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Ausstellung von Maya Graber Ausstellung von Maya Graber: Frau Roths Schweizer Geschwister

Von Detlef Färber 24.07.2016, 06:00
Die „Europa“ (links) ist das größte Werk der Schau bei Zaglmaier.
Die „Europa“ (links) ist das größte Werk der Schau bei Zaglmaier. Lutz Winkler

Halle (Saale) - Dieser Frau verdankt Halle eine frappierende, ja verstörende Erkenntnis in Sachen Kunst: „Die schlechte Nachricht kann zur guten Nachricht werden“, lautet sie - und knüpft an eine Geschichte an, die schon elf Jahre her ist, dieser Tage aber erzählt werden kann anlässlich eines „Comebacks“ jener Künstlerin, um die es damals ging. Maya Graber heißt sie, ist Bildhauerin, Schweizerin und, ja, auch Hallenserin.

Gerade ist in der Galerie Zaglmaier eine eindrucksvolle Schau zu bestaunen, die zeigt, was die Burg-Absolventin geschaffen hat seit ... , ja, seit dieser einst so aufwühlenden Geschichte, die ein Kunstwerk im öffentlichen Raum von Maya Graber wohl auch auf bleibende Weise im öffentlichen Bewusstsein verankert hat.

„Frau Roth“ und „Hans Bucher“

Die Rede ist von der Figurengruppe „Eine Begegnung mittendrin“, die die Künstlerin als  Diplomarbeit in einem Kunststoff gefertigt und - eigentlich nur für begrenzte Zeit - am Uni-Platz / Ecke Geiststraße aufgestellt hatte.

„Frau Roth“, „Hans Bucher“ - wegen seiner Farbe in Halle inzwischen auch „Herr Lehm“ genannt - und „Evi Küchler“ heißen die drei Figuren, die im  Sommer 2005 nach und nach dem Vandalismus zum Opfer fielen. Und die kurz darauf, weil von den Hallensern schon geliebt, dank einer von der Bürgerstiftung initiierten Spendenaktion gegossen und an ihrem provisorischen Ort dauerhaft installiert werden konnten: Ein Happy End für die Kunst, das  in der vermeintlichen Kulturhauptstadt Halle beispiellos ist.

Spendenaktion

Um so interessanter - nicht nur für die Hallenser, die seinerzeit für „Frau Roth“ & Co. gespendet haben - dürfte sein, wie es weitergegangen ist mit deren Schöpferin und ihrem Schaffen. Um es kurz zu sagen: Kontinuierlich - und zwar im besten Sinn. Bernd Göbel, einstiger Lehrer der Künstlerin, hat zur Vernissage der Ausstellung bei Zaglmaier diese Kontinuität beschrieben - nicht zuletzt mit Blick auf ihr Verhältnis  zu den Leuten, die sie in ihren Werken darstellt.

Zumeist in der Schweiz, im Gebirge auf über 1 300 Metern Höhe in Obergoms (Kanton Wallis), lebt und arbeitet die „Burg“-Absolventin Maya Graber. Geboren 1974 ebenfalls in der Schweiz, hat die Bildhauerin und Schülerin von Bernd Göbel ihre künstlerische Heimat weiterhin in der Saalestadt, wo sie monatsweise arbeitet. Unter anderem ist sie gemeinsam mit Kollegen mit der Restaurierung der Bögen des Stadtgottesackers befasst. Die hallesche Figurengruppe um „Frau Roth“ war im Jahr 2005 Grabers Diplom.

„Es ist zu spüren, dass diese Menschen der Bildhauerin viel bedeuten“, so Göbel. Und tatsächlich, gerade auch bei etlichen ihrer kleineren Bronze-Figuren ist das quasi mit Händen zu greifen. Maya Graber hat insbesondere ältere Bewohner ihres nunmehrigen Heimatdorfs in den Schweizer Alpen in Szene gesetzt oder gestellt, so, dass man sie sich in Großformat als Monumente ländlichen Lebens, Schaffens und des ländlichen Friedens vorstellen, ja geradezu wünschen könnte. Denn es sind  Frau Roths Schweizer Geschwister.

Genaue Charakterstudien

Aber natürlich beschränkt sich Maya Graber nicht auf solche ländliche Idyllen, die in Wahrheit sehr genaue Charakterstudien sind. Wie in der längst international renommierten halleschen Bildhauer-Schule üblich, ist sie in ihren  Werken auch an aktuell brennenden Problemen dran, die sie teils direkt und teils auf den Bühnen der Mythologie darstellt und - wie das so schön heißt - verhandelt.

„Wie lange hältst du dich noch?“ fragt sie etwa ihre in einer Art Drillich dargestellte Schweizer Symbolfigur Helvetia. Und ein nun erschreckend aktueller, ausdrucksstark erschreckter Blick in die Zukunft ist Maya Graber bei ihrer großen „Europa“-Figur gelungen: Kurz, es ist Kunst, die man gesehen haben muss. (mz)

Ausstellung in der Galerie Zaglmaier in der Großen Steinstraße 57 bis zum 9. August. Geöffnet ist werktags jeweils zwischen 13.30 und 18.30 Uhr.