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Petri Heil auf dem Sportplatz

Von HEIDI POHLE 26.07.2009, 18:20

HALLE/MZ. - Der 51-Jährige wirft sich ein am frühen Samstagmorgen auf dem Motor-Sportplatz in der Nähe der Dieselstraße. Bald gehen die Wettkämpfe los; die Schiedsrichter haben schon ihre Plätze bezogen.

Immerhin steht die Gold-Medaille in der Männer-Mannschaftswertung am letzten Tag der Casting-Weltmeisterschaft auf dem Spiel, die die Senioren und Veteranen in dieser Sportart austragen. Unter 14 Teams aus aller Welt, darunter Japan und die USA, liegt Deutschland nach sieben von neun Disziplinen auf Rang zwei. Heute darf nichts mehr schief gehen, sagt Urban ein wenig zerknirscht. Es sei nämlich seine Schuld, dass nicht schon längst Platz eins zu Buche steht: "Ich bin bei einem der Wettkämpfe mit einer zu kurzen Flugschnur angetreten", erklärt der Profi. Das habe Punkte gekostet.

Am Ende hat sich der Einsatz am letzten von fünf WM-Tagen gelohnt - die Männer und Frauen des deutschen Teams holen Gold in den Mannschaftswertungen. Und noch 23 erste Plätze in Einzel- und Mehrkampfdisziplinen dazu. "Damit sind wir nach 2005 wieder beste Nation, und Sachsen-Anhalt ist mit zwölf Goldenen erneut erfolgreichstes Bundesland", sagt Günter Schnitzendöbel, Vizepräsident des Landesanglerverbandes (LAV), dem Gastgeber der WM, die aller zwei Jahre stattfindet.

Die Turnierangler, die sich wie "richtige" Angler mit "Petri Heil" grüßen, messen ihre Kräfte beim Ziel- und Weitwurf. Was auf der Wiese so leicht aussieht, ist harter Sport. Konzentration, Fitness und Ausdauer sind neben ständigem Training nötig, um in der Weltspitze mithalten zu können, erzählt Wolfgang Urban, der aus der Nähe von Lützen stammt und zum Landesleistungs-Zentrum Halle gehört. Schon lange ist Sachsen-Anhalt eine Casting-Hochburg mit derzeit rund 250 Aktiven. Bereits zu DDR-Zeiten wurde dieser Sport in der Region erfolgreich betrieben.

Während bei der WM der erste Ziel-Wettkampf begonnen hat, machen sich die Weit-Werfer warm. Mit einer Bewegung aus dem Handgelenk ist es da nicht mehr getan. Immerhin liegt der Weltrekord bei knapp 83 Metern. Um solche Weiten zu erzielen, dreht sich Yasunobu Motoda erst dreimal um die eigene Achse, ehe er wirft. Der Japaner nutzt die Zeit intensiv, um die Angelschnur mit dem Plastikgewicht immer wieder in die Luft zu schleudern. In der Disziplin Multi-Weitwurf landet er auf Platz zwei.

Die WM hat den Turnieranglern alles abverlangt - bei Hitze, Regen und stürmischem Wind haben die Senioren (50 bis 60 Jahre) sowie die Veteranen (über 60) gekämpft. "Ein Quäntchen Glück braucht man aber auch", sagt Martina Badstübner (58), eine der erfolgreichsten Frauen des LAV, und holt ein Plüsch-Marienkäfer aus der Tasche. Ihren Talisman, den hat sie beim Casting immer dabei.