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Nachwuchsfußball Nachwuchsfußball: Platzverweise, Prügelei und Alkohol

Von Anke Losack 09.04.2012, 20:13

Merseburg/MZ. - Ringo Hamfler, Staffelleiter im Nachwuchsfußball, kann nur mit dem Kopf schütteln, wenn er von dem Vorfall erzählt, von dem er Zeuge geworden ist. So etwas habe er noch nicht erlebt.

Hamfler ist seit der Rückrunde B-Junioren-Verantwortlicher im Saalekreis. Eines sonntags schaute er sich ganz anonym ein Spiel seiner Kreisunionsstaffel an. "Lange Zeit war das Spiel fair", erzählt Hamfler. Es stand 1:1. "Doch dann gab der Schiedsrichter drei Tore für die Gastgeber, alle aus Abseitspositionen", so der Staffelleiter. Der Gäste-Torwart habe sich beschwert, sah die Gelbe Karte. Ein weiterer Spieler der Gastmannschaft habe protestiert, sah wegen Meckerns Gelb-Rot. Das Spiel sei ruppiger geworden, die Spieler beleidigten sich. Als einer der Gäste seinen Gegner umrempelte, eskalierte die Situation. Ein Spieler der Heimelf schlug seinem Gegenüber ins Gesicht und sah die Rote Karte. "Er hat sich dann zu seinen Freunden gesetzt und noch angegeben", erzählt Hamfler. Das Spiel konnte zu Ende gebracht werden.

Auch was Hamfler nach der Partie beobachtete, entsetzte ihn. "Danach liefen die Jungs mit Bierflaschen in die Kabine. Das sind 15-jährige Bengels", so Hamfler.

"Das Fass ist am Überlaufen" heißt die Überschrift eines Beitrags von Werner Kühn, Jugendsportrichter im Saalekreis, auf der Internetseite des Verbandes. Die sportliche Fairness werde bei Spielen der B-Junioren im wahrsten Sinne des Wortes mit Füßen getreten, schreibt Kühn.

In dieser Saison habe es bereits 13 Feldverweise gegeben, vor allem wegen groben Foulspiels und Schiedsrichterbeleidigungen, sieben an den ersten vier Spieltagen der Rückrunde. Mit drei Feldverweisen steht die Spielgemeinschaft Sietzsch / Reußen an der Spitze, gefolgt von der TSG Wörmlitz mit zwei. "Der Verband muss erzieherisch wirksam werden", so Kühn. Er werde beispielsweise an der Mannschaftssitzung von Sietzsch teilnehmen, um mit den Jugendlichen zu reden. Die MZ hat bei dem Trainer des Spielers, der nach Hamflers Berichten die Tätlichkeit begangen hat, nachgefragt, warum so etwas vorkommt. "Es ist ein schwieriges Alter", sagt der Coach, "ich habe den Eindruck, sie wollen sich die Hörner abstoßen und austesten, wie weit sie gehen können."

Meist seien es einzelne Spieler, die "austicken" - die allerdings können andere anstecken. Die letzten Spiele seien aber fair abgelaufen, sagt der Trainer. Vielleicht weil der Störenfried nicht dabei war? Vier Spiele, also die Höchststrafe, hat er bekommen. "Danach werde ich sehen, wie er sich führt und ob er es begriffen hat", so der Trainer.