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Sanierung in Dessau Sanierung in Dessau: Die Nerven bei den Mietern liegen blank

Von sylke kaufhold 08.08.2013, 19:45
Die Aufzüge an den sechs Eingängen in der Askanischen Straße sind montiert.
Die Aufzüge an den sechs Eingängen in der Askanischen Straße sind montiert. sebastian Lizenz

dessau/MZ - Jeden Tag um 7 Uhr erwacht die Baustelle Askanische Straße 70 bis 80 - dann beginnen Arbeiter aus 35 Gewerken ihr Tagwerk, um den Block mit Fahrstühlen und neuen Balkonen auszustatten, die Treppenhäuser, Keller und teilweise die Wohnungen zu modernisieren. Das bedeutet Lärm, Schmutz, Beeinträchtigungen im Alltag für die Mieter. Seit April bis Ende Oktober.

Nach knapp viermonatiger Bauzeit liegen bei vielen Mietern die Nerven blank. „So schlimm habe ich mir das nicht vorgestellt“, stöhnt auch Rosel Gustke. Dieser ständige Lärm sei manchmal nicht auszuhalten. Und dann kommen noch die vielen kleinen Ärgernisse dazu, die solch ein Bauvorhaben mit sich bringt. „Die Haustür war vier Wochen zu, wir mussten durch den Keller des Nachbarhauses gehen, das ist unzumutbar“, hatte sich Gerhard Blisse an die MZ gewandt. Im Keller seien neue Eisentüren eingebaut, die seien so schwer, dass man sie kaum aufbekommt, geschweige dann beladen mit Einkaufskörben. Unzufrieden ist Blisse auch mit den neuen Kellertüren. „Die sind nicht einbruchsicher“, hat er festgestellt. als er dies den Verantwortlichen mitteilen wollte, sei er vom Bauleiter abgewiesen worden. „Das ist doch keine Art und Weise“, schimpft der Mann.

Es seien tausend Kleinigkeiten, die ärgern, und inzwischen fehle ihnen die Geduld abzuwarten, sagt Brigitte Blisse. „Es ist einfach zu lange“, meint Rosel Gustke, die sich auch schon mit den Herren auseinandergesetzt habe. „Das hat viel Krach gegeben und Nerven gekostet, aber jetzt ist es ausgestanden“, erzählt sie. Das neue dreiflügelige Fenster, das für den Balkon auch in ihrer Ein-Raum-Wohnung eingebaut wurde, sowie der Heizkörper waren Anstoß des Ärgers. Das Fenster war nämlich so groß, dass sie ein Teil ihrer Schrankwand abbauen musste. „Dass das so ein Riesenfenster wird, habe ich nicht gewusst“, meint sie. Überhaupt würden sie als Mieter nur unzureichend informiert. „Man hat auch das Gefühl, es geht nur schleppend voran.“

„Wir liegen im Zeitplan, vertraglich ist alles gesichert“, informiert Lutz Tschammer, verantwortlicher Bauleiter der Wohnungsgenossenschaft. Aber es gebe immer wieder Verschiebungen und Verzögerungen, „die können wir nicht vorher ankündigen, weil wir sie auch nicht vorher wissen. Und dann schnell reagieren müssen.“ So habe der Abriss der Balkone nicht wie geplant zwei, sondern sechs Wochen gedauert. „Weil es eine Konstruktion war, die nur schwer vom Bauwerk zu lösen war. Jede Wand musste per Hand abgestemmt werden.“

„Wir nehmen diese Kritik unserer Mieter ernst“, sagt Vorstandschef Hans Tschammer. „Ansprechpartner für die Sorgen und Probleme der Mieter ist der Hausmeister“, sagt er. „Der kümmert sich, zum Beispiel auch um die Kellertüren. Das können wir aber erst nach Abschluss der Gesamtmaßnahme in Angriff nehmen, denn die hat Vorrang.“ Grundsätzlich bittet Tschammer darum, sachlich zu bleiben. „Da meine ich beide Seiten.“ Ihm sei bewusst, dass die Belastung für die Mieter sehr groß sei. „Das haben wir aber von Anfang an deutlich gesagt, und auch auf zu erwartende Probleme hingewiesen.“ Dass es dennoch zu Fehlinformationen und Missverständnissen komme, sei bedauernswert, „aber in der Hektik einer solchen Großbaustelle auch normal“.

Seitens der Genossenschaft werde alles getan, die Maßnahme planmäßig abzuschließen. „Da kann es sein, dass bis 20 Uhr oder auch samstags gearbeitet wird.“ Mit Nachdruck weist Tschammer darauf hin, dass es sich um eine Baustelle handele, auf der Sicherheitsvorschriften gelten. „Die haben wir einzuhalten, ohne Wenn und Aber.“ Das sei bei der verschlossenen Haustür der Fall gewesen.