1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Der Künstler Rüdiger Giebler: Der Künstler Rüdiger Giebler: Mal Maler, mal Erklärer

Der Künstler Rüdiger Giebler Der Künstler Rüdiger Giebler: Mal Maler, mal Erklärer

Von Detlef Färber 18.12.2015, 11:21
Auch sein Atelier von Rüdiger Giebler ist fast schon ein Kunstwerk, versehen mit eigenen aktuellen Bildern in "Petersburger Hängung".
Auch sein Atelier von Rüdiger Giebler ist fast schon ein Kunstwerk, versehen mit eigenen aktuellen Bildern in "Petersburger Hängung". Günter Bauer Lizenz

Halle (Saale) - Sein Haus im Giebichensteiner Viertel ist über hundert Jahre alt. Etwa doppelt so alt also wie der derzeitige Bewohner und Hauptnutzer. Und doch hat die Art, in der das Haus und seine gewerblichen Räume einst und heute genutzt werden, etliches miteinander zu tun. Denn wo einst in fast schon grauer Vorzeit ein Tischler im Hinterhaus und ein Uhrmacher im Laden vorn gewirkt haben, ist heute unter anderem der hallesche Maler Rüdiger Giebler am Werk. Und setzt damit auch ein bisschen fort, was seine Vorgänger auf je ihre Art praktizierten: virtuoses Handwerk einerseits sowie einen einfühlsamen Umgang mit der Zeit. Jener Zeit, bei deren Messung der Giebichensteiner Uhrmacher einst präzisierend und reparierend eingriff und die nun sein ihm nachfolgender kreativer Hausgenosse gleich auf zweierlei Weise quasi zu vermessen hilft. Als zeitkritischer Künstler einerseits und als Beobachter und Erklärer der hiesigen Kunstszene andererseits.

Kenner der hiesigen Kunstszene

In letzterer Eigenschaft war Giebler vor 20 Jahren am Alten Markt selbst mal als Galerist tätig und ist heute zeitweise Mitarbeiter in der renommierten Galerie-Nord am Reileck. Und in dieser erklärenden und vermittelnden Eigenschaften ist Rüdiger Giebler auch immer wieder auf Vernissagen in der Stadt und darüber hinaus anzutreffen: Als ein Mann, der auf witzige und immer wieder überraschende Weise den Kunstfreunden einen Zugang zu Arbeiten von Kollegen verschafft, den ihnen sonstige professionelle Erklärer mit rein akademisch-kunsthistorischem Hintergrund nie liefern könnten - den aus der Perspektive der Macher.

Unverwechselbare Szenerien und Figurenkonstellationen

Die fußt bei Giebler auf einer täglichen Arbeit in jenem Atelier, das einst die Tischlerwerkstatt war. Hier entwirft der Maler seine unverwechselbaren Szenerien und Figurenkonstellationen. Wobei „entwerfen“ oft das falsche Wort ist, weil seine Szenerien eher aus sich selbst heraus wachsen - ausgehend von irgendeiner linearen Struktur und fußend auf einer Natur- oder Menschenbeobachtung. „Und wenn ich doch mal einen genaueren Plan habe“ - dann, sagt er, komme meistens „etwas ganz anderes heraus“. Es ist wohl seine kaum zu zügelnde Kreativität, die diesen halleschen Maler daran hindert, unerschütterliche Konzepte auf der Leinwand umzusetzen. Und seine Gewissheit, „dass immer was rauskommt“ bei seinem so ungewöhnlichen schöpferischen Verfahren. Die gibt die für seine Arbeit nötige Zuversicht.

Nur seine Bilder selbst zu erklären, das vermeidet der so versierte Kunsterklärer und originelle Maler Giebler am liebsten: „Schwierig ist immer nur, über die eigene Kunst zu reden“, sagt er - und weiß er. Aber auch sein genaues Wissen darum, wie Kunstfreunde und potenzielle Kunstkäufer ticken, ist für Giebler höchst ambivalent: ein Vorteil einerseits, klar. Aber es könnte halt auch die Gefahr bergen, sich künstlerisch dann auch danach zu richten: Könnte! Tut es aber zumindest bei Rüdiger Giebler nicht. (mz)