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Ein Dichter, der sich auf die Bühne traut

Von Sylvia Pommert 09.01.2008, 16:24

Halle/MZ. - Doch das Ergebnis lässt verblüffen. Statt der erhofften Traumkollegin kommt ein Mann. Der selbstbewusste Typ in Gelb mischt anschließend zwei Stunden auf der Bühne mit. Und scheint dann wieder von selbiger zu verschwinden.

Ronald W. Gruner - jener Mann in Gelb - zählt von Haus aus eigentlich zur schreibenden Zunft. Sein Gastspiel bei den Kiebitzensteinern war also nur kurz. Und wenn man's genau nimmt, war es fast einem Zufall zuzuschreiben. "Ich kam vom Schwimmen, und Micha Kost joggte mir über den Weg", sagt Gruner. Und da seien sie auf die Idee gekommen, Gruner ins Weihnachts- und Silvesterprogramm einzubauen. Allerdings: Ganz so abwegig war es dann doch nicht, denn der Schriftsteller kannte den Kabarettisten nicht nur sehr gut, er hatte zuvor auch schon einige darstellerische Erfahrungen gesammelt. Schon lange war die Bühne für den Autoren, aus dessen Feder vor allem Lyrik, kurze Prosa und Liedergeschichten stammen, verlockend. "Der direkte Kontakt zum Publikum ist mir wichtig. An der Resonanz kann ich sofort sehen, wie meine Arbeit ankommt", sagt der Landeschef des Förderkreises der Schriftsteller.

Runde sechs Jahre ist es her, dass er gemeinsam mit dem Musiker Remco Ubbels das erste eigene Programm auf die Beine stellte. Und das war sauber vorbereitet. Bevor "Moby Dick and other assorted lovesongs" über die Bühne ging, hatten Gruner und Ubbels an der Theatrale einen mehrwöchigen Crashkurs in Schauspiel absolviert. Ihre Show aus Sketchen, Songs und kurzen Texten wurde ein Erfolg. Und Ronald Gruner, der ansonsten auch die "normale Lesung mit Tisch und Lämpchen" gibt, hatte endgültig Spaß am Spiel gefunden. "Natürlich kann man Texte einfach lesen, doch witzig wird es erst, wenn man die passende Musik dazu hat und sich bewegt - das Ganze eben spielt." Wenig später folgte mit "Eigentlich wollte ich Fleischer werden" das zweite Programm, das Gruner nun gemeinsam mit Schauspieler Maciej Marek Lysakowski gestaltete. Gastspiele auf kleinen Bühnen schlossen sich an, ohne dass der Autor die eigene Feder vernachlässigte. Kurze Texte, Traumsequenzen und Lieder entstehen derzeit.

"Schauspielerisch habe ich viel mitnehmen können in den letzten Jahren", blickt Gruner zurück. Längst sei die Zeit reif fürs nächste eigene abendfüllende Programm. Vorstellbar wäre für ihn die Comedy-Richtung. "Alltagsthemen witzig-grotesk überhöhen - das ist mein Ding." Verpacken möchte er das Ganze am liebsten in eine Late-Night-Show. Noch sind die Überlegungen, was mögliche Partner und Spielstätten betrifft, noch ziemlich am Anfang. Doch Gruner ist sich sicher, dass er eines Nachts sein Publikum finden wird.