1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Elisabeth Kühn : Elisabeth Kühn : Volkszählung der Schmetterlinge

Elisabeth Kühn  Elisabeth Kühn : Volkszählung der Schmetterlinge

Von Katja Pausch 26.06.2016, 06:00
Für die Umweltforschung geht Biologin Elisabeth Kühn oft auf Faltersuche - hier mit Praktikant Eric Altmann.
Für die Umweltforschung geht Biologin Elisabeth Kühn oft auf Faltersuche - hier mit Praktikant Eric Altmann. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Sie hat unbestritten einen der schönsten Jobs der Welt: Elisabeth Kühn beschäftigt sich Tag für Tag mit - Schmetterlingen. Von Mitmenschen wird sie daher um ihren Beruf, der eine gewisse Leichtigkeit suggeriert, beneidet. „Das würde ich auch gern den ganzen Tag machen“ - diesen Satz bekommt die Biologin oft zu hören. Völlig zu Recht: Die flatterhaften Wesen sind einfach hübsch anzuschauen.

Für Elisabeth Kühn ist das zwar ein schöner Nebeneffekt ihrer täglichen wissenschaftlichen Arbeit, den sie auch nach vielen Jahren noch genießen kann und zu schätzen weiß. Doch ihre Forschungen an und mit den Faltern haben einen durchaus ernsten Hintergrund.

„Am vermehrten oder verringerten Auftreten von Schmetterlingspopulationen können wir Veränderungen der Umwelt feststellen“, so die Wissenschaftlerin, die seit zehn Jahren das so genannte Tagfalter-Monitoring am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) betreut. „Wir versuchen unter anderem die Frage zu beantworten, wie sich Schadstoffe auf Ökosysteme auswirken“, erklärt die aus dem Ruhrpott stammende Wissenschaftlerin, die vor 14 Jahren mit ihrer Familie von Bochum nach Halle kam.

Gemeinsam mit vier weiteren Wissenschaftlern und vielen freiwilligen Helfern werden am UFZ Schmetterlinge im Rahmen des Tagfalter-Monitorings standardisiert erfasst. „Damit gewinnen wir einen präzisen Überblick zu den hier lebenden Arten und ihrer Entwicklung“, so Elisabeth Kühn, die das Projekt 2006 aufgebaut und von Anfang an betreut hat.

Die „Volkszählung der Schmetterlinge“ wird übrigens auch Mitmach-Projekt und Thema der 15. Langen Nacht der Wissenschaften sein, zu der am 1. Juli die Uni Halle, zahlreiche außeruniversitären Einrichtungen und die Stadt Halle alle Wissensdurstigen einladen.

Für das Monitoring, das weit mehr als Zählen, Fotografieren und manchmal auch Einfangen (und wieder Freilassen!) der Schmetterlinge umfasst, sind neben den Wissenschaftlern in Sachsen-Anhalt rund 30 Freiwillige in jeweils selbst gewählten Arealen unterwegs. Sie erfassen Zahl und Arten der dort vorhandenen Falter. Auch in Halle gibt es „Falterzähler“: „In der Saalestadt sind zehn Leute für uns unterwegs - zum Beispiel am Galgenberg, in Lieskau und in Heide-Süd“, so Elisabeth Kühn. Dazu kämen etliche im Saalekreis.

Um vergleichbare Messergebnisse zu erhalten, sind die Messgebiete jeweils 50 Meter lang und fünf Meter breit, auf denen die Helfer von April bis September einmal wöchentlich nach Schmetterlingen schauen, sie erfassen und den Bestand melden. Mit den gewonnenen Zahlen beginnt dann die eigentliche Arbeit der Wissenschaftlerin: Mit Hilfe von komplizierten Computerprogrammen und ziemlich viel Statistik werden die Daten ausgewertet. Und warum ausgerechnet Schmetterlinge?

„Sie sind für jedermann relativ einfach zu unterscheiden, sind zudem Indikatoren für Bio-Diversität (also Vielfalt) und es liegen vergleichbare Daten aus anderen europäischen Ländern vor“, nennt die 50-jährige Wissenschaftlerin Gründe. Und natürlich hätten Schmetterlinge ein positives Image - jeder mag sie. Und welchen mag Frau Kühn am liebsten? „Das Tagpfauenauge: Es ist für mich einer der schönsten Schmetterlinge“, so die Biologin, die auch ein „privates Zählfeld“ hat. Dorthin begleitet Familienhund „Skipper“ die zweifache Mutter stets auf Schmetterlings-Tour.

Wer übrigens als Freiwilliger Falter mitzählen will: Jeden Mittwoch um 11 Uhr startet an der Tankstelle in der Dölauer Straße eine Zähl-Aktion in den Brandbergen. (mz)

Infos für Mitzähler unter www.tagfalter-monitoring.de und Programm zur Langen Nacht unter www.lndwhalle.de