1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Tag des offenen Denkmals: Tag des offenen Denkmals: Verborgener Schatz im Treppenhaus

EIL

Tag des offenen Denkmals Tag des offenen Denkmals: Verborgener Schatz im Treppenhaus

Von Ina Otto 14.09.2003, 17:22

Roßlau/MZ. - So begrüßte Angela Rathmann in der Hauptstraße 110 neugierige Roßlauer in ihrem Zuhause. Ihr Wohnhaus wurde 1832 vom Architekten Christian Gottfried Heinrich Bandhauer errichtet. Seit 1964 wohnt Angela Rathmann in dem Gebäude. "Mein Mann hat das Haus von meinem Schwiegervater abgekauft. Der war sehr kunstbeflissen und hat sich auch immer dafür eingesetzt, dass alles so erhalten bliebt, wie es ist", erzählte Angela Rathmann am Sonntag.

So ist zum Beispiel das Treppenhaus noch original. Und auch auf dem Dachboden, der früher als Dienstmädchenzimmer gedient hat, wurde nichts verändert. "Als Dankeschön für die Stadt", begründete Frau Rathmann, warum sie am Sonntag fremde Leute in das Haus bat. Durch das Hochwasser im vergangenen Jahr wurde nämlich ein Teil des Treppenhauses beschädigt und konnte mit Unterstützung der Stadtverwaltung wieder hergerichtet werden. "So ein altes Haus, das hat eben Atmosphäre", sagt sie, was den Bau so repräsentativ mache.

Annette Schmädt ließ ihre Besucher sogar einen Blick in ihre Küche und auf den Hinterhof ihres Schanzenhauses werfen. Außerdem stellte Schmädt, von Beruf Restauratorin, historische Fundstücke vom Grundstück in einer Vitrine aus. Neben altem, beschriftetem Glas von Schnaps- und Bierflaschen waren dort auch Spielzeug und ein Tintenfässchen sowie Scherben einer alten chinesischen Schale zu bewundern. Historische Kostbarkeiten, die teilweise Vorbesitzer des Hauses an Anne Schmädt überlieferten.

Frau Schmädt wohnt seit 1987 mit ihren drei Kindern und ihrer Mutter im Schanzenhaus in der Sachsenbergstraße. Das 1680 erbaute Fachwerkhaus diente als Fährstation für den Verkehr auf der Elbe. Später befand sich darin eine Gaststätte und eine Brauerei. Seit 1968 wurde es als Wohnhaus genutzt.

Das Haus an der Elbe rief bei einigen Besuchern Erinnerungen wach. "Ich war früher Lehrling in der Werft. Da musste ich hier immer Bier holen", erzählte ein Gast. Und Hannelore Thöner aus Roßlau erinnerte sich an die Spaziergänge, die sie in den 30er Jahren mit ihren Eltern zum Schanzenhaus gemacht hat. "Als Kind hab ich noch in der Gaststätte gegessen. Ich wollte mal sehen, wie das jetzt hier aussieht", begründete sie am Sonntag, warum sie auf ihrer Radtour mit Ehemann Kurt einen Abstecher in die Sachsenbergstraße gemacht hat.

Bei allen angebotenen offenen Denkmälern in der Stadt war der Zuspruch überwältigend. Alois Koschig, Küster der katholischen Kirche Herz-Jesu, hatte schon morgens halb neun den ersten Besucher. Und die Besitzerin der Amtsmühle, Katrin Kloß, musste statt einer gleich drei Führungen veranstalten. Einen ganz besonderen Schatz konnte sie im Treppenhaus des alten Gerichts vorzeigen. Am Donnerstag fand sie dort nämlich unter dem Linoleumfußboden einen in Stein gesetzten Davidstern, Zeuge der Geschichte des Hauses, das sich über Generationen in jüdischem Besitz befand.

Wer am Sonntag nicht allein losziehen wollte, konnte sich der Denkmalfahrradtour, organisiert von der Stadtverwaltung, anschließen. Rund 40 Leute nahmen das Angebot an. Unter ihnen Margit Liebig. "Es gibt immer etwas Neues zu entdecken in Roßlau", war sie beeindruckt. "Manches sieht man privat ja gar nicht", sagt sie, warum sie jedes Jahr an der Tour teilnimmt.

Anne-Katrin Schmieder fand den Tag des Denkmals in Verbindung mit einer Fahrradtour ebenfalls lohnenswert. Besonders gefiel ihr, dass Denkmäler gezeigt wurden, "in denen Leben drin ist oder war." Im nächsten Jahr, so sagt sie, will sie wieder dabei sein.