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Eltern beschweren sich beim Kultusminister Eltern beschweren sich beim Kultusminister: Erste Klasse verliert Lehrerin

Von Carla Hanus 21.07.2003, 14:56

Dessau/MZ. - Unterrichten wird die bisherige Klassenlehrerin der 1b ab August für ein Jahr in Coswig. Abgeordnet.

Eine Entscheidung, die die Eltern der Kinder aus Waldersee und Mildensee empört. Auch wenn sie vielleicht nichts mehr rückgängig machen können, haben sie sich in einem Brief an den Kultusminister gewandt. "Zumindest auf diesen Umstand aufmerksam machen wollen wir", erklärt Angela Fromm an dem Ferienabend, an dem noch einmal einige Mütter zusammenkommen. "Denn es sind wieder einmal die Jüngsten, die offensichtlich nichts zählen."

Die Mutter eines Jungen in der künftigen 2b erinnert daran, dass in den Rahmenrichtlinien die erste und die zweite Klasse als eine Einheit bewertet werden und die Lernziele entsprechend erst für das Ende des zweiten Schuljahres formuliert seien. Danach überlege sich eine Lehrerin doch ihre Methodik und ihre Ansätze. Übergreifende Themen könnte diese ja auch nach den Sommerferien fortsetzen. Doch diese Kontinuität werde nun zerstört, ärgert sich die Mildenseerin.

Neben dieser fachlichen Seite, die für alle Abc-Schützen zutrifft, sehen die Eltern der 2b aber noch einen besonderen Aspekt. "Unsere Kinder haben ein ganz anderes Schuljahr hinter sich als normal", sagt Annett Ehrentraut. Kaum waren die Mädchen und Jungen eingeschult, kam das Hochwasser. "Wir sind deswegen drei Mal umgezogen", erinnert die Walderseerin. Bei dem ewigen Hin und Her sei die Klassenlehrerin so lieb und fürsorglich auf jeden einzelnen eingegangen, dass sie Kindern und Eltern einen Halt bot. Auch als selbst die Schule nach Mildensee umziehen musste.

Mit Rücksicht auf die außergewöhnliche Situation der Kinder habe die Klassenlehrerin auf solche Themen wie "Mein Zuhause" oder "Mein Schulweg" verzichtet, nennt Annett Ehrentraut nur ein Beispiel aus dem Unterricht.

Gleich fällt ihr noch der ursprünglich im vorigen Jahr geplante Aufenthalt im Schullandheim ein, bei dem die Lehrerin ihre Schützlinge kennen lernen wollte. Diese gemeinsame Aktivität, die im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fiel, hätte es nun in der zweiten Klasse geben sollen.

Dafür waren die Kinder mit ihrer Lehrerin an der Nordsee, wirft Carola Ryl ein. "Mit einer ersten Klasse weg zu fahren, das ist mutig", denkt sie. "Aber es hat keiner geweint, dass er nach Hause wollte." Die Walderseerin, deren Tochter zur Klasse gehört, ist froh, dass Frau Höhne so viel Zeit und Kraft investiert hat und zählt auf, wo die Kinder noch überall waren: im Ballett "Der Nussknacker", in der Weihnachtsrevue in der Marienkirche, im Puppentheater, in der Biberfreianlage, vor kurzem gab es eine Lesenacht.

"Es gibt viele gute Lehrerinnen", sagt Angela Fromm. "Doch sie ist eine besondere Lehrerin." Carola Ryl setzt hinzu: "Die Kinder gehen für diese Lehrerin zur Schule."

Um so schmerzlicher werde es für die Kinder sein, wenn sie zum Schuljahresbeginn eine andere Lehrerin sehen werden, sind sich die Eltern sicher. "Auch wenn die nachfolgende Lehrerin genau so liebevoll ist und die Kinder von uns Eltern unterstützt werden, das Gefühl der Kinder, im Stich gelassen zu werden, wird bleiben", heißt es im Brief an den Kultusminister.

Bärbel Spitzer, der Dezernentin für Grundschulen am Staatlichen Schulamt, ist der Sachverhalt sehr wohl bekannt. Sie habe diese Abordnung nur sehr ungern vorgeschlagen, sagt sie, auch die Schulleiterin habe sich damit schwer getan. Aber sie habe aus schulfachlicher Sicht keine andere Möglichkeit gesehen. Die Coswiger Schule brauchte dringend einen ausgebildeten Sportlehrer. Nach einem langen Gespräch habe sich auch Jana Höhne einverstanden erklärt.