1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Festnahme nach Brandserie in Halle: Feuerteufel erneut in Haft

Brandserie Erneute Festnahme nach Brandserie in Halle: 18-jähriger Feuerteufel in Haft

Ein 18-Jähriger soll über Monate Autos und Mülltonnen in der Südstadt angezündet haben. Am Mittwoch ist der Verdächtige das zweite Mal festgenommen worden. Warum der Feuerteufel erst wieder gehen durfte und nun doch wieder in Haft ist.

Von Marvin Matzulla Aktualisiert: 24.05.2023, 19:56
Am Mittwochmorgen klickten die Handschellen in der Südstadt. Nick Z. wurde von drei Beamten abgeführt.
Am Mittwochmorgen klickten die Handschellen in der Südstadt. Nick Z. wurde von drei Beamten abgeführt. (Foto: Marvin Matzulla)

Halle (Saale)/MZ - Über Monate hat eine Brandserie Anwohner der Südstadt in Atem gehalten. Immer wieder standen Autos und Mülltonnen in Flammen. Möglicherweise wurde der Feuerteufel jetzt gefasst. Mittwochmorgen klickten bei dem 18-Jährigen Nick Z. die Handschellen.

Der junge Mann wurde in seiner Wohnung vorläufig festgenommen und in eine Justizvollzugsanstalt gebracht. Es besteht nach MZ-Informationen der dringende Tatverdacht, dass der Azubi, der eine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker absolviert, zumindest für einen Großteil der Brände verantwortlich sein soll.

Brandserie in Halle: Reichen un die Beweise aus?

Die Ermittler hatten ihn schon länger im Visier. „Allerdings war es uns noch nicht möglich, alle Puzzleteile zusammenzusetzen“, sagte Staatsanwalt Dennis Cernota der MZ. Bereits in der vergangenen Woche war der Tatverdächtige nach zwei Autobränden vorläufig festgenommen worden.

Die an Himmelfahrt zuständige Haftrichterin am Amtsgericht Merseburg entließ den jungen Mann allerdings nach einer Nacht wieder aus dem Gewahrsam. Aus ihrer Sicht präsentierten die Ermittler da noch zu wenige Beweise.

Lesen Sie auch: Brandstifter erneut aktiv? Seit Wochen brennt es wieder in Halle-Südstadt

Gegen die Ablehnung des Haftantrages legte die Staatsanwaltschaft Beschwerde ein. Mit Erfolg. „Es gibt eine Reihe von Indizien, die aus unserer Sicht einen dringenden Tatverdacht begründen und nun auch den Richter überzeugt haben“, so Cernota.

Nach MZ-Informationen sollen bei dem Beschuldigten unter anderem Videos von Bränden auf dem Handy gefunden worden sein. Außerdem sei der Beschuldigte in mindestens fünf Fällen als Erstmelder aufgetreten.

Diese Müllcontainer brannten am 12. Mai im Rockendorfer Weg.
Diese Müllcontainer brannten am 12. Mai im Rockendorfer Weg.
(Foto: Marvin Matzulla)

Nick Z. beteuert seine Unschuld. Nach seiner Freilassung am Herrentag konnte die MZ mit ihm sprechen. Er sei weder für die Brandserie verantwortlich, noch will er in der Nacht zum Feiertag zwei Autos innerhalb von nur zwei Stunden in Brand gesetzt haben.

Allerdings wurde der Verdächtige bei einem der beiden Autobrände von Anwohner Lucas Pöschel gesehen. Z. wohnt nur etwa zehn Meter vom Brandort entfernt. „Er ist ins Haus gerannt“, schildert der Zeuge. Seine Aussage brachte offenbar den Durchbruch.

Der 18-Jährige hat aber auch dafür eine Erklärung. „Ich hatte gemerkt, dass es draußen wieder brennt und bin heruntergerannt. Ich hatte aber mein Handy vergessen. Also bin ich wieder hochgerannt.“ Nur so könne er sich den möglichen Tatverdacht gegen sich erklären.

Verdacht auf Feuerteufel in Halle: Polizei findet Pyrotechnik, Grillanzünder und Feuerzeugbenzin

Während der junge Mann eine Nacht im polizeilichen Gewahrsam verbrachte, hatten die Ermittler zwischenzeitlich einen Durchsuchungsbeschluss für seine Wohnung und sein Auto erwirkt. Dabei wurden große Mengen an Pyrotechnik, Grillanzünder, Feuerzeugbenzin sowie mehrere Speichermedien wie Handys und Tablets sichergestellt.

Gegenüber der MZ sprach Nick Z. von „Jugendsünden“, von denen die Utensilien stammten. Er sei aber nicht der Brandstifter und hoffe, dass der Täter gefunden und seiner gerechten Strafe zugeführt werde. „Ich habe schließlich auch mein Auto hier stehen.“

Lesen Sie auch: Brandserie in Halle hält an - Mülltonnen in der Südstadt angezündet

Mehrere Feuer in Halle: Polizei unter Druck

Die Brandserie in Halles Süden betraf nur einen sehr engen Radius um das Wohnhaus von Z. herum. Seit rund zwei Jahren gingen dort Mülltonnen und mehrere Autos in Flammen auf. Der Sachschaden beträgt mittlerweile mehr als 100.000 Euro. Anwohner wie Marco Maertens sind in großer Sorge. Er habe der Polizei mehrfach seine Unterstützung angeboten, so Maertens.

Von seinem Fenster aus könne man einen Müllcontainerstellplatz, der bereits mehrfach angezündet wurde, perfekt einsehen. „Ich habe vorgeschlagen, dass die Polizei in meiner Wohnung Kameras installieren kann, um die Container zu überwachen.“ Die Polizei lehnte ab.

Auch für Sie interessant: Suche nach Brandstifter vom Beethovenring in Coswig - Es gibt neue Spuren

Nach MZ-Informationen waren im Polizeirevier Halle zwei Ermittlungsbeamte mit der Aufklärungsarbeit der Brandserie beauftragt. Anwohner kritisieren, dass sich die Polizei zu selten im Wohnviertel gezeigt habe. Dabei habe es der Verdächtige den Ermittlern doch ziemlich einfach gemacht.

So passierten die Brandstiftungen fast immer zur gleichen Zeit und an ähnlichen Tagen, vorwiegend Freitagnacht oder Samstagnacht. Aktive Polizeistreifen habe man zu diesen Zeiten aber eher selten gesehen, so ein Anwohner. Dass die Ermittler unter Druck stehen, erlebte die MZ bei zwei Einsätzen selbst. Bei einem Brand vor wenigen Wochen waren die Beamten frustriert, keinen Täter ausfindig gemacht zu haben.

Zu dem Zeitpunkt hatte die Polizei ihre Präsenz schon spürbar erhöht. Gezündelt wurde trotzdem. Am vergangenen Dienstag, als Autos in der St. Petersburger Straße brannten, wurde nach dem ersten Feuer so gut wie jeder Umstehende von Beamten pauschal in Verdacht gezogen, der Feuerteufel zu sein.