Festakt in Dessau: Festakt in Dessau: Kochen für den Präsidenten

Dessau/MZ - Die Karte ist geschrieben. Zweierlei Fischröllchen mit süßer Gurke und Brotchip. Schweinefilet mit Kräutersaitling im Tramizinermantel, Suppe von der Charanteymelone. Wenn am Freitag Bundespräsident Joachim Gauck nach Dessau kommt, will die Stadt nicht nur mit dem Meisterhaus-Ensemble punkten, rund um das wiederaufgebaute Welterbe soll es auch leckeres Essen geben. Verantwortlich dafür ist Nico Weiland, der Küchenchef im Dessauer Restaurant „Altes Theater“.

Weiland führt dort seit Dezember das kulinarische Regime. Der junge Koch war damals nach einem Arbeitsaufenthalt in Norwegen und einigen beruflichen Unwägbarkeiten wieder in die Heimat und an den Herd zurückgekehrt - und kümmert sich nun um das Catering zur Meisterhaus-Eröffnung. „So etwas macht man nicht alle Tage“, sagt der Koch und gibt damit zu: Etwas Aufregung ist vor dem morgigen Freitag spürbar.

Und weil der Job eben nicht alltäglich ist, hatte Jörg Folta, Chef des Restaurants „Altes Theater“, Kontakt zu Thomas Wolffgang, Küchenmeister, Lehrer an den Berufsbildenden Schulen II in Dessau und Vorsitzender des Kochvereins Anhalt-Dessau, gesucht. „Ursprünglich wollten wir uns gern als Verein einbringen“, erinnert sich Wolffgang. „Als ich aber mit Andreas Heide, Vereinsmitglied, aber eben auch Leiter der Berufsschule, darüber gesprochen habe, sind wir schnell auf die Idee gekommen, dass das eine gute Möglichkeit ist, für einen Ausbildungsberuf in der Gastronomie zu werben.“

Gesagt getan. Und da beginnt eine filmreife Geschichte eigentlich erst: Denn der Berufsschullehrer unterrichtet seit einiger Zeit keine Koch-Azubis mehr, sondern Schüler, die im Rahmen eines Berufsvorbereitungsjahres nach Perspektiven suchen, junge Leute also, deren Ausbildungsweg aus den verschiedensten Gründen nicht ganz gerade verlaufen ist. Innerhalb eines Schuljahres bietet die Dessauer Berufsbildende Schule II Orientierung an, können die Schüler zwei Bereiche kennenlernen.

Zehn von ihnen haben sich im zweiten Halbjahr für die Richtung „Ernährung und Hauswirtschaft“ entschieden. Zwei wollen inzwischen sogar Koch werden. Das wertet Thomas Wolffgang als echten Erfolg. „Am Anfang des Schuljahres konnte sich niemand in der Klasse eine berufliche Zukunft im Gastrogewerbe vorstellen.“ Philipp Rögnitz und Philipp Badina können das inzwischen. Die beiden Namensvettern, 17 und 18 Jahre alt und aus Dessau, gehören zum zehnköpfigen Team, das in dieser Woche unter der Regie ihres Lehrers und Küchenchefs für Bundespräsident Gauck nicht nur kocht. Beide werden auch am Freitag beim Empfang vor Ort sein. „Es geht dabei um Wertschätzung“, erklärt Thomas Wolffgang die Idee hinter der Kooperation, während die Jungs Gemüse schnippeln.

Nico Weiland freut sich über die tatkräftige Unterstützung der Schüler und schätzt das übermäßige Engagement des Berufsschullehrers für seine Profession. Weiland ist selbst ein Absolvent der Schule von Thomas Wolffgang und steht bis heute mit dem Lehrer in Kontakt. Gemeinsam mit ihm hat er das Fingerfood für den Festakt entwickelt. Das ist eigentlich geheim oder mindestens eine Überraschung. Drei Leckereien haben beide verraten. „Wir hoffen, dass es allen schmeckt“, sagt Wolffgang. Philipp Rögnitz und Philipp Badina, die angehenden Köche, nicken nur - und sehnen den Freitag herbei. „So etwas macht man ja nicht alle Tage.“ Genau.