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Die MZ öffnet Türen Die MZ öffnet Türen: Luther-Sprüche im Duft von Tee-Gemisch

Von Paul Spengler 08.12.2003, 16:32

Bernburg/MZ. - Wer dieses Ladenlokal betritt, beginnt mit einiger Sicherheit erst einmal zu schnuppern. Zahllose Teesorten entfalten ein Gemisch von Aromen, die den ganzen Verkaufsraum ausfüllen. "Teekunden haben ganz bestimmte Vorlieben", weiß Kwaschik.

Nachdem so manches Teegeschäft in der Saalestadt wieder geschlossen hat, bekommt der Kunsthandwerker auf diese Weise auch andere Kunden ins Haus. "Eigentlich möchte ich ja Töpfer sein", verrät Kwaschik. Überraschen kann das nicht. Über das Töpferhandwerk hat sich der 59-jährige gebürtige Wittenberger schließlich einen Namen in Bernburg gemacht. Anfangs als Gestaltungstherapeut im Landeskrankenhaus, später mit eigener Werkstatt.

So etwas wie ein Markenzeichen von Kwaschik sind seine Röhren-Steck-Gruppen geworden. Dabei stehen drei oder mehr unglasierte Röhren lose auf einer glasierten Unterschale. "Man kann mit wenigen Blüten und Stengeln etwas zaubern", erklärt sich der Töpfer den Erfolg dieser bewährten Kreation, die sich von anderer Töpferware deutlich unterscheidet.

Die Steck-Gruppen sind auch ein Ergebnis der Töpfer-Märkte, auf denen der Bernburger präsent ist. "Je mehr Stände da sind, umso wichtiger ist es, dass man sich von anderen Anbietern unterscheidet", erzählt Kwaschik.

Es schwingt jedoch ein spürbares Bedauern in der Stimme mit, dass zu viel Vielfalt nicht dem Markt entspricht. "Durch die Märkte bin ich gezwungen, einseitig zu werden", schätzt der Töpfer die Situation ein. In drei Jahren will Michael Kwaschik seinen Laden tatsächlich schließen, wenn es die Verhältnisse zulassen. Mancher wird ihn dann sicherlich im Stadtbild vermissen. Vermissen wird mancher auch Sprüche, die auf Motivtassen wie diesen zu lesen sind. "Es gibt nur eine gute Frau, aber jeder meint, er habe sie", ist da auf einer Tasse zu lesen.

Auf einem Weinkühler ist Platz für den Gedankenschlenker eines mutigen Mannes. "Der Wein ist stark, der König stärker, die Weiber noch stärker, aber die Wahrheit am allerstärksten", steht da geschrieben. Der Spruch stammt von Martin Luther. Das ist der gebürtige Wittenberger Protestant seinem Reformator nun doch schuldig.