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Theater in Dessau Theater in Dessau: Kostüme für "Götz von Berlichingen"

Von Ute König 11.03.2015, 10:55
Die Kostüme für den „Götz“ stapeln sich hinter den Kulissen. Einige Schauspieler übernehmen bis zu acht Rollen.
Die Kostüme für den „Götz“ stapeln sich hinter den Kulissen. Einige Schauspieler übernehmen bis zu acht Rollen. Claudia Heysel Lizenz

Dessau - Goethes „Götz von Berlichingen“ wird die letzte Schauspielinszenierung von Generalintendant André Bücker in Dessau. Und zum Abschied wird noch einmal Großes aufgefahren im Anhaltischen Theater. Insbesondere was die Kostüme betrifft: 68 Rollen plus Opernchor wollen eingekleidet werden. Eine enorme kreative und organisatorische Aufgabe, die Jessica Rohm für diese Produktion zum ersten Mal als Kostümbildnerin übernommen hat.

Aus Alt mach Neu

Ganz neue Kostüme entstehen für den „Götz“ nicht. Vielmehr wird auf das zurückgegriffen, was das Theater bereits besitzt. Unterm Dach des Hauses hängen mittlerweile 80 000 Kostüme, aus denen Jessica Rohm jetzt viele neue zusammenstellt. „Ich bin wochenlang durch den Fundus gelaufen“, so Rohm. „Man muss echt lange suchen.“

Aber sie hatte Erfolg, fand Karohemden, Anzüge, Cowboystiefel und vieles, vieles mehr. Fünf Kleiderständer hatten schwer zu tragen, doch mit ihrer Ausbeute mussten auch 68 Rollen sowie die rund 35 Sänger des Opernchores ausgestattet werden.

Kurz vor der Premiere werden die Berge kleiner. Täglich kommen die Schauspieler zu Jessica Rohm, um die Kostüme anzuprobieren und anzupassen. Bei einer derart großen Produktion ein riesiger Aufwand für beide Seiten. Denn die Schauspieler haben bis auf wenige Ausnahmen gleich mehrere Rollen - zum Teil bis zu acht. Sie bringen sich dennoch bei der Kostümwahl ein. „Die Schauspieler verkleiden sich gerne“, so Rohm. Sie achten aber sehr darauf, dass das Kostüm zur Rolle passt. „Das Gefühl, dass die Rolle ausdrücken soll, muss sich im Kostüm manifestieren“, erklärt sie.

Freiheitskampf aller Epochen

Freiheit und der Kampf für die Freiheit sind die wichtigsten Schlagworte im „Götz von Berlichingen“, dessen Namensgeber von 1480 bis 1562 gelebt hatte. In der Dessauer Inszenierung wird auf den Freiheitskampf aller Epochen bis heute Bezug genommen - selbstverständlich auch anhand der Kostüme. Und so verwandelt Rohm Schauspieler und Sänger beispielsweise in Bauern, Hippies oder Teilnehmer der Montagsdemos.

Dass sie für Entwurf und Zusammenstellung der Kostüme verantwortlich ist, ist Neuland für Rohm. „Es ist eine Herausforderung, aber es macht Spaß“, sagt sie. Erfahrung in diesem Bereich hat sie jedoch. Bisher war sie als Damen-Gewandmeisterin am Anhaltischen Theater tätig und war damit für die Kostüme bereits mitverantwortlich.

Auf der nächsten Seite: Jessica Rohm erzählt, was für sie das größte Lob ist und warum ihre Arbeit bis zur letzten Minute spannend bleibt.

Rohms Gespür für die Szenerie

Welche ihrer Kostüme und Ideen am Ende auch auf der Bühne zu sehen sind, bleibt spannend. Vor der Premiere kann noch viel passieren. Manchmal fällt noch eine Szene weg. Manchmal hatte der Regisseur doch andere Vorstellungen. Jessica Rohm ist auf alles eingestellt. So sei das eben. Sogar, dass kurz vor der Premiere alles über den Haufen geworfen wurde, sei andernorts schon vorgekommen.

Davon geht sie beim Dessauer „Götz“ allerdings nicht aus. Die Zusammenarbeit mit André Bücker sei von Anfang an eng gewesen: Noch bevor Rohm die ersten Entwürfe zeichnete, tauschte sie mit Bücker Ideen aus. Inzwischen hat sie sich einige Proben angesehen, um ein noch besseres Gespür für die Szenerie zu bekommen. Mit Fotos wurde der Regisseur stets auf dem Laufenden gehalten und wird es noch.

Außerdem sei das Feedback der Schauspieler - und das sei eines der wichtigsten - rundum positiv gewesen. Letztendlich zeigt aber erst die erste Kostümprobe nur wenige Tage vor der Premiere am Freitag, wie alles miteinander harmoniert.

Das größte Lob für eine Kostümbildnerin sei, wenn ihre Arbeit nach der Premiere gar nicht erst große Erwähnung findet. Dann seien die Kostüme präsent, aber unauffällig. „Dann passen sie gut ins Gesamtbild“, so Rohm. Und genau darauf komme es an. (mz)

Die Requisiten für das Theaterstück stehen bereit.
Die Requisiten für das Theaterstück stehen bereit.
Claudia Heysel Lizenz