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Dokfilm über 2. Weltkrieg in Eisleben Dokfilm über 2. Weltkrieg in Eisleben: Die Wunden sitzen noch tief

Von kathrin labitzke 02.09.2014, 18:48
Günther Tröge (rechts) im Gespräch mit Kurt Harzbecker.
Günther Tröge (rechts) im Gespräch mit Kurt Harzbecker. labitzke Lizenz

benndorf/MZ - Die Worte fallen ihm schwer. Kurt Harzbecker muss während seiner Schilderungen immer wieder eine Pause einlegen. Auch Tränen fließen, als der 90-jährige Eisleber über seine Erlebnisse aus dem Zweiten Weltkrieg spricht. 75 Jahre nach dem Ausbruch des Krieges sitzen die Wunden bei ihm immer noch tief.

Kurt Harzbecker, der aus Lüttchendorf stammt, hatte sich geblendet von der Propaganda der Nazis nach seiner Ausbildung zum Reichsbahninspektor freiwillig zum Kriegseinsatz gemeldet. Er kam in eine Eliteeinheit der Infanterie, diente in Frankreich, Korsika und in Nordafrika, wo er auch noch an Malaria erkrankte.

Doch er überlebte im Gegensatz zu vielen anderen aus seiner Einheit. „Es war so schrecklich zu sehen, wie meine Kriegskameraden von Granateinschlägen getroffen wurden und letztendlich jede Hilfe aussichtslos war“, sagt Harzbecker. Bis heute verfolgen ihn die Bilder von schreienden und wimmernden Verletzten um ihn herum.

Kurt Harzbecker hat inzwischen seine schrecklichen Erlebnisse aus dem Zweiten Weltkrieg in einem Buch niedergeschrieben. Dadurch versucht er, die, wie er sagte, „grausame Zeit für mich aufzuarbeiten“. Der Eisleber will zugleich aber auch seine Kinder, Enkel und Urenkel vor einem erneuten „Inferno-Wahnsinn“ mahnen.

Das ist auch das Ansinnen von Günther Tröge vom Helbraer Heimatverein. Als er jetzt einen 20-minütigen Dokumentarfilm über den Ersten und Zweiten Weltkrieg zusammenstellte, nahm er auch Kontakt zu dem 90-jährigen Kurt Harzbecker auf. „Es war mir einfach wichtig, auch Zeitzeugen zu befragen“, sagte Tröge beim Zusammentreffen mit dem Eisleber. Fast ein Vierteljahr hat der 65-jährige Benndorfer an dem Dokumentarfilm gearbeitet. Den Anstoß dazu erhielt Tröge, als er zufällig Bilder von Kriegsteilnehmer aus den Grunddörfern fand. Alle Porträts der Kriegsteilnehmer werden in kurzen Sequenzen in seinen Streifen eingeblendet. Auch altes Bildmaterial zum Beispiel über die Katharinenschule in der Lutherstadt Eisleben, die damals als Lazarett diente, hat Tröge in seiner Filmdokumentation verarbeitet. „Es ist mir sehr wichtig, an die Menschen zu erinnern, die das alles durchmachen mussten“, meinte der geschichtsinteressierte Benndorfer zu seinen Beweggründen für den Dokfilm.

In seinem Kurzfilm zeigt er auch, wie der anfängliche Enthusiasmus, das Vaterland zu verteidigen, in Verzweiflung, Elend und unermessliches Leid umschlug, so wie bei Harzbecker. Der Streifen enthält auch Hasspredigten und Liedmaterial, mit denen Millionen von Menschen im Sommer 1914 und am 1. September 1939 in Waffengänge zogen, die so viel Leid auf beiden Seiten mit sich brachten. Das sind die Gründe, weshalb Harzbecker als Zeitzeuge dem Filmemacher seine Erfahrungen schilderte.

Der Film wird am 11. September um 16.30 Uhr im Sportlerheim in Helbra beim Heimatverein uraufgeführt.