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«Ich hatte hier so eine gute Zeit»

Von Peter Godazgar 15.05.2007, 16:43

Halle/MZ. - Freunde und Feinde

Rund 80 Bilder aus 15 Jahren hängen in der Galerie. Es sind meist Momentaufnahmen, aber auch zahlreiche Collagen sind dabei. "Ich wollte das Ursprüngliche einfangen", sagt Timme. Viele nt-Schauspieler sind zu sehen, prominente Hallenser und Unbekannte. "Freunde, aber auch ein paar Feinde", sagt Timme. Warum er Feinde fotografiert? "Die sehen auch manchmal gut aus."

Es ist nicht nur die letzte Ausstellung unter Timmes Regie - es ist wohl auch die letzte Schau überhaupt in der nt-Galerie. Der banale Grund: Timmes Stelle läuft aus und wird eingespart. Die Stadt freilich verliert damit eine weiteren kulturellen Anziehungspunkt.

Timme, 63 Jahre alt, ein schlanker Mann, hätte gerne noch bis zu seinem 65. weitergemacht. Dass es dazu nicht kommt, verbittert ihn nicht. "Ich scheide im Guten" stellt er klar. Außerdem habe er lange genug Zeit gehabt, sich auf diesen Moment vorzubereiten. Und er sagt: "Ich hatte hier so eine schöne Zeit. Es war die wichtigste Zeit in meinem Leben." Schade findet Hans-Wolfgang Timme natürlich, dass es auch die Galerie künftig nicht mehr geben wird. Timme selbst sah sie stets als "Schleuse zum Theater". In zehn Jahren hat er 80 Ausstellungen mit Werken von 120 Künstlern gezeigt. Ein Höhepunkt für ihn war die Schau des Architekturzeichners Helmut Jacoby. Künftig soll das Büro für das Festival "Theater der Welt" in die Räume einziehen.

Blick nach vorn

Hans-Wolfgang Timme wurde in Beuna geboren; in Merseburg wuchs er auf; er arbeitete lange als Kunsterzieher, nach der Wende kam er nach Halle. Am "nt" war er zunächst für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Mit der neuen Aufgabe in der Galerie ab 1998 fühlte er sich indes bedeutend wohler. Nun blickt Timme nach vorn: Mit Steintor-Varieté-Chef Rudenz Schramm will er die dortige Galerie neu beleben; im Herbst soll es losgehen. Zu jeder Schau ist ein Kunstgespräch geplant. Außerdem freut sich Timme darauf, sich künftig mehr Zeit für die eigene Kunst nehmen zu können.

Wehmut? Klar, Wehmut habe er am Montagabend schon empfunden. Richtig hart wird's aber wohl erst am 11. Juni, wenn die die offizielle Verabschiedung folgt. "Da ist mir bange vor", sagt Timme. Er ahnt: "Da werden Tränen fließen."

Die Galerie ist dienstags bis freitags von 11 bis 13 Uhr und von 14 bis 16 Uhr geöffnet, sonnabends von 14 bis 16 Uhr. Finissage und Verabschiedung von Hans-Wolfgang Timme am 11. Juni um 20 Uhr.