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Musikstars im Bus Grimme-Preis: Holen Christoph Kukula und Eike Gorezka aus Halle (Saale) die Auszeichnung?

Von Janine Gürtler 09.02.2017, 15:25
Herumblödeln im Bus: Paddy Kelly (3.v.l.) und die Crew von „Zärtlichkeiten im Bus“.
Herumblödeln im Bus: Paddy Kelly (3.v.l.) und die Crew von „Zärtlichkeiten im Bus“. Joachim Blöbel

Halle (Saale) - Den Platz für den Grimme-Preis hat Christoph Kukula schon mal freigeräumt. „Ich habe als erstes das Staubtuch herausgeholt, um im Regal Platz zu schaffen“, sagt der Geschäftsführer von 42film augenzwinkernd. Die Filmschmiede, die er gemeinsam mit Eike Gorezka in Halle führt, ist mit der Comedy-Sendung „Zärtlichkeiten im Bus“ für den wichtigsten deutschen Fernsehpreis nominiert.

Unter tausend Einsendungen hat sich die im Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) ausgestrahlte Serie durchgesetzt: „Schon allein das ist eine riesige Ehre für uns“, sagt Kukula. Der undotierte Preis gilt als einer der wichtigsten Auszeichnungen für Qualitätsfernsehen in Deutschland.

„Zärtlichkeiten im Bus“: Musikstars tuckern im Bus quer durch Mitteldeutschland

Bei „Zärtlichkeiten im Bus“ setzt der 34-jährige Filmemacher vor allem auf den Spaßfaktor. Ein Musikstar, ein klappriger Oldtimerbus und ein schlagfertiges Moderatorenduo namens Ines (Stefan Schramm) und Cordula (Christoph Walter), mehr braucht es nicht für 60 Minuten Sendezeit. Von Gera bis Halberstadt, von Dresden bis Halle: Quer durch Mitteldeutschland geht die Reise, auf der Musiker ihr Innerstes preis und ungewöhnliche Spontan-Konzerte geben.

Max Mutzke singt vor der Filmkulisse von „Cloud Atlas“ in der Sächsischen Schweiz. Und Larsito von Culcha Candela findet auf einer Weide irgendwo im Nirgendwo bei grasenden Wasserbüffeln sein Publikum. „Wir wollen nicht die klassischen Touristenmagnete Mitteldeutschlands vorstellen, sondern Orte, die noch keiner kennt“, erklärt Kukula.

MDR will mit Klamauk-Format „Plaque abspülen“

Sowieso läuft bei der Produktion einiges anders ab, als der Zuschauer es vom MDR-Programm gewöhnt sein dürfte. Erklärtes Ziel: Der Sender will „Plaque abspülen“, endlich die junge Zielgruppe erreichen.

Das Comedyformat gleitet daher nur allzu gern in Klamauk ab - wenn zum Beispiel Paddy Kelly mit grob gepixeltem Gesicht von jugendlichen Alkoholeskapaden erzählt. Oder Moderator „Cordula“ zur Musiksession mit Samy Deluxe den Reißverschluss seiner Hose im Takt mitzippt.

„Zärtlichkeiten im Bus“: Produktion im Hintergrund ist Schwerstarbeit

„Das Format funktioniert nur über den Spaß, den wir haben“, sagt Kukula. Denn die Produktion im Hintergrund ist Schwerstarbeit: Bis zu zehn Stunden dauert ein Drehtag, danach geht der eigentliche Marathon erst los: Für Schnitt, Vertonung und Postproduktion brauchen Kukula und sein Team rund einen Monat. Bis zu 25 Leute arbeiten daran, dass aus der Busfahrt eine Sendung wird.

Der alte Mercedes-Linienbus gleicht dabei einem rollenden Filmstudio: Bis zu acht Kameras nehmen den Stargast und das Moderatorenduo aus jedem Blickwinkel auf.

Filmproduzent Kukula zur MDR-Serie: „Wir haben keine Grenzen.“

Dabei darf Busfahrer Torsten, als „bester Busfahrer der Welt“ ein beliebter Sidekick der Sendung, übrigens nur mit Tempo 30 durch die Landschaft zuckeln - „sonst werden die Bilder zu wackelig“, sagt Kukula. Als Produzent ist er stets im Hintergrund dabei und verfolgt das Geschehen auf einem Bildschirm im Begleitfahrzeug.

Kukulas Motivation: „Wir haben keine Grenzen, betreten immer wieder Neuland.“ Vermutlich auch ein Grund, warum das Sendeformat seit vier Jahren erfolgreich ist.

Filmproduzenten aus Halle hatten schon Chancen auf einen Oscar

Für 2017 stehen für die Produzenten aus Halle schon die nächsten Großprojekte an. Ab März wird bei eiskalten Minus 36 Grad ein Familiendrama in Sibirien gedreht. „Da wird Gorezka schockgefroren“, scherzt Kukula über seinen Partner.

Neu sind Nominierungen für die Filmemacher übrigens nicht: 2015 durften sich die Hallenser mit dem Streifen „Corn Island“ Chancen für den Oscar ausrechnen. Den bekamen sie am Ende zwar nicht, sahnten dafür aber bei 32 anderen Filmfestivals kräftig Preise ab.

Ob auch „Zärtlichkeiten im Bus“ am Ende den Grimme-Preis bekommt, entscheidet sich am 31. März. Platz dafür gibt es ja schon.

Die aktuelle Staffel wird ab dem 15. Februar im MDR wiederholt. (mz)

Christoph Kukula (l.) und Eike Goreczka von „42film“ hoffen auf den Grimme-Preis. Er gilt als Deutschlands wichtigste TV-Ehrung.
Christoph Kukula (l.) und Eike Goreczka von „42film“ hoffen auf den Grimme-Preis. Er gilt als Deutschlands wichtigste TV-Ehrung.
Lutz Winkler