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Konzertveranstalter Konzertveranstalter: Beatclub steht vor dem Aus

Von Oliver Schröter 29.03.2004, 16:31

Dessau/MZ. - Stressige Tage liegen hinter Jörg Folta, Vorstand des Fördervereins "Junger Musiker": Dem vom Verein betriebenen Beatclub in der Dessauer Humperdinckstraße droht das Aus. Grund sind anhaltende Beschwerden beim Ordnungsamt. Anwohner fühlen sich durch Musik, durch an- und abfahrende Autos und mutmaßlich randalierende Jugendliche in ihrer Nachtruhe gestört.

"Seit Oktober häufen sich die Beschwerden", erzählt Folta und legt Wert darauf, keine Fronten aufbauen zu wollen. "Natürlich verstehe ich die Leute. Nur die Androhung vom Ordnungsamt kann ich nicht nachvollziehen." Das Dessauer Ordnungsamt hatte in einem Anhörungsschreiben vom 9. März mit der Festsetzung der Sperrzeit auf 24 Uhr gedroht. Folta: "Das käme einer Schließung gleich."

Babbette Scurrell sitzt nur einige Meter vom Streitobjekt entfernt im Kochhaus gegenüber dem Club. "Grundsätzlich haben wir großen Respekt für das ehrenamtliche Engagement. Wir wissen, wie schwierig es ist, etwas Ungewöhnliches auf die Beine zu stellen." Scurrell gehört zum Vorstand der Daks-Bau Genossenschaft, Eigentümerin des Kochhauses. Auch sie arbeitet ehrenamtlich. "Obwohl das Problem schon so lange besteht, haben die Betreiber es nicht geschafft, den Lärm organisatorisch und technisch in den Griff zu bekommen." Fünf Bewohner des Kochhauses sind unmittelbar betroffen, ihre Fenster zeigen direkt zum Beatclub. "Wir müssen unsere Mieter halten", beschreibt Scurrell die Situation. Die Toleranzgrenze bei den meisten Bewohnern sei sehr hoch, für viele aber sei jetzt eine Grenze erreicht.

Natürlich hat sich auch Jörg Folta mit diesen Problemen auseinander gesetzt. "Wir waren im Dezember vergangenen Jahres auf einer Hausversammlung und haben uns die Probleme genau angehört." Daraufhin sei einiges passiert. "Wir haben mit unseren Gästen geredet, haben bei größeren Veranstaltungen die Zufahrt von der Humperdinckstraße abgesperrt und haben zusätzliche Ordnungskräfte für den Außenbereich aufgestellt." Außerdem wird intensiv am Umzug des Clubs in die alte Brauerei in der Elisabethstraße gearbeitet. "Gerade jetzt mit der Schließung zu drohen, das verstehe ich nicht."

Seit Freitagmorgen werden Unterschriften gegen eine Verlängerung der Sperrzeit gesammelt. "Damit wollen wir das große öffentliche Interesse am Beatclub aufzeigen", sagt Folta. Die Flut an Unterschriften hat selbst ihn überrascht. "Bis Freitagabend hatten wir schon fast 1 000 zusammen." Falls sich die Sperrzeit-Verlängerung nicht abwenden lässt, soll es am Freitag um 19 Uhr eine Kundgebung am Rathaus geben. Carsten Sauer, Pressesprecher der Stadt, überrascht all das. Am Montag traf ihn die Flut der Gästebucheinträge auf der städtischen Internetseite. Sauer bekräftigt das Interesse der Stadt am Erhalt des Beatclubs. "Jetzt muss aber auf Seiten der Betreiber Bewegung zu erkennen sein."

Erst am Samstag seien Mitarbeiter des Ordnungsamtes vor Ort gewesen, "die sahen weder das angekündigte Ordnerauto noch Ordnungskräfte". Das Ordnungsamt wolle den Club keinesfalls schließen, "der Behörde müssen aber geeignete Schritte zu Verringerung des Lärmpegels nachgewiesen werden". Dass die Sammlung der Unterschriften etwas bewirkt, glaubt Sauer nicht: "Vor dem Gesetz sind einfach alle gleich."