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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: «Wir brauchen keinen Fußweg»

Von KATHARINA THORMANN 08.03.2011, 18:38

PISKABORN/MZ. - Es traf die Einwohner von Piskaborn wie ein Schlag: Die Hauptstraße des Mansfelder Ortsteils soll grundhaft ausgebaut werden und mit ihr erstmals ein Fußweg durch das 250-Seelen-Dorf entstehen. Auf den Kosten des Gehwegs bleiben die Einwohner zur Hälfte selbst sitzen. Den Rest übernimmt die Stadt Mansfeld. Das war die Botschaft einer Bürgerversammlung mit dem Bauamtsleiter der Stadt Mansfeld und den Vertretern des Landkreises Mansfeld-Südharz. Letzterer ist als Baulastträger für die Kreisstraße zuständig. Doch zahlen wollen die Piskaborner nicht für einen Gehweg, der ihnen völlig nutzlos erscheint.

"Der Ort feiert in diesem Jahr sein 1111-jähriges Bestehen. Bisher ist nicht ein einziger Einwohner in Piskaborn auf dem Fußweg gelaufen. Denn es gab noch nie einen", sagt Wilfried Paczkowski, Einwohner und ehemaliger Ortsbürgermeister.

"Wir brauchen gar keinen Fußweg", so lautet die einhellige Meinung der Piskaborner. Immerhin würde der Straßenrand kaum von Fußgängern genutzt. "Die meisten fahren mit dem Auto durch. Und zur Not können wir auch auf die gepflasterte Regenrinne ausweichen, wenn Lkw oder Traktoren durchfahren", meint eine Einwohnerin.

Was die Piskaborner aber am meisten ärgert, ist die Berechnung der Kosten des Weges. So ergibt sich der Beitrag aus der Größe des Grundstücks und nicht danach, wie viele Quadratmeter tatsächlich an die Straße angrenzen.

Schmerzlich treffen würde das zum Beispiel Rüdiger Hippe. Erst in diesem Monat ist er auf sein 1 500 Quadratmeter großes Grundstück gezogen. "Und jetzt muss ich gleich zahlen. Ich bin ganz schön entrüstet", sagt Hippe.

Wie Anliegerin Elke Röse das Geld aufbringen soll, ist ihr ein Rätsel. "Mein Mann hat nur eine kleine Rente und wir zahlen schon monatlich zehn Euro für die neue Abwasserleitung ab. Mehr geht nicht. Und das geht vielen hier so", erzählt sie.

All diejenigen, die das Geld für den Fußweg nicht aufbringen können, kann Peter Knispel, Bauamtsleiter der Stadt Mansfeld, beruhigen: "Über Stundungen, Kredite und Erlasse kann man reden." Nicht aber über den Straßenausbau ohne Fußweg. "Es gibt Richtlinien für Anliegerstraßen, an die wir uns halten müssen", sagt Knispel. Es wäre aber denkbar, nur einseitig Gehwege zu bauen und diese mit günstigeren Materialien wie Betonpflaster zu versehen. Das würde nicht nur die Geldbeutel der Anwohner, sondern auch den der Stadt Mansfeld schonen.

Wann der Straßenausbau in Piskaborn beginnen soll und welche Kosten auf die Bewohner zukommen, dazu konnte die Kreisverwaltung am Dienstag auf eine MZ-Anfrage noch keine Angaben machen.