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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Nach Karambolage folgt oft Flucht

Von FRIEDER FAHNERT 24.02.2011, 18:09

EISLEBEN/HETTSTEDT/MZ. - Das will niemand erleben: Man kommt vom Einkauf zurück auf den Parkplatz, da sticht sie sofort ins Auge: eine Beule am Auto. Doch vom Übeltäter keine Spur. Der hat sich längst aus dem Staub gemacht, in der Hoffnung, unerkannt zu bleiben.

Im Polizeirevier Mansfeld-Südharz hat man mit einer hohen Zahl von Unfällen zu tun, bei denen der Verursacher das Weite gesucht hat. Im Jahre 2009 gab es Ermittlungen in 737 Fällen von so genanntem "Unerlaubten Entfernen vom Unfallort", wie es offiziell heißt. Im vergangenen Jahr gab es sogar noch eine Steigerung: 2010 haben 791 Autofahrer den Unfallort verlassen, um nicht ertappt zu werden. Das sagt die Verkehrsunfallstatistik aus, die jetzt im Polizeirevier in Eisleben vorgestellt wurde. "Das zeugt von einem mangelnden Unrechtsbewusstsein bei diesen Autofahrern", sagt Revierleiter Wilfried Henze. Jedem müsse doch klar sein, dass er einen Schaden verursacht hat, wenn er beim Ein- oder Ausparken ein Auto rammt. "Und es sollte jedem bewusst sein, dass dies kein Kavaliersdelikt ist", so Rainer Ossig, Leiter Verkehrsdienst. Jeder könnte einmal in solch eine Situation geraten, dass sein Pkw angerempelt werde. Und dann sei es ärgerlich, wenn man nicht wisse, wer dafür verantwortlich ist. Bei der Klärung solcher Unfälle sei man auch auf Zeugen angewiesen. Immerhin: Deutlich über die Hälfte der Unfallflüchtlinge konnten in den vergangenen beiden Jahren ermittelt werden.

Es reiche übrigens nicht, eine Visitenkarte oder einen Zettel an die Windschutzscheibe zu heften. Auch deshalb, weil später nicht mehr geklärt werden kann, ob womöglich Alkohol im Spiel war. Die gelegentlich geäußerte Meinung, ein Unfallverursacher habe 24 Stunden Zeit, um sich bei der Polizei zu melden, ist falsch, so Verkehrsrechtsanwalt Klaus Felder. Wer einmal weg ist, habe eine Unfallflucht begangen. Er habe lediglich bei Gericht die Chance, eine Strafmilderung zu erreichen, wenn er sich innerhalb von 24 Stunden bei Polizei oder Geschädigtem gemeldet hat.

Bei der Vorstellung der Unfallstatistik kamen auch andere Zahlen auf den Tisch. Zwar ist die Gesamtzahl der Unfälle im Landkreis gestiegen - von 4 736 (2009) auf 4 893 (2010). Dafür gab es aber deutlich weniger Unfälle, bei denen Menschen verletzt worden sind. Dort sank die Zahl von 515 auf 390. "Das ist eine positive Entwicklung", so Ossig. Die Zahl der Unfälle könne man bedingt beeinflussen. So durch Verkehrsüberwachung, durch Verkehrszeichen - zum Beispiel Kurvenhinweiszeichen - oder Straßenmarkierungen.

Laut Statistik kamen im vergangenen Jahr bei Unfällen 15 Menschen auf den Straßen in Mansfeld-Südharz ums Leben. Das sind zwei mehr als ein Jahr zuvor. Ein besonders tragischer Unfall ereignete sich Mitte Juli auf der B 180 zwischen Bischofrode und Eisleben. Ein Pkw war dort von der Fahrbahn abgekommen. Zwei junge Frauen - 15 und 18 Jahre alt - überlebten dies nicht.