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Triathlon am Süßen See Triathlon am Süßen See: Einer der Mehrkampf-Helden von einst

Von Detlef Liedmann 09.04.2014, 17:28
Ralph Paetz in Helfta mit einem Helden der Antike. Foto: detlef liedmann
Ralph Paetz in Helfta mit einem Helden der Antike. Foto: detlef liedmann Detlef Liedmann Lizenz

Eisleben/MZ - „Als ich halb um den See war, haben sie am Ziel schon den Sieger begrüßt. Da habe ich kurz überlegt, ob ich weitermache“, erinnert sich Ralph Paetz an jenen Septembertag vor 30 Jahren. Weitergemacht hat der damals 32-Jährige und wurde am Ende als 93. des Gesamtfeldes notiert, immerhin als 23. seiner Altersklasse 40.

Rund 200 Teilnehmer seien es gewesen am 15. September 1984 beim volkssportlichen Ausdauermehrkampf im Rahmen der „Sportstafette DDR 35.“ Was sich hinter dem etwas sperrigen Begriff verbirgt, steht etwas kleiner auf der Ausschreibung, die Paetz immer noch aufbewahrt: Der erste Triathlon am Süßen See. Es ist also kein Neuland, das vom 30. Mai bis 1. Juni am blauen Auge des Mansfelder Landes betreten wird, wenn im Rahmen der „Seeburg Heroes“ (die MZ berichtete) auch Triathleten wetteifern. Nur die Pause, die war verdammt lang. Wie Ralph Paetz damals zu dem Wettkampf gekommen ist? „Ich hatte ein zweites Arbeitsverhältnis als Schwimmmeister im Eisleber Stadtbad und mein Kollege Werner Heinrich brachte irgendwann mal die Ausschreibung mit.

Alles bestens organisiert

Da haben wir gedacht, das probieren wir mal aus, wollte quasi körperlich an unsere Grenzen gehen.“ Dreimal fünf Meilen sollten es sein, umgerechnet in 2000 Meter Schwimmen, 40 Kilometer auf dem Rad und 9920 Meter Laufen. Am Ende wurde es 900 Meter im Wasser, 50 Kilometer auf zwei Rädern über Langenbogen und Bennstedt hoch nach Salzmünde und weiter über Beesenstedt, Schochwitz, Höhnstedt zurück nach Seeburg sowie eine 14 Kilometer lange Runde um den Süßen See. Ausgedacht und vorbereitet hatte das damals Werner Klawun aus Salzmünde, zu jener Zeit Kreissportlehrer im Saalkreis. „Das war alles bestens organisiert und hat bestimmt viel Arbeit gemacht“, sagt Paetz rückblickend.

Ein langes Wochenende mit vielen Wettkämpfen steht am Süßen See vom 30. Mai bis 1. Juni bei den Seeburg Heroes an.

Am Freitag, 30. Mai, geht es bei der Laufveranstaltung 14 Kilometer rund um den Süßen See. An den beiden folgenden Tagen starten die Triathleten in verschiedenen Wettkämpfen.

Außerdem werden am Sonntag, 1. Juni, die Freiwasserschwimmer über die Distanz von 2,5 Kilometern den Süßen See durchpflügen.

Und wer nicht die sportlichen Herausforderungen sucht, ist als Zuschauer gern gesehen, um die Sportler an der Strecke anzufeuern. Gekürt werden auch die Superhelden.

Denn wer sowohl am Lauf, Sprinttriathlon und Freiwasserschwimmen teilnimmt und die schnellste Gesamtzeit erreicht, wird Super Heroe und kassiert obendrein 200 Euro Siegprämie. Anmeldungen im Internet unter: www.seeburg-heroes.desind bis zum 18. Mai möglich. (dle)

Gestartet wurde 1984 am Volksbad, ungefähr dort, wo heute die Gaststätte „Seeterrasse“ steht. Links vom Schloss sind die Triathleten aus dem Wasser gestiegen. Neoprenanzüge gab es damals noch nicht, die man hätte über das Trikot ziehen können. So wurde sich ruckzuck abgetrocknet. „Ich denke, ich war unter den ersten fünf“, so Paetz, der heute mit einem eigenen Lkw auf Touren durch ganz Europa fährt und zudem als Honorardozent Betriebswirtschaft lehrt. 1984 hat er hauptberuflich beim Kraftverkehr gearbeitet und nebenberuflich eben als Schwimmmeister. Körperlich topfit sei er damals gewesen. Jeden Tag sei er in Vorbereitung auf den Wettkampf gut 1000 Meter geschwommen. Nur mit dem Fahrrad hatte er es nicht so. „Werner Heinrich war da anders. Der ist jeden Tag gestrampelt.“ Spätestens am 15. September 1984 wusste Paetz auch, warum. Denn die Radstrecke sei für Ungeübte knüppelhart gewesen mit ihren langen Anstiegen.

„Das lässt der Job nicht zu“

„Da war ein Starter, um einiges älter als ich und mit einem jämmerlichen Fahrrad, der wollte mit mir zusammen fahren. Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich ihm nicht folgen kann, obwohl ich ein ordentliches Rad hatte.“ Das war zwar nur geborgt, fuhr sich aber gut. Nur mit der Kraft und dem Rhythmus haperte es bei Ralph Paetz an diesem Tag mächtig. „Wir sind dann wieder am Nordufer angekommen und dann ging es auf die Laufstrecke.

Ich habe noch einige Plätze gut gemacht. Aber Werner Heinrich konnte ich nicht mehr einholen.“ Ganz klein, unten rechts, steht auf der Urkunde die Zeit: 4;03,48 Stunden brauchte Paetz für die knapp 65 Kilometer beim vom Kreisfachausschuss Saalkreis des vom Verband für Wandern, Bergsteigen und Orientierungslauf organisierten Wettstreit, an dessen Ende es Urkunden, Brause und Bockwurst gab.

In diesem Jahr ist nun der Schwimmverein Eisleben, dessen Mitglied Paetz ist, federführend. Mehr als Zeitzeuge will der Helftaer aber nicht sein. „Das lässt der Job nicht zu.“ Im Moment wisse er noch nicht einmal, ob der Ende Mai, Anfang Juni unter den Zuschauern in Seeburg sein wird. Gleichwohl glaubt er, dass Vereinschef Matthias Roy und seine Mitstreiter einen bestens organisierten Wettkampf auf die Beine stellen werden. „Matthias hat Ideen. Und er hat den Mut, sie umzusetzen. Letztlich kann das Ganze nur zu einer Werbung für den Verein und die Region werden.“

Mit Ende der Freibadsaison 1988 hat Paetz seinen Nebenjob an den Nagel gehängt. Das Sportgeschehen verfolge er nicht mehr so intensiv wie früher, weil durch die Kommerzialisierung vieles auf der Strecke geblieben sei. Aber auf den Wettkampf im Mai freut sich Paetz in jedem Fall.