur für die eine Gebärende da ist - so sieht der Hebammenkreißsaal aus.

Hebammenkreißsaal nur für komplikationslose Schwangerschaft

Schon 85 Frauen haben sich seit 1. September für diese Art der Geburt angemeldet, 44 Kinder erblickten schon so das Licht der Welt - die anderen in den kommenden Wochen. Im Verhältnis zu den 1706 Geburten, die bis jetzt in diesem Jahr im Elisabeth gezählt wurden, hört sich das erst einmal wenig an - aber das muss relativ gesehen werden. „Nur für gesunde Frauen, die eine komplikationslose Schwangerschaft hatten, kommt die hebammengeleitete Geburt in Frage“, erläutert Kathrin Eichhorn.

Ein Arzt und eine Hebamme entscheiden gemeinsam, ob diese Form der Geburtsbegleitung die richtige und möglich ist. Dabei wird auch eine Checkliste geprüft, bei der Erkrankungen wie Diabetes oder vorherige Kaiserschnitte abgefragt werden. Der Unterschied in der Begleitung der Schwangeren fängt dann schon in der 38. oder 39. Schwangerschaftswoche an: „Dann gibt es ein zweites Gespräch in der Klinik, in der Zeit für Fragen ist oder über Ängste zu sprechen“, sagt die leitende Hebamme. Nochmals wird dann geprüft, ob die Schwangerschaft weiterhin komplikationslos verlaufen ist.

Natürliche Geburt steht bei Hebammenkreißsaal in Halle im Vordergrund

„Es tut den Frauen gut, vorher nochmals ins Gespräch mit einer Hebamme zu kommen. Sie starten so besser in die Geburt, weil sie informierter sind“, hat Kathrin Eichhorn beobachtet. Zur natürlichen Geburt gehört, dass die Hebamme immer wieder Kraft gibt und der Frau beisteht und auf Medikamente verzichtet wird. Die Gebärenden werden zum Beispiel ermuntert, während der Eröffnungswehen auf und ab zu gehen oder die Badewanne zu nutzen, die in jedem der vier Kreißsäle vorhanden ist.

Einzige Ausnahme ist Lachgas, das bei den Wehen gegeben werden kann, „denn nach zwei oder dreimal atmen ist der Effekt des Gases weg“, so die Chef-Hebamme. Ob eine solche natürliche Geburt länger dauert, könne man so pauschal nicht sagen - es gebe auch schnellere Geburten, je nach Frau. „Wir beschleunigen die Geburt jedoch nicht, wenn es keinen Grund dazu gibt“, erläutert Kathrin Eichhorn.

Projekt Hebammenkreißsaale hat Vorteile für alle: Mutter, Arzt und Hebammen

Es gibt jedoch auch Fälle, wo aufgrund von Komplikationen doch ein Arzt gerufen werden muss. Der Vorteil beim Projekt „Hebammengeleiteter Kreißsaal“ ist aber, dass dann die Gebärende nicht in einen anderen Kreißsaal gebracht werden muss. Der Arzt kommt einfach hinzu. Von selbst versteht sich, dass auch die Väter der Babys im Kreißsaal willkommen sind.

„Wir haben durchgängig ein positives Feedback“, freut sich die leitende Hebamme über den Erfolg des Projekts. Aus ihrer Sicht gibt es nicht nur für die schwangere Frauen Vorteile, sondern gerade auch für die Ärzte. „Sie haben jetzt mehr Zeit für die Frauen, die wirklich einen Arzt bei der Geburt brauchen“, sagt sie. Und die Klinik kann sich über drei zusätzliche Hebammen freuen, die im Rahmen des Programms eingestellt worden sind. (mz)