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Süßer See  Süßer See : Götterbaum wird Einhalt geboten

Von Daniela Kainz 23.09.2019, 13:14
Teile der Rinde wurden entfernt.
Teile der Rinde wurden entfernt. Jürgen Lukaschek

Seeburg - Was ist mit dem Baum passiert? Der unvollständige Stamm eines Gehölzes, das am Nordufer des Süßen Sees unweit des Seeburger Campingplatzes steht, fällt Betrachtern sofort ins Auge. Dem Baum fehlt ein etwa 20 Zentimeter breites Stück Rinde. Die Schnittlinien verlaufen wie mit einem Lineal gezogen.

Das ist kein Zufall. Dem aus China stammenden Götterbaum wurden absichtlich Teile der Rinde entfernt. Die Experten nennen diese Vorgehensweise „ringeln“.

Auf diese Weise soll dem stark wurzelnden Baum die Aufnahme von Nährstoffen erschwert werden. „Der Baum schwächelt und stirbt langsam ab“, sagt Katrin Schneider von der Koordinationsstelle Invasive Neophyten in Schutzgebieten Sachsen-Anhalts (Korina) beim Unabhängigen Institut für Umweltfragen in Halle.

Denn Fällaktionen würden keinen dauerhaften Erfolg bringen. Der Baum, der auch mit dem Essigbaum verwechselt werden kann, treibt schnell wieder aus.

Das Gewächs am Süßen See soll durch das Entfernen der Rinde daran gehindert werden, sich im angrenzenden Landschaftsschutzgebiet weiter auszubreiten.

Götterbaum schadet der Artenvielfalt

Denn es liegt in der Natur des Götterbaumes, dass er sich immer mehr Lebensraum erobert, andere heimische Pflanzen verdrängt und somit der biologischen Vielfalt schadet.

Nicht zuletzt deshalb wurde der Baum von der Europäischen Union in die Liste invasiver Arten aufgenommen. Blätter und Holz enthalten zudem Stoffe, die Allergien auslösen können.

Nach aktuellen Erkenntnissen stoppt der Götterbaum auch nicht vor Sachsen-Anhalt. In Dessau-Roßlau und Halberstadt beispielsweise wurde seine verstärkte Verbreitung festgestellt.

Im Stadtgebiet von Halle wächst er auch an vielen Stellen, wie Schneider weiß: „Der Baum kommt aus jeder Nische raus.“ Ein großes Unkrautproblem stelle er auch für Winzer im Saalekreis entlang der Welle dar. Dort besteht nach Schneiders Meinung Handlungsbedarf.

An einigen Punkten steht der Götterbaum ihr zufolge auch im östlichen Teil von Mansfeld-Südharz. Eine vollständige Übersicht über den Landkreis liegt allerdings nicht vor.

„Wir haben vor allem in Schutzgebieten geschaut“, erklärt die Expertin. Insgesamt, so meint sie, komme der Baum aber schon noch selten vor. Funde außerhalb von Halle seien allerdings bisher auch nicht kartiert worden.

Klimawandel begünstigt exotisches Gewächs

Dem Umweltamt der Kreisverwaltung ist derweil über mögliche Vorkommen des Götterbaumes im Landkreis nichts bekannt, wie die MZ auf Anfrage erfuhr.

Das Vorkommen am Süßen See war von Fachleuten vor zwei Jahren entdeckt worden. Eine Firma hatte dann im vergangenen Jahr die Rinde am Stamm entfernt.

Die Aufnahme des Götterbaumes auf die Liste der invasiven Arten soll nicht ganz unumstritten gewesen sein. Schneider hält den Baum auch für eine alternative Baumart in der Zeit des Klimawandels: „Umso wärmer und trockener das Klima, umso besser für den Götterbaum.“

(mz)