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Malerlehrling für vier Tage

Von Katja Pausch 12.04.2005, 17:40

Halle/MZ. - Für vier Tage haben Anja und ihre 22 Mitschüler nämlich ihr Schulgebäude, die Lernbehindertenschule am Jägerplatz, mit den Maler- und Stuckateur-Werkstätten im Bildungs- und Förderzentrum der Wirtschaftsschule Halle getauscht, um einen ersten Eindruck vom Alltag im Berufsleben zu bekommen. "Seit vier Jahren bieten wir diesen Jugendlichen die Möglichkeit, mal Werkstattluft zu schnuppern", erklärt Schulleiter Klaus Adam die Aktion, die auch dazu dienen soll, Vorbehalte gegenüber Lehrstellenbewerbern mit besonderem Förderbedarf abzubauen. "Auch wenn die jungen Leute bei den schulischen Leistungen behindert sind - sie haben ein Recht auf Ausbildung und Arbeit", so Adam, der jedes Mal aufs Neue begeistert ist, mit welchem Elan die Jugendlichen an die Arbeit gehen.

So wie zum Beispiel Max. Vor dem 16-Jährigen liegt eine selbstgegossene Gipsform, in die er nach dem Abbinden ein Graffiti ritzen möchte. Fred Duderstadt, Lehrausbilder im Fachbereich Stuck und Trockenbau, gibt dem Schüler Tipps, wie er mit einem Schaber die noch unebene Fläche glatt bekommt. "Es macht großen Spaß, aber ich freu mich trotzdem mehr auf übermorgen", meint Max. Dann gehe es in die Malerwerkstatt, "und dort kann ich kreativer sein", so der Schüler.

Auch Nicole, 17, ist auf die Arbeit mit Pinsel und Farbe gespannt. Ihr gefällt der Schnupperkurs in der Werkstatt, auch wenn der Tag ungewohnt lang ist. "In der Schule gibt es alle 45 Minuten eine Pause, hier nur eine", so Nicole. Doch die Jugendlichen finden es klasse, mal etwas anderes zu machen. "Wir können hier ausprobieren, was uns liegt", fasst die 15-jährige Katja die einhellige Meinung der Schüler zusammen. Auch die beiden Klassenlehrerinnen Regina Hulbe und Simone Findling sehen ihre Schützlinge an solchen Tagen in einem anderen Licht. "Für unsere Schüler ist es doppelt schwer, auf dem Lehrstellenmarkt etwas zu finden", so Simone Findling, denn von ihren Schülern würden die meisten die Schule mit einem Hauptschulabschluss verlassen oder in ein berufsvorbereitendes Jahr gehen. "Doch gerade in der praktischen Ausbildung sind unsere Jugendlichen oft besonders begabt", so Findling, die von der Leistungsfähigkeit ihrer Schüler überzeugt ist.