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Auch nachts geht es rund

Von JAN MÖBIUS UND HEIDI JÜRGENS 19.08.2009, 18:29

HALLE/MZ. - So hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, hinter die Kulissen der Mitteldeutschen Zeitung zu schauen. Denn wenn es draußen langsam dunkel wird, laufen etwa im Druckzentrum die Maschinen auf Hochtouren. Die Verlagsführer Martin Bergholz, Wilhelm Gompert und Wolfgang Gebauer erklärten der Gruppe, die sich für den Rundgang im Pressehaus in der Delitzscher Straße angemeldet hatte, die minutiös geplanten Abläufe. Zuvor hatte MZ-Chefredakteur Jörg Biallas die Gelegenheit genutzt, die Besucher persönlich zu begrüßen.

Vor allem die Technik im Druckzentrum beeindruckte Georg Knebel. Wie er zeigten sich die Besucher der MZ besonders interessiert daran, wie die Mitarbeiter in ihrer Nachtschicht an den Druck von zehntausenden Zeitungen heran gehen. Vom Einspannen der Papierrollen über die Herstellung und das Einlegen der Druckplatten bis zu einem Blick in das Sortierzentrum, in dem unter anderem Werbebeilagen in die Ausgaben gepackt werden, konnten sie den nächtlichen Weg einer Zeitung bis zur Auslieferung verfolgen.

Nach einer knappen Stunde ging es weiter zum Pumpenhersteller KSB in der Turmstraße. Dort übernahm Werkleiter Christian Haag die Führung gleich selbst. Um sich besser verständlich zu machen, verteilte er aber zunächst Kopfhörer an seine Gäste, über die er mit einem Mikrofon per Funk zu ihnen sprechen konnte.

Notwendig war das, weil es in den Hallen des weltweit agierenden Pumpenherstellers auch in der Nacht nicht gerade leise zugeht. "Es ist ganz schön laut hier", stellte Werner Weinhold fest, der mit seinem 13-jährigen Enkel gekommen war. Bei KSB konnten die Besucher erleben, wie etwa Mitarbeiter Michael John nur mit Hilfe eines Krans eine große Pumpe zusammensetzte oder Alexander Goßlau Spulen für riesige Antriebsmotoren produzierte.

Das DHL-Luftfracht-Drehkreuz am Flughafen Leipzig / Halle erwies sich für die Teilnehmer der zweiten Tour zunächst wie im Dornröschenschlaf. Denn gegen 20 Uhr war noch nichts zu spüren von dem, was später, so gegen 22 Uhr, hier beginnt und bis in den frühen Morgen anhält: Mehr als 50 Flugzeuge landen aus allen und starten später mit neuer Fracht in alle Himmelsrichtungen. "Dann", so Kathrin Ganzer, die die Besucher durch die riesige Waren-Halle führte, "ist kein Platz für Zuschauer."

Doch auch wenn die riesigen elektronisch gesteuerten Sortieranlagen, deren Laufbänder Längen von 6,5 und 2,5 Kilometer haben, noch still standen, wurde anschaulich, was dort nachts abgeht. 500 bis 600 Leute entladen in Spitzenzeiten, etwa genau so viele Mitarbeiter kümmern sich auf dem Vorfeld und im Hangar um die Maschinen. Je nach Größe, Zustand und Inhalt werden die Sendungen in der Halle zwischengelagert, ehe sie weiter reisen. Sogar ein "Hospital" für Beschädigtes gibt es und auch einen Gefahrgutraum. Die durchschnittliche Verweildauer der Sendungen liegt bei zwei Stunden, verschickt werden kann nach Ganzers Worten nahezu alles: Von der Praline bis zum Zootier.

Stichwort Praline: Dass auch diese Köstlichkeiten nicht nur am hellen Tag entstehen, erfuhren die DHL-Besucher im Anschluss in der Halloren-Schokoladenfabrik. Weitere Führungen gab es in der Rettungsleitstelle in Neustadt und im Beesener Wasserwerk. Auch hier wurde allen deutlich: Arbeit gibt es nicht nur tagsüber, auch nachts geht es rund.