Gäste zwingen Brautleuten Feier auf

Kabelsketal/MZ. - Am 31. Mai hatten Corina und Ralf Böhm im Beisein der Kinder und der Eltern im Standesamt von Gröbers die Ringe getauscht. "Wir wollten eine Feier im kleinen Rahmen", erzählte die Braut, eine geborene Rupp. Gleich am Tag nach der Trauung hatte sich die vierköpfige Familie dann zu einem Kurzurlaub nach Kroatien verkrümelt. Ehemann Ralf: "Von dort aus informierten wir per Post und E-Mail unsere Bekannten über die Hochzeit." Eine große Feier war eigentlich erst für den Sommer vorgesehen.

Doch es kam alles anders. Am vergangenen Donnerstag erfuhren die erstaunten Böhms aus der Mitteldeutschen Zeitung, dass am Samstagnachmittag um 15 Uhr bei ihnen eine große Party steigt. In der Zeitung war eine Anzeige mit einem Foto von dem Hochzeitspaar und der Überschrift "Familie Böhm lädt nach Dieskau" veröffentlicht. Den gleichen Inhalt hatten mehrere Plakate, die im Dorf geklebt worden waren.

Dem Paar war natürlich sofort klar, wer dahinter steckte. "Wir haben zunächst geschluckt. Aber ansonsten ist das okay. So brauchten wir uns keine Gedanken darüber zu machen, wann und wo gefeiert wird oder wen wir einladen. Jetzt ist nur noch ein zweites Fest mit den Verwandten an der Reihe", erzählte Corina Böhm lachend, die ein cremefarbenes Kostüm trug, während ihr Mann im hellen Anzug die Gratulanten begrüßte.

Am Freitag bereiteten sie und ihr Mann - beide sind 35 Jahre alt und stammen eigentlich aus Halle - in Windeseile die große Party vor. Bierzeltgarnituren und Stehtische wurden angeliefert, die Garage ausgeräumt, ein Fass Bier herangeschafft. Hilfe kam sowohl von der Brautmutter als auch von einer Nachbarin. Beide brachten Böhms selbst gebackenen Kuchen. Und schnell fand sich auch jemand, der statt des Bräutigams das Grillen übernahm.

Bei leckeren Würstchen, dem ein oder anderen Gläschen und Musik vergnügten sich am Samstag rund 100 Gäste - allesamt Freunde und Bekannte - auf dem Grundstück der zum Wohnhaus umfunktionierten alten Schule. Mit dabei auch Ralf Böhms Schulfreund Frank Bartel. Der 35-jährige Hallenser zählte zu den Party-Intriganten. "Nachdem wir von der heimlichen Hochzeit erfahren hatten, stand für uns sofort fest, dass wir was machen müssen", sagte er mit einem schelmischen Lächeln.

Damit der Spaß aber nicht nach hinten losgeht, hatten die freundlichen Verschwörer übrigens auch vorgesorgt: Statt persönliche Geschenke mitzubringen, sollten die Festgäste in eine am Gartentor angebrachte Spendenbox Geld einwerfen. Wovon auch reichlich Gebrauch gemacht wurde. "Wir wollten doch nicht, dass Böhms auf den Kosten der Party sitzen bleiben", sagte Bartel.