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Reisewerk führt auch im Winter in gebaute Visionen

Von Carla Hanus 30.12.2005, 17:30

Dessau/MZ. - Der leichte, aber stete Ostwind lässt die Temperatur deutlich kälter erscheinen, als das Thermometer unter Null anzeigt. Die kleine Gruppe, die sich unter dem Fahrradständerdach des Wörlitzer Bahnhofes einfindet, ist rasch durchgefroren. Da wärmt auch der Gedanke an die Durchlauferhitzer Junkers nicht, die auf diesem Gelände zu Zeiten der Gasgerätewerke gebaut wurden. Ebenso vergebens bleibt die Beschreibung des Farbkonzeptes für die Fassade des Umweltbundesamtes, das sich jetzt auf diesem ehemaligen Industriegelände schlängelt. Die Rot- und Ockertöne, auf die Alexander Boehringer mit dicken Handschuhen weist, die wirken an diesem frühen Nachmittag unterkühlt.

Dennoch leitet Boehringer die kleine Gruppe über das Gelände des Umweltbundesamtes, führt in die Geschichte zurück, zeigt alte Aufnahmen, erklärt Bezüge zu Erdmannsdorff und dem Georgium auf der einen Seite des Uba und zu Gropius und dem Bauhaus auf der anderen. Im Schnee stehend erwähnt er den Erdwärmetauscher für die Klimatisierung des Uba. Doch die Luftansauger, die als Kunstwerke gestaltet wurden, lassen die Gruppe weiter frösteln. Erst der Gang ins Forum und Atrium der Bundesbehörde, wo Bäume grünen und Stühle aus dem Afrika-Pavillon der Expo ausgestellt sind, verspricht neben weiteren Einblicken und Informationen etwas Wärme.

Die Führungen "Gebaute Visionen" auch im Winter anzubieten, das ist für den regionalen Tourismusanbieter "Reisewerk" erklärtermaßen ein Experiment. "Wir stellen uns bis Ende des Jahres täglich hin", sagt Guido Fackiner, der im Reisewerk sozusagen Regie führt. Auch im Januar geht es weiter mit den rund anderthalbstündigen Uba-Führungen, 14 Uhr ab Wörlitzer Bahnhof. So wolle das Reisewerk Erfahrungen sammeln. "Denn", meint Fackiner, "nur wenn wir es machen, wissen wir über den Bedarf Bescheid."

Seit August bietet das Reisewerk diesen Gang durch ein Stück Stadtgeschichte und durch das Amt an. Mehr als 300 Führungen gab es inzwischen, mehr als 1 000 Leute haben sich um- und aufgrund der fundierten Erläuterungen auch ein bisschen mehr gesehen, mit offeneren Augen, mit ein wenig Fantasie. Erst im November und Dezember hat das Interesse nachgelassen.

Bis März eingestellt hat das Reisewerk auch die Stadtgänge, zu denen die Interessenten beim Umweltbundesamt starten und die mit Gesprächen in Dessauer Lokalitäten enden. "Dafür brauchen wir Licht und Wärme", erklärt Fackiner, der sich auf die neuen Entdeckungstouren sichtlich freut.

Die Stadtgänge habe das Reisewerk schon immer probieren wollen, erzählt er. Nun, mit den Neu-Dessauern aus dem Uba, sei ein Potenzial dafür da. Anfangs seien dann auch fast ausschließlich Uba-Mitarbeiter auf Entdeckungstour durch die Stadt gegangen. Inzwischen kämen immer mehr Dessauer dazu. "Dadurch entsteht auch in den Gesprächen eine gute Mischung", beschreibt Fackiner diese Entwicklung, die er persönlich äußerst spannend findet. "Mit dem Uba und den Möglichkeiten, die sich daraus touristisch ergeben, da stehen wir noch ganz am Anfang."