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Benndorf in Mansfeld-Südharz Benndorf in Mansfeld-Südharz: Ostereier verzieren mir sorbischer Kratztechnik

Von Jörg Reiber 30.03.2013, 17:10
Maria Liebau gibt ihrem Urenkel Eric-Stanley Tipps, wie er sein Ei gestalten kann.
Maria Liebau gibt ihrem Urenkel Eric-Stanley Tipps, wie er sein Ei gestalten kann. jörg Reiber Lizenz

Benndorf/MZ - Ein Traum von Ostern - das ist die Küche von Maria Liebau in Benndorf. Vor dem Fenster stehen bunte Sträuße, an den Regalen hängen fein säuberlich aufgereiht viele alte Aluminiumkellen mit Plüschhasen, Osterküken und bunten Ostereiern darin.

Am Küchentisch sitzt ihr Urenkel Eric-Stanley (13) aus Sangerhausen und verziert ein marmoriertes Osterei mit der sorbischen Kratztechnik. „Das ist eine uralte Technik“, erklärt Maria Liebau und wendet sich immer wieder ihrem Urenkel zu, um ihm Tipps zu geben, wie er sein Ei gestalten kann. Dass er dabei etwas modernere Muster ritzt, stört sie nicht im Geringsten. „Das ist eine neue Interpretation alter Traditionen“, lacht sie und freut sich, dass er Spaß an diesem Kunsthandwerk hat.

Denn Maria Liebau, die früher als Erzieherin, Lehrerin für Kunsterziehung und Dolmetscherin gearbeitet hat, gibt ihr Wissen gern weiter. Sie betreibt diese Volkskunst immerhin seit mehr als 40 Jahren und hat schon an Ausstellungen teilgenommen. Lange Zeit hat sie auch einen Zirkel geleitet. Auch heute noch würde sie gern ihre Exponate ausstellen, um andere anzuregen. „Dazu müssten aber Vitrinen zur Verfügung stehen und das geschieht kaum noch. Da lasse ich es lieber sein“, sagt sie. Die Eier sind schließlich sehr empfindlich, auch wenn sie hart gekocht sind. „Einmal falsch angefasst, und das Ei ist zerbrochen“, erklärt sie und zeigt ein halbfertiges, aber zerdrücktes Ei.

Zur sorbischen Kratztechnik hat Maria Liebau in jungen Jahren während ihres Fernstudiums in Leipzig gefunden, als dort ein Kurs abgeboten wurde. Die gelernte Textilgestalterin fertigt auch noch Plüschtiere an. Über ihrer Couch im Wohnzimmer sitzen Plüschbären in den verschiedensten Farben und Größen. „Das ist meine Familie“, sagte sie und fährt fort: „Jeder Plüschbär steht für ein Familienmitglied.“ Der kleinste ist natürlich ihr Urenkel Eric-Stanley.

Im Hause Liebau gibt es übrigens auch eine seit langem gepflegte Ostertradition. Am Ostersonntag treffen sich alle Familienmitglieder zum Mittagessen bei ihr und teilen sich ein einziges Ei. „Das machen wir schon sehr lange so und alle müssen kommen und mitmachen“, sagt die herzliche Seniorin und erklärt mit beiden Händen, wie sie ein Ei in 15 Stücke teilt. Denn so viele Familienmitglieder treffen sich Ostern bei ihr.

Maria Liebau kam Anfang 1940 mit ihrer Familie aus Lemberg (heute Lwiw) in der Ukraine nach Deutschland. „Neun Monate waren wir damals unterwegs“, erinnert sie sich. Auch ihr Vater war künstlerisch sehr begabt und fertigte filigrane Holzintarsien an. Sie hat zwei Kinder, vier Enkel und zwei Urenkel - allesamt Nachkommen von Martin Luther. Denn ihr 1984 verstorbener Mann Manfred Liebau war ein direkter Nachfahre von Luther und Katharina von Bora.