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Volksaufstand Volksaufstand: Die Erinnerung an den 17. Juni wachhalten

Von Martin Paul 14.06.2013, 18:50
Robert Hartmann und Frank Kreißler erläutern die Schaubilder.
Robert Hartmann und Frank Kreißler erläutern die Schaubilder. Sebastian Lizenz

Dessau/MZ - Am kommenden Montag jährt sich der Volksaufstand des 17. Juni in der ehemaligen DDR zum sechzigsten Mal. Aus diesem Grund wird am Sonntag um 16.30 Uhr in der Johanniskirche eine Ausstellung eröffnet.

Auf insgesamt vier Schaubildern sind Ereignisse des Aufstandes in Dessau und Roßlau mit Fotos und Zeitzeugenberichten festgehalten.

Historischer Ort

Neben einem Vortrag von Historiker Arne Liez werden der Oberbürgermeister der Stadt Klemens Koschig, die Initiatoren der Ausstellung Robert Hartmann (SPD) und Frank Kreißler vom Stadtarchiv und Pfarrerin Geertje Perlberg sprechen.

„Die Johanniskirche ist ein historischer Ort. Auch im Herbst 1989 hatten dort die Menschen zusammengefunden und haben die Proteste nach außen getragen“, erläutert Hartmann die Wahl des Veranstaltungsortes. Wichtig sei, die Erinnerung an diese Demokratiebewegungen zu erhalten. Daher habe er die jetzige Ausstellung bewusst so gestaltet, dass sie auch in Schulen und Vereinen einzusetzen ist. Vorstellbar wäre es beispielsweise, Zeitzeugen einzuladen und mit ihnen ins Gespräch über die Ereignisse zu kommen.

Das Material für die Tafeln kommt aus einer Ausstellung, die das Stadtarchiv Dessau-Roßlau 2003 zum fünfzigsten Jahrestag des Volksaufstands erarbeitet hatte. Der Leiter der städtischen Einrichtung Frank Kreißler hatte damals die Dessauer aufgerufen, Dokumente, Erlebnisse und Zeitzeugenaussagen einzuschicken. Darunter waren auch Motive von Amateurfotografen, die nun mit zu sehen sind.

Dokumente sind verloren

„Der erste Aufsteller erzählt, wie es überhaupt zu den Aufständen kam“, erläutert Frank Kreißler die einzelnen Tafeln. Auf den weiteren Plakaten sind eine Chronologie des Geschehens in Dessau, eine Einordnung und Nachbetrachtung und die Ereignisse in Roßlau zu sehen.

Viele Dokumente und Fotos sind heute nicht mehr erhalten. Es sei ein Glücksfall, dass die Aufnahmen von Horst Ellmer, beispielsweise vom sowjetischen Panzer auf der Zerbster Straße, noch existieren, erzählt Robert Hartmann, der stellvertretender Leiter des SPD-Stadtverbands. Ellmer, damals Mitarbeiter im Rathaus, hatte die Bilder lange geheim gehalten. „Die Stasi hatte systematisch Fotos und Fotografen einkassiert“, erklärt Hartmann. „Damit sollte bewusst die Erinnerung an diesen Tag unterdrückt werden.“ Dies sei auch ein Grund, warum die Ereignisse des 17. Juni 1953 lange von der Bevölkerung verdrängt wurden.

Für Robert Hartmann gehört das Wachhalten der Erinnerung zur Demokratie dazu. „Meine Eltern waren eigentlich angetan von der jungen Demokratie. Dann haben sie das als Studenten in Halle erlebt.“ Nun wünscht er sich, dass mehr Menschen aus den Ereignissen der damaligen Zeit lernen.