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Hilfe auch beim Fadenschneiden

Von Roman Haeusgen 12.03.2007, 16:44

Hettstedt/MZ. - Ratsch! Schon liegt das Stück auf dem Tisch, und Frieda Fischer freut sich, dass sie dank des Zutuns ihrer Helferin mit den anderen in der Runde mithalten kann.

Die bejahrten Senioren, die sich in der Tageseinrichtung des Pflegedienstes Seeland in Hettstedt eingefunden haben, gestalten mit Hilfe der Wolle und einem Karton, auf dem bereits Konturen gezeichnet sind, ein Phantasiebild.

Und nicht nur bei dieser Beschäftigung ist Uta Spielberg freundliche und aufmerksame Helferin. "Ich gehe auch mit ihnen spazieren oder lese ihnen vor", erzählt die 42-Jährige. Ganz wichtig aber sei "einfach nur zuhören, sich die Lebensgeschichten anhören, die dieser oder jener mal erzählen möchte".

Mitspielerin oder verständnisvolle Gesprächspartnerin ist die Hettstedterin in der Tagespflege Seeland auf dem Hettstedter Weinberg drei Mal in der Woche für rund zwei Stunden täglich.

Chefin Andrea Weck und ihre drei Mitarbeiterinnen möchten sie nicht mehr missen. Selbstverständlich steht auch bei ihnen die menschliche Zuwendung ihren Betreuten gegenüber an erster Stelle. Doch bleibt im täglichen Aufwand, wie sie die Senioren zwischen Pflegestufe I und III benötigen, nicht eben immer auch Zeit für einen Schwatz. Zumal von den Angestellten auch mal diese oder jene wegen

Urlaubs oder Krankheit fehlt. Umso mehr freut sich die Pflegedienstleiterin auch über die Bereitschaft der Helferin, auch außer ihrer üblichen Zeit - sozusagen auf Abruf - zum Spazierengehen oder Vorlesen zu kommen. "Sie ist ein toller Typ, sie kommt sehr gut mit den Leuten zurecht. Sie ist eine Superfrau", schwärmt Andrea Weck.

Die solcherart Gelobte erhält für ihre Mitwirkung in der Pflegeeinrichtung, in der sie nun schon seit Oktober vergangenen Jahres anzutreffen ist, keinen Cent. Ihre Hilfe ist ihr Bedürfnis, weil "nur Haushalt, Kinder, Küche und Wäsche nicht mein Ding sind", wie die ehemalige Personalleiterin sagt, die bis 1992 bei der einstigen Elmet arbeitete und seit dem arbeitslos ist. Etwa sieben unterschiedliche Weiterbildungs- und zwei Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in all denen Jahren brachten sie nicht wieder in einen Beruf. So dass ihr zu Hause "die Decke auf den Kopf fällt", zumal der Ehemann von seinen Montageeinsätzen nur zum Wochenende nach Hause kommt und die beiden Kinder - 18 und acht Jahre alt - eben auch nicht mehr der vollen Aufmerksamkeit der Mutter bedürfen.

So wie die 44-jährige Hettstedterin gibt es im Mansfeldischen immerhin bereits fast 70 ehrenamtliche Helfer, weiß Harald Turm.

Der ehemalige Vertreter für Versicherungen und Rebensaft leitet in Eisleben die so genannte Ehrenamtsbörse, die vom kommunalen Kompetenzzentrum "Alter hat Zukunft" (AhZ) in Hettstedt ins Leben gerufen worden ist. "Alle sind im sozialen Bereich eingesetzt", sagt der 56-Jährige, wobei allein 30 insbesondere beim Förderverein für Soziokultur und Beschäftigung, der unter anderem die Mansfelder Tafel unterhält, helfen.

Auch die Hettstedter Sozialstation und das Klinikum Mansfelder Land sind Nutznießer ehrenamtlichen Helfens. Hauptsächlich seien es Frauen, die sich auf diese Weise mit einbringen - die jüngste 21, die älteste 74 Jahre alt. "Der Bedarf ist allerdings höher als das vorhandene Potential", so Turm.