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Städtisches Klinikum Städtisches Klinikum: Behandlung im Alterstraumazentrum hat sich bewährt

Von Sylke Kaufhold 21.11.2016, 09:40
Eine Er­go­the­ra­peu­tin übt mit einer Patientin die Fein­mo­to­rik.
Eine Er­go­the­ra­peu­tin übt mit einer Patientin die Fein­mo­to­rik. Lutz Sebastian

dessau - Das Fazit des Chefarztes der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie und Ärztlichen Direktors des Städtischen Klinikums fällt nach anderthalb Jahren kurz und überzeugt aus: „Es war die richtige Entscheidung“, sagt Dr. Joachim Zagrodnick zum zertifizierten Alterstraumazentrum und der angeschlossenen Station für Allgemein- und Altersmedizin, die im vorigen Jahr am Städtischen Klinikum ihren Betrieb aufnahm.

Das Alterstraumazentrum ist gefragt

Nachfrage und Bedarf für die dort angebotene individuelle und fachübergreifende Behandlung und Betreuung der Patienten sind groß. „Unsere Betten sind immer ausgelastet und reichen eigentlich nicht aus“, berichtet der Leiter des Zentrums, Oberarzt Dr. Jens Schumacher, Facharzt für Innere Medizin und Geriatrie.

Mehr als 40 Prozent der stationär versorgten Patienten sind über 70 Jahre alt. „Diese bringen neben der akuten Sturzerkrankung viele andere Erkrankungen und einen hohen Betreuungsbedarf mit, die werden bei uns interdisziplinär behandelt.“ Mit dem Ziel, ihnen im Idealfall ihre Selbständigkeit und die Rückkehr nach Hause zu ermöglichen.

Wie es bei Margot Stolle gelungen ist. Die 91-Jährige war zu Hause gestürzt und musste operiert werden. Knapp drei Wochen später braucht sie zwar noch eine Gehhilfe, „aber ich bin zuversichtlich, dass ich keine Einschränkungen behalten werde“, strahlt die Seniorin, die sich besonders freut, dass sie wieder Radfahren und in ihrem geliebten Garten wirtschaften kann. Sie habe eine „phantastische Betreuung mit viel Fürsorge“ erlebt, von den Ärzten, Schwestern und Therapeuten. „Ich bin unheimlich dankbar dafür“.

Im Alterstraumazentrum ticken die Uhren anders

In der Tat ticken die Uhren im Alterstraumazentrum anders. „Hier muss es viel ruhiger zugehen als auf einer normalen Station“, erklärt Joachim Zagrodnick. Ältere Patienten zu betreuen, sei aufwändiger und brauche mehr Zeit. „Und die nehmen wir uns hier.“

Auf einer Akut-Station wäre das nicht machbar. Hier schließt sich nach der Akutbehandlung eine Früh-Reha an. Um die Patienten sofort zu mobilisieren, zu aktivieren und zu betreuen.

Das verlängert zwar den durchschnittlichen Klinikaufenthalt, der bei zwei bis drei Wochen liegt. Aber es spart weitere Klinikaufenthalte oder eine aufwändige ambulante Weiterbehandlung. Und die Patienten werden danach nicht ins Ungewisse entlassen. „Wir arbeiten eng mit den Angehörigen zusammen und schauen nach der besten Lösung für danach“, so Zagrodnick.

Mediziner verschiedenster Fachbereiche arbeiten im Alterstraumazentrum zusammen.

Im Alterstraumazentrum arbeiten Unfallchirurgen, Internisten, Geriater, Neurologen zusammen - und behandeln auch den Patienten gemeinsam. Einschließlich der Schwestern und Therapeuten. „Alle zusammen erarbeiten wir die optimale Behandlung und Betreuung des Patienten“, erklärt Jens Schumacher.

Das funktioniert nur mit dem richtigen Team. „Das habe ich“, sagt der Chef stolz. Er habe auch keine Probleme gehabt, Personal zu finden. „Das hat mich erstaunt, aber natürlich auch gefreut.“

Denn die Arbeitsweise ist nicht nur für die Ärzte eine andere als auf einer Akut-Station, sondern auch für die Schwestern, Pfleger und Therapeuten. „Ich bin froh, dass wir uns hier Zeit nehmen können für die Patienten“, sieht Heike Auerbach ihre Arbeit. Die Ergotherapeutin ist von Anfang an im Team.

„Der schönste Lohn ist es zu sehen, wie die Patienten langsam Fortschritte machen und dann fit wieder nach Hause gehen können.“ Pawel Strzelczyk ist seit dem 1. Oktober dabei. „Ich bin bewusst auf diese Station gewechselt“, erzählt der Facharzt für Neurologie. „Mich hat das Behandlungskonzept gereizt und hier habe ich mehr Zeit für meine Patienten“. Der junge Arzt lobt die engagierte Teamarbeit aller als Basis für die Qualität im Sinne des Patienten.

Zwanzig Betten können derzeit auf der Station für die Betreuung der alten Patienten genutzt werden. „Für mehr brauchen wir mehr Personal“, erklärt Dr. Schumacher, warum nicht alle 29 zur Verfügung stehenden Betten ausgelastet werden. „Das soll ab 1. Januar passieren“, kündigt der Chef an. „Dann soll das Personal aufgestockt sein.“ (mz)

Oberarzt Dr. Jens Schumacher nimmt sich im „Ostseezimmer“ Zeit für ein Gespräch mit Margot Stolle und beantwortet ihre Fragen.
Oberarzt Dr. Jens Schumacher nimmt sich im „Ostseezimmer“ Zeit für ein Gespräch mit Margot Stolle und beantwortet ihre Fragen.
privat