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Einwohnerversammlung in Serno Einwohnerversammlung in Serno: «Haben wir denn eine Wahl?»

Von Stefanie Hommers 12.03.2004, 19:09

Serno/MZ. - Sernos Bürgermeister Peter Nössler sieht im Wesentlichen zwei mögliche Varianten für die Zukunft der Kommune, die zur Verwaltungsgemeinschaft Rosseltal gehört. Nachdem die bislang favorisierte Erweiterung des Rosseltals durch Zusammenschluss mit mehreren, derzeit zur Verwaltungsgemeinschaft Coswig gehörenden Gemeinden nicht den Segen des Landes fand, heißen die Alternativen Eingemeindung nach Roßlau oder aber Bildung einer Verwaltungsgemeinschaft mit Coswig. Nössler lässt keinen Zweifel daran, dass er den zweiten Weg bevorzugt. Ein eigener Gemeinderat, politische Autonomie und das Fortbestehen der Finanzhoheit sind seine wesentlichen Argumente pro Coswig. "Im Roßlauer Stadrat würden unsere Interessen doch untergehen", so Nösslers Befürchtung.

"Die politische Selbständigkeit wird doch jetzt schon teuer erkauft", hält Michael Antal dagegen. Und der Preis ist nach Ansicht des Rosseltal-Kämmerers deutlich zu hoch, wie die diesjährige 25-prozentige Erhöhung der Grundsteuer in der Gemeinde beweise. Die Handlungsspielräume seien bei einem Zusammenschluss mit dem finanziell besser gestellten Roßlau einfach größer, glaubt Antal.

Indes hat die Sache einen Haken: Eine Eingemeindung nach Roßlau ist nur möglich, wenn es einen gemeinsamen Grenzpunkt gibt. Sollten sich also Ragösen und Thießen gegen Roßlau entscheiden, wäre auch Serno diese Lösung automatisch verwehrt.

"Haben wir denn überhaupt eine Wahl?", lautet die bange Frage eines Anwesenden. Und für Wolfgang Linz liegt das eigentliche Problem denn auch in der fehlenden Kooperation der betroffenen Gemeinden. "Es ist doch typisch, dass die Gemeinden und ihre Bürgermeister nicht in der Lage sind, eine gemeinsame Lösung zu finden. Wenn ihnen das gelänge, hätte ihre Stimme auch mehr Gewicht."

Das will jedoch Peter Nössler so nicht stehen lassen. Natürlich stehe er regelmäßig in Kontakt zu den betreffenden Bürgermeistern, aber es gelte nun einmal die kommunale Selbstverwaltung, und schon innerhalb eines Gemeinderates gebe es häufig weit auseinandergehende Positionen. Letztlich gelte: "Jeder stirbt oder lebt für sich allein."

Worte, bei denen Rolf Petrasch verständnisvoll nickt. "Wir schweigen uns doch nicht an, aber ob Gespräche letztlich Erfolg haben, kann man nicht voraussehen; die Situation ist schwierig", urteilt der Bürgermeister von Hundeluft. Petrasch führt indes noch eine andere Variante ins Feld. Dass das Land die Stadt Roßlau beauftragen könnte, eine Trägergemeinde mit den Mitgliedern der Verwaltungsgemeinschaft Rosseltal zu gründen, hält er für "durchaus möglich".

Die Einwohnerversammlung seiner Gemeinde hat Petrasch an diesem Abend noch vor sich. So bieten die hitzigen Diskussionen im Sernoer Gemeinschaftshaus einen Vorgeschmack auf das, was ihn am Freitagabend erwartete.