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OB-Wahl in Dessau-Roßlau ist entschieden OB-Wahl in Dessau-Roßlau ist entschieden: Herausforderer Peter Kuras siegt

Von Steffen Brachert 15.06.2014, 20:58
Klemens Koschig und Ehefrau Silvia gratulieren Peter Kuras zum Sieg. Zum 1. Juli hat Dessau-Roßlau einen neuen Oberbürgermeister.
Klemens Koschig und Ehefrau Silvia gratulieren Peter Kuras zum Sieg. Zum 1. Juli hat Dessau-Roßlau einen neuen Oberbürgermeister. Lutz Sebastian Lizenz

Dessau-Rosslau/MZ - Dessau-Roßlau bekommt zum 1. Juli einen neuen Oberbürgermeister: In der Stichwahl um das Amt des Stadtoberhauptes hat sich am Sonntag Herausforderer Peter Kuras klar gegen Amtsinhaber Klemens Koschig durchgesetzt.

Kuras bekam 75,82 Prozent der Stimmen. 19 030 Dessau-Roßlauer stimmten für das FDP-Mitglied, das von einem Bündnis aus Linke, Bündnis 90/Grüne, FDP, CDU und SPD unterstützt wurde. Koschig erhielt 24,18 Prozent. Das entsprach 6 068 Stimmen - und ist ein deutlicher Einbruch gegenüber dem ersten Wahlgang am 25. Mai. Koschig hatte dort noch 7 625 Stimmen erhalten und konnte für die Stichwahl also nicht einmal mehr seine Stammwähler motivieren. Kuras hingegen gewann über 4 700 Stimmen hinzu. Die Wahlbeteiligung lag bei 34,70 Prozent.

„Ich bin glücklich, aber nicht euphorisch“, sagte Kuras in der Stunde des Sieges, den Stadtwahlleiter Michael Conrad schon um 19.40 Uhr mit der Verkündung des vorläufigen amtlichen Endergebnisses offiziell machte. „Die Erwartungshaltung der Wähler ist riesig. Die fängt an, auf die Schultern zu drücken.“

Eine gespaltene Stadt?

Der Liberale, der bislang noch Präsident der Landesstraßenbaubehörde ist, kündigte an, „ein guter Oberbürgermeister für die gesamte Stadt sein zu wollen“. Dieser Satz war vor allem für die Roßlauer gedacht: Die einzelnen Ergebnisse aus den insgesamt 57 Wahlbereichen zeigten, dass die Dessauer für Kuras und die Roßlauer für Koschig gestimmt haben. Koschig wertete das in einer spontanen Rede als Zeichen, „das die Spaltung der Doppelstadt deutlich macht“. Im Ratssaal brachte ihm das heftige Buh-Rufe ein.

Peter Kuras wurde am 8. Mai 1958 in Dessau geboren, machte sein Abitur am Philanthropinum, wohnte immer in Dessau, heute in der Waldsiedlung Kochstedt. Er ist seit 36 Jahren verheiratet, hat mit Janet und Martin zwei erwachsene Kinder und ist stolzer Großvater von Sontje (6).

Die Berufslaufbahn führte ihn an die Spitze verschiedener Verwaltungsressorts, obwohl er an der Universität in Rostock, delegiert von der Schiffswerft Roßlau, Ingenieur für Schiffstechnik studiert hatte. Er war unter anderem fünf Jahre Lehrbeauftragter an der Hochschule Anhalt für das Fach Kommunalrecht, wurde 2013 Präsident der Landesstraßenbaubehörde. Kuras ist bereits 1983 der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands beigetreten und Mitglied der FDP. Zur Wahl ist er als unabhängiger Kandidat angetreten, der von einem breiten Parteienbündnis unterstützt wurde.

Kuras ist fasziniert von der inzwischen über 800-jährigen Geschichte Anhalts. Er engagiert sich im Anhaltischen Heimatbund, dem Dachverband Anhaltische Landschaft und im Technikmuseum „Hugo Junkers“.

Koschig hatte früh seine Niederlage eingestanden - und sich in einer kurzen Rede für alle Unterstützung bedankt. Der Amtsinhaber sicherte Kuras seine Unterstützung zu. Koschig ermahnte zudem den Stadtrat, das Gemeinwohl vor den Eigennutz zu stellen.

Hadern mit der CDU

Koschigs Niederlage war am Ende keine Überraschung mehr. Auch für den Amtsinhaber nicht. „Es hatte nur noch ein kleines Fünkchen Hoffnung gegeben“, sagte Koschig. „Doch es ist schwer, einen solch großen Rückstand aus dem ersten Wahlgang aufzuholen.“ Nahezu unmöglich sei es geworden, als sich auch noch die CDU, die stärkste politische Kraft im Stadtrat, auf die Seite von Kuras geschlagen hatte. Koschig zeigte sich enttäuscht. „Es hatte da gute Gespräche gegeben.“ Vergebens. Und Koschig haderte auch mit der Stimmung in der Stadt. „Für alles, was schlecht lief, war ich verantwortlich. Für alles, was gut lief, die anderen.“

An Kuras ist es nun, das Bündnis seiner Unterstützer zukunftssicher und krisenfest zu machen. Es ist eine besondere Herausforderung. In seiner ersten Rede im Dessauer Ratssaal kündigte Kuras eine Wirtschaftsoffensive an, versprach eine bessere, intensivere Kommunikation mit dem Land und eine neue Philosophie innerhalb der Stadtverwaltung. „Ich will die Mitarbeiter auf meinem Weg mitnehmen.“ Auch den Amtsinhaber. „Es ist wichtig, Klemens Koschig in die weitere Entwicklung der Doppelstadt einzubinden.“ Wie das geschehen soll, ließ Kuras noch offen.

427 Wahlhelfer waren am Sonntag im Einsatz, um die Wahl zu betreuen und die Stimmen auszuzählen. Am Ende lag die Wahlbeteiligung bei 34,7 Prozent und damit mehr als 12 Prozentpunkte unter der im ersten Wahlgang.
427 Wahlhelfer waren am Sonntag im Einsatz, um die Wahl zu betreuen und die Stimmen auszuzählen. Am Ende lag die Wahlbeteiligung bei 34,7 Prozent und damit mehr als 12 Prozentpunkte unter der im ersten Wahlgang.
Lutz Sebastian Lizenz