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Eisleben Eisleben: Zwei Millionen für St. Annen

Von Jörg Müller 15.01.2013, 18:07

Eisleben/MZ. - Das St. Annenkloster in Eisleben wird bis 2014 umfassend saniert und an einigen Stellen denkmalgerecht umgebaut. Auch an und in der Annenkirche sind Arbeiten geplant. Wie Pfarrer Christoph Hellmich und Joachim Rost, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates, der MZ sagten, sollen insgesamt zwei Millionen Euro investiert werden. Es handele sich um Mittel von Land und Bund, der evangelischen Landeskirche, dem Kirchenkreis, der Kirchengemeinde (Eigenmittel und Spenden) sowie der Oetker-Stiftung.

Das Klostergebäude, in dem sich bis vor wenigen Jahren eine vermietete Wohnung befand, soll künftig für Gemeinde-Zwecke und Veranstaltungen genutzt werden. Ziel ist außerdem, die Mönchszellen im Dachgeschoss ständig für Besucher und Touristen zugänglich zu machen. Bislang können die Zellen - es sind die einzigen Mönchszellen aus der Lutherzeit in Mitteldeutschland - nur auf Wunsch gezeigt werden. Auch das Kloster selbst ist einzigartig. "Es gibt kein anderes Augustiner-Eremiten-Kloster in Deutschland, das unverändert erhalten ist", sagt Hellmich. Dies sei auch erst seit kurzem bekannt: Im Zuge der vorbereitenden Bauforschung habe sich herausgestellt, dass das Kloster nie grundlegend umgebaut worden sei. Dazu komme, dass die meisten anderen Klöster des Ordens im Bauernkrieg zerstört worden seien.

Dass vor allem das Land und der Bund jetzt Geld für das Annenkloster und die Kirche zur Verfügung stellen, habe mit dem Reformationsjubiläum 2017 zu tun, so Hellmich. "Das Kloster ist ein authentischer Luther-Ort." Als Mönch und späterer Distriktsvikar (Aufseher über 13 Klöster des Ordens) habe sich Luther mehrfach in Eisleben aufgehalten - auf Grund seiner hohen Position wird er allerdings nicht in einer der kargen Mönchszellen, sondern im ersten Obergeschoss gewohnt haben.

Die Bauarbeiten im Kloster sollen in diesen Tagen beginnen. Laut dem Gemeindekirchenrats-Vorsitzenden Rost wird zunächst im Rinckartsaal im Erdgeschoss der Fußboden ausgehoben - dieser war in der Vergangenheit mehr als einen Meter aufgeschüttet worden. Die Wände zu der dahinter liegenden, ehemaligen Küsterwohnung werden weggenommen, so dass der Saal fast doppelt so groß sein wird wie bisher. Schließlich werden die vier zugemauerten Bögen des nicht mehr erhaltenen Kreuzgangs wieder geöffnet und verglast. Die Besucher werden dann einen schönen Blick in den grünen Hof haben, der nach dem Abriss von Schuppen und Anbauten aus dem 20. Jahrhundert neu gestaltet wird. Im ersten Obergeschoss werden Gemeinde- und Besucherräume eingerichtet. Die Bauforscher haben hier spektakuläre Entdeckungen gemacht, wie alte Inschriften an den Wänden sowie Originalbretter aus der Lutherzeit. "Das Gute ist, dass es hier oben nie einen Stadtbrand gegeben hat", so der Pfarrer.

An der Kirche wird bereits gearbeitet. Mitarbeiter der Bauhütte Naumburg setzen das schwer geschädigte Mauerwerk an der Südseite und der Westkapelle instand. Dort müssen die Fugen erneuert und zahlreiche Steine restauriert oder ersetzt werden. "Wir werden sehen, wie weit wir kommen", so Rost. "Irgendwann muss auch die Mauer auf der anderen Seite saniert werden."

In diesem Jahr wird zudem die Restaurierung der notgesicherten Kanzel in Angriff genommen. Die Moses-Skulptur, auf der die Kanzel ruht, ist nicht mehr tragfähig. "Es sind noch Untersuchungen notwendig", so Rost, der hofft, dass die Fachleute dann endgültig Klarheit über die Schäden im Inneren des Kanzelträgers haben werden.