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Netzwerk "Gelebte Demokratie" Roßlau Netzwerk "Gelebte Demokratie" Roßlau: Vorschnelles Ende für Spendenaktion

Von Annette Gens 08.12.2015, 21:15
Schulsozialarbeiterin Sabrina Wagner überbringt sehr viele Willkommenspakete von Schülern des Liborius-Gymnasiums.
Schulsozialarbeiterin Sabrina Wagner überbringt sehr viele Willkommenspakete von Schülern des Liborius-Gymnasiums. Sebastian Lizenz

Rosslau - Die zehnte und damit in diesem Jahr letzte Aktion des Netzwerks „Gelebte Demokratie“ vor der künftigen Roßlauer Flüchtlingsunterkunft in der Waldstraße ist im Wortgefecht mit einer Gruppe Rechter geendet. Weshalb am Dienstagabend die Akteure, die vor der Einrichtung Spenden gesammelt hatten, die Veranstaltung vorfristig beenden mussten. „Wir alle haben schnell unsere Sachen zusammengepackt und sind gegangen, denn die Polizei sah keine rechtlichen Möglichkeiten zum Eingreifen“, war Netzwerker Daniel Kutsche enttäuscht und entsetzt. Die Polizei erklärte, dass die Gegner der Veranstaltung räumlich deutlich getrennt standen. Es habe sich um zehn bis zwölf Personen gehandelt, die plötzlich aufgetaucht seien. Eine rechte Demo hatte dieses Mal nicht stattgefunden. „Platzverweise mussten nicht ausgesprochen werden“, schilderte Polizei-Sprecher Maik Strömer.

Friedlicher Beginn

Friedlich hatte die Veranstaltung des Netzwerkes bei Tee, Weihnachtsgebäck und Gesprächen begonnen. Kirchenpräsident Joachim Liebig kam, um den Akteuren Danke zu sagen. Er sei mehr als überrascht, dass „unser Land wegen der vielen Flüchtlinge, die Hilfe brauchen, eine derartige Spaltung erfährt“. Das habe er nicht erwartet. „Ich nehme zur Kenntnis, dass viele Menschen, sogar aus der Mitte der Gesellschaft, nicht mehr bereit sind, Mitmenschlichkeit zu zeigen.“ Davor fürchte er sich, erinnerte Liebig an humanistisches Grundwissen und bekräftigte: „Die Flüchtlinge sind hier, weil sie Hilfe brauchen und wir diese Hilfe geben können.“

Willkommenspakete und Dankeschönpäckchen

Noch zuvor hatte das Dessauer Liborius-Gymnasium Spenden in die Waldstraße 15 gebracht. Unzählige Päckchen waren dort von Schülern und Mitgliedern der Dessauer Gruppe Amnesty International zu Willkommenspaketen und Dankeschönpäckchen geschnürt worden. „Wir sind der Meinung, dass den Netzwerkern für ihre Aktionen und ihre Engagement gedankt werden muss“, sagte Schulsozialarbeiterin Sabrina Wagner. Das Liborius-Gymnasium reiht sich mit der Hilfssendung in die vieler Schulen der Stadt ein.

Dass das Flüchtlingsheim noch in diesem Jahr benötigt wird, ist eher unwahrscheinlich, schätzte Klaus Bekierz von der Stadtverwaltung ein. Auch die Flüchtlinge, die in dieser Woche erwartet werden, sollen dezentral untergebracht werden. Fest steht dagegen, dass das Dessauer Netzwerk „Gelebte Demokratie“ 2016 weitere Solidaritätsaktionen vor der Waldstraße plant. „Solange in Roßlau Rechte gegen Flüchtlinge hetzen, solange stehen wir hier und protestieren“, sagte Kutsche. (mz)