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Ganz in Familie - Firmen mit Tradition Ganz in Familie - Firmen mit Tradition: Eine unanständige Bestellung

Von Claudia Crodel 14.04.2004, 16:27

Halle/MZ. - Zum anderen hält Lothar Donecker große Stücke auf seine langjährigen Mitarbeiterinnen. Eine davon, Jutta Griesbach, hat das Handwerk noch bei seinem Vater gelernt, erzählt er. Und nicht zuletzt freut sich der Geschäftsinhaber über die vielen Stammkunden, die ihm seit Jahren die Treue halten. "Darunter sind sogar welche, die unser Geschäft in der Hackeborn- straße noch kennen", meint Donecker.

Im April 1934 gründete Hanns-Fritz Donecker sein Optikergeschäft gegenüber von Bäcker Hommes in der Hackebornstraße. Der aus dem Rheinland stammende Diplom-Augenoptiker war auf der Wanderschaft in der Saalestadt "hängen geblieben", und zwar wegen der Liebe. In Halle hatte er seine Frau Ruth, eine gebürtige Landsbergerin, kennen gelernt. Während der Krieges und in den ersten Nachkriegsjahren führte Ruth Donecker das Geschäft, denn es dauerte bis 1948, ehe ihr Mann aus der russischen Kriegsgefangenschaft nach Hause zurückkam.

1953 zog das Geschäft an seinen jetzigen Standort in der Schmeer-straße 24. Lothar Donecker übernahm gleich nach seiner Meisterprüfung 1968 das Geschäft. Die Zukunftsaussichten kleiner Handwerksbetriebe seien damals sehr unsicher gewesen, erinnert er sich. Viele wurde in Produktionsgenossenschaften des Handwerks (PGH) umgewandelt.

Wenn sich Lothar Donecker heute zwischen den rund 1 000 verschiedenen Brillenfassungen bewegt, die in seinem Geschäft zur Auswahl stehen, denkt er manchmal auch an die DDR-Zeit zurück. "Metallfassungen und Kunststoffgläser waren sehr beliebt, aber nicht immer im Angebot", sagt er. "Meist haben wir nur etwa 20 Prozent von dem bekommen, was wir bestellt haben." Es gab Wartezeiten bis zu sechs Monaten.

In einer Schublade hat er noch ein Schreiben von damals. In dem wird ihm von einem Funktionär aus dem Werk in Rathenow, das die Brillenfassungen herstellte, mitgeteilt, dass sein Ansinnen betreffs der bestellten Anzahl von Metallfassungen, "volkswirtschaftlich unanständig" sei.