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Gespuckt wird nur auf den Zoo-Tierarzt

Von Michael Deutsch 16.11.2007, 16:42

Halle/MZ. - Wimpernzange, selbst der teuerste Mascara nützen nichts: Keine Frau der Welt hat so schöne, lange Wimpern wie eine Lama-Dame. Außerdem wären da noch große Augen, lange Beine und der majestätische Gang im Angebot, mit denen gleich vier Lama-Stuten im Bergzoo Halle ihren Liebreiz bei Hengst "Biondo" ausspielen. Nur was den forschen Lama-Beau an den quittegelben Schneidezähnen seiner Damen so reizt, das bleibt ein Rätsel.

Auf alle Fälle funktioniert der natürliche Paarungstrieb, und es gibt keine Nachwuchssorgen. "Bislang ist jährlich ein Tier geboren worden", berichtet Tierpflegerin Antje Nagel und verweist gleich auf das aktuelle Nesthäkchen "Princess". Das kam am 8. Oktober zur Welt und trägt durch genetischen Zufall trotz ihrer bunt gescheckten Eltern ein schneeweißes Wollfell.

Lamas, die zur Art der Kamele zählen und in den südamerikanischen Anden beheimatet sind, "haben zu Unrecht wegen des Spuckens einen schlechten Ruf", betont Nagel. Oft beobachte sie, wie Besucher sich recht verhalten dem Lama-Gehege nähern und nur kurz davor verweilen - sicher aus Angst, dass sie bespuckt werden könnten. Dass die ästhetisch ansprechenden Tiere alles andere als zur üblen Rotzerei neigen, will Nagel genau erklären. "Lamas spucken nur bei Gefahr oder um ihr Revier und ihre Stellung innerhalb der Gruppe zu behaupten", sagt die 35-Jährige. Als Erzfeind haben die Zoo-Lamas auch nur den Tierarzt, der zu unliebsamen Untersuchungen ins Gehege komme. "Dann muss selbst ich in Deckung gehen", sagt die Pflegerin und erzählt, dass nicht mit Speichel, sondern mit hochgewürgten und übel riechenden Mageninhalt scharf geschossen werde. Zurückgelegte Ohren und ein hochgehaltener Kopf (damit die Nase weit in die Höhe ragt) seien ein Indiz dafür, dass die Spuck-Attacke jeden Moment losgehen kann.

In Notwehr sind die Tiere erstaunlich treffsicher, visieren vor allem den Kopf ihres Widersachers an, sagt Nagel, die auch schon zur Genüge getroffen wurde. "Schaffen die Lamas es nicht, sich durch das Spucken genügend Respekt zu verschaffen, treten die männlichen Kamele auch schon mal zu."

Um keinen falschen Eindruck zu vermitteln: "Die Lamas sind sehr liebe, gutmütige und vor allem neugierige Tiere", sagt Nagel. Gerade die Neugier sei Voraussetzung für ihre Gelehrigkeit. Wie im Zirkus, so sind es auch im Zoo die Lamas, die ganz zahm an der Leine laufen können und damit bei Kindergeburtstagen und sonstigen Zoo-Veranstaltungen die echten Stars sind.

Der Bergzoo in Halle öffnet jetzt zur der Winterzeit täglich von 9 bis 16 Uhr.