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Halle Halle: Die Mode-Erzählerin

Von STEFAN SCHWARZ 13.03.2011, 18:25

Halle (Saale)/MZ. - Schwungvoll fährt der breite Pinsel mit der weißen Farbe immer wieder über die graue Tasche. Nach und nach entsteht eine wolkige Fläche. Ein schwarzer Pinsel ergänzt mit schnellen Strichen die Kontur eines Frauengesichts. Cornelia Papendick hält kurz inne und wirft einen prüfenden Blick auf das Ergebnis. Sie ist zufrieden. Eine weitere "Miss Beton" ist bereit für den Verkauf.

Für ihre Mode- und Kunstmarke "Betonkind" bedruckt und bemalt die Textildesignerin vor allem T-Shirts, Taschen und Tops mit comic-haften Motiven. Gerade hat sie in der Neumarktstraße einen Laden eröffnet. Dort vertreibt die 28-Jährige nun ihre Produkte.

Eine Werbeweisheit lautet: "Facts tell, Stories sell - Fakten erzählen, Geschichten verkaufen." Cornelia Papendick hat sie beherzigt: Als sie 2008 ihr Label gründete, erfand sie zum Namen auch eineGeschichte: Das Betonkind aus Silvercity entstand. "Mir war wichtig, eine Marke zu schaffen, die meiner Identität und Persönlichkeit entspricht." So stellte sich Papendick zwei Fragen: Wo kommst du her? Und: Was hat dich geprägt? Die Antwort war ihr schnell klar: die Silberhöhe - jener Stadtteil, in dem sie aufwuchs. Für ihre Markenwelt vermischte Papendick eigene Erfahrungen mit fiktiven Geschichten. Aus der Silberhöhe wurde Silvercity und aus Cornelia Papendick Betonkind.

Sie begann, Charaktere zu entwerfen und beließ es nicht bei Graphiken. Miss Beton, Wolf, das Betonkind selbst, alle bekamen ihre eigene Geschichte in der Betonstadt Silvercity: Märchen von Liebe, Treue und Träumen. Die Kunden kaufen also nicht bloß ein T-Shirt. Sie bekommen eine Geschichte zum Anziehen. Auf jedem Etikett wird der Hintergrund des jeweiligen Aufdrucks erklärt und auf der Internetseite weiter erzählt. Bemerken die Kunden das? "Viele kommen rein, finden es schön und kaufen es", bedauert Papendick ein bisschen.

Entmutigen lässt sie sich davon nicht. Ihre Geschichten sind zugleich eine wichtige Inspirationsquelle. Zudem regen sie Spaziergänge durch die Silberhöhe und Neustadt an. Das Gefühl, das sich dann einstellt, kann sie nicht in Worte fassen, nur in Linien. Deshalb stehen am Anfang der Betonkind-Geschichten die Bilder. Die Texte kommen später. Papendick arbeitet nicht nur mit dem Pinsel, auch den Computer und Siebdruckverfahren setzt sie ein. Daneben spiegelt sich die Betonstadt in der Auswahl der Stoffe und Farben: "Besonders am Anfang habe ich rohe Stoffe verwendet und viel mit Grau und Schwarz oder starken Kontrasten gearbeitet."

Eine Ausbildung hat Papendick nicht. Sie hat viel angefangen, aber wenig zu Ende gebracht: ein Textildesignstudium, eine Lehre zur Mediendesignerin in einer Werbeagentur, dazu jede Menge Praktika. Das alles fiel in eine Zeit, in der sie Halle den Rücken gekehrt hatte, weil ihr "die Decke auf den Kopf fiel". Nun ist sie zu ihren Wurzeln zurückgekehrt und hat daraus ihre Lebensgrundlage gemacht.

Die MZ verlost eine handbemalte Tasche von Betonkind. Dazu müssen Sie folgende Frage beantworten: "Welcher Stadtteil ist das Vorbild für Silvercity?" Löung per Mail an [email protected]