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Händel als Besuchermagnet Händel als Besuchermagnet: Warum die Saalestadt Halle so beliebt bei Touristen ist

Von Sandra Simonsen 29.07.2018, 10:00
Michael Kleiner ist seit 18 Jahren Dauercamper in Kloschwitz.
Michael Kleiner ist seit 18 Jahren Dauercamper in Kloschwitz. Lutz winkler

Halle (Saale) - Wer in Halle Urlaub macht, ist durchschnittlich 51 Jahre alt, stammt zu 98 Prozent aus Deutschland und vor allem aus Nordrhein-Westfalen. Die meisten reisen in Begleitung und bleiben drei Nächte in der Saalestadt. Das zumindest teilt das Stadtmarketing Halle mit. Was sagen Pensions-, Hotel-, Campingplatz oder Ferienwohnungsbesitzer sowie Urlauber? Die MZ hat sich umgehört.

„Unsere Händelstadt Halle ist ein klassisches Städtereiseziel“, sagt Isabel Hermann vom Stadtmarketing, deshalb gebe es das ganze Jahr über Besucher, die aus ähnlichen Gründen nach Halle kommen. Ein Drittel der Übernachtungsgäste in Halle seien Touristen, die meisten seien Geschäftsreisende. Aber es gibt auch viele Touristen, die auf dem Weg oder Rückweg des Sommerurlaubs in Halle Halt machen, um ein wenig Kultur zu tanken.

Radtouristen, Kulturinteressierte, Seminargruppen, Familienbesuche, Konzertbesucher

Radtouristen, Kulturinteressierte, Seminargruppen, Familienbesuche, Konzertbesucher und auch Fans von Sportveranstaltungen gehören laut Hermann zu den größten Besuchergruppen. Und die würden vor allem den „Themenmix aus Kultur und Natur“ in Halle lieben: Sie besuchen das Händel-Haus, das Kunstmuseum Moritzburg oder den Sommergarten der Neuen Residenz - genauso schnell und leicht sind sie auf der Peißnitz mitten in der Natur, können Tiere im Bergzoo bestaunen oder auf der Saale Schiff fahren.

Michael Kleiner macht gemeinsam mit Ehefrau und Hund seit 18 Jahren sozusagen „Heimaturlaub“. An Wochenende und freien Tagen kommen die Hallenser in ihr zweites Zuhause auf dem Campingplatz Saaletal in Kloschwitz. Dort sind sie zwei von etwa zehn bis zwölf Dauercampern, die das ganze Jahr über Ruhe auf dem Campingplatz suchen. „Hier sind wir nah am Wasser und es ist nicht so weit von Halle“, betont der Hallenser die Vorzüge des Campingplatzes. Dass er hier nun auch noch ein bisschen Gartenarbeit dazubekommen hat, stört ihn nicht: „Man muss ja immer in Bewegung bleiben, als Arbeit empfinde ich das gar nicht.“

Familiärer Campingplatz direkt an der Saale

Auf dem familiären Campingplatz direkt an der Saale ist auf rund 13.000 Quadratmetern Platz für Wohnwagen, Wohnmobile und Zelte. „Im Sommer kommen vor allem Durchreisende aus Skandinavien“, erzählt Inhaber Konrad Rothmeier. Die würden vor der Weiterfahrt nach Italien oder Kroatien für ein, zwei Nächte bleiben. Aber auch viele Angler haben ihre Zelte an der Saale aufgeschlagen.

„Bald kommen die Jugendangler mit etwa 70 Personen“, kündigt Rothmeier an. Ansonsten kommen Touristen aus aller Welt zu ihm auf den Campingplatz: Von den Niederlanden über die USA bis nach Australien. „Das sind oft Rucksacktouristen“, erzählt Rothmeier.

„Ich würde mir einen Radweg auf dieser Seite der Saale wünschen“

Städtetouristen würde er meist zu Ausflügen nach Halle oder Eisleben schicken, aber auch in den Harz nach Thale. „Die Menschen müssen immer was erleben“, weiß er. Insgesamt wünsche er sich aber eine bessere Vermarktung seiner Region - in Sachsen-Anhalt würde vor allem der Tourismus im Harz und am Elberadweg vermarktet, zum Saaletal gebe es nichts mehr.

„Ich würde mir einen Radweg auf dieser Seite der Saale wünschen - viele kommen auch mit dem Auto und ihren Fahrrädern her, lassen dann das Auto stehen und fahren mit dem Rad“, erzählt Rothmeier. Diese neue Form des Tourismus würde durch einen gut ausgebauten Radweg gefördert werden.

Es gibt eine extreme Nachfrage bei Radtouristen

Das wünscht sich auch Theresa Hayessen, die auf dem Rittergut Etzdorf eine Ferienwohnung betreibt. „Es gibt eine extreme Nachfrage bei Radtouristen - aber hier gibt es dafür nicht die Wege“, beklagt sie. Ihre Gäste seien dennoch bunt gemischt. Viele kommen aus Leipzig oder Berlin, andere seien auf der Durchreise. „Vor allem die Straße der Romanik ist für viele ein Anzugspunkt“, weiß sie.

Vor allem Amerikaner, Asiaten oder auch Belgier kämen auf den Spuren ihrer Vorfahren in die Region, oder wegen der Straße der Romanik. „Oft kommen hier auch Freundesgruppen zusammen, die in ganz Deutschland verstreut leben und sich sozusagen in der Mitte treffen“, erzählt Hayessen. Die meisten kommen für ein Wochenende oder zwei drei Tage - in der Sommer- und Ferienzeit werde aber auch mal eine Woche daraus.

Zimmersuchende mit einem „persönlichen Ziel“

In die Pension von Manuela Beuche in Teicha kommen hingegen vor allem Zimmersuchende mit einem „persönlichen Ziel“ - meist seien es Freunde oder Verwandte der Halleschen Studenten. „Nur ein einziges Pärchen aus Holland kam ganz zielgerichtet als Urlauber“, erzählt Beuche. Aber die anderen Besucher hätten „ganz nebenbei“ festgestellt, dass Halle eine schöne Stadt sei - häufig erlebe sie dann ein Staunen, dann komme die Ost-West-Thematik zur Sprache.

Vor allem Geschäftsleute kommen hingegen ins Dormero Hotel in Halle, erzählt Hotelmanager Axel Ladiges. Aber gerade jetzt zur Sommerzeit gebe es eine „illustre, internationale“ Touristengruppe. Die Gäste kämen aus Mexiko, Russland, USA, Großbritannien - vor allem die Kultur ziehe sie an, sagt Ladiges, besonders Händel sei beliebt. In sein Hotel kommen vor allem Gäste über 45 Jahre und wenige Familien. (mz)

Isabel Hermann vom Stadtmarketing Halle betont die Vorzüge der Saalestadt.
Isabel Hermann vom Stadtmarketing Halle betont die Vorzüge der Saalestadt.
Johannes Stein